Heinrich Lotz: Kindheit und Schulzeit

Heinrich Lotz kommt in 1873 Hersfeld zur Welt. In seiner Vaterstadt verbringt der spätere Geologe in Deutsch-Südwestafrika die Kindheit und Schulzeit.

Heinrich Lotz kommt in 1873 Hersfeld zur Welt. In seiner Vaterstadt verbringt der spätere Geologe in Deutsch-Südwestafrika die Kindheit und Schulzeit.

Heinrich Lotz kommt in 1873 Hersfeld zur Welt. In seiner Vaterstadt verbringt der spätere Geologe in Deutsch-Südwestafrika die Kindheit und Schulzeit.

Diesen Lebenslauf verfaßte Dr. Heinrich Lotz bald nach seiner Rückkehr aus Südwestafrika im Jahr 1923. Dies ist Teil 1 von 4.

Ich wurde als zweiter Sohn und als jüngstes Kind im Februar 1873 geboren, mein Vater war, der Dorfschule in (?) entwachsen, zum Kaufmann Fischer (im späteren Pfarr'schen Haus) in die Lehre gegangen und hatte dann als Commis und zuletzt als Reisender einer Firma in Hannoversch-Münden gearbeitet, hatte dabei seine spätere Frau, eine Tochter des Landwirts und Kaufmanns Nöll in Treysa. kennengelernt und 1866 geheiratet. Er eröffnete zu gleicher Zeit sein Geschäft in der Breitenstrasse, das noch heute seinen Namen trägt, auch beim zweiten Nachfolger. Ich habe ebenso wie mein nur 1 1/4 Jahre älterer Bruder die Volksschule unter Heeger und Reichard besucht, wurde aber im zweiten Schuljahr schwer krank (Unterleibs- und Brustfellentzündung), so daß ich der Schule über ein Jahr fern blieb. 1883 kam ich aber mit etwas Nachhilfeunterricht glücklich durch und habe dann ohne Aufenthalt alle Gymnasialklassen bis zum Maturus Ostern 1891 durchlaufen. Vom Turnen meistens dispensiert war ich ein schmächtiges Bürschchen, von früh an den Naturwissenschaften zugeneigt hat mich in der Quarta der frisch nach Hersfeld versetzte Hilfslehrer Dr. Stauern (?) besonders gefördert und meine Mutter veranlaßt, mir Brehms Tierleben (Volksausgabe) zu schenken, er hat die Klasse auf eine Exkursion nach Pichelsdorf geführt und unsere Sammelleidenschaft besonders gefördert. Mit meinem Klassenkameraden Fritz Sauer und dessen jüngerem Bruder, dem Tutz, fingen wir Schmetterlinge am Schinderhaus im Manstriesch und Eidechsen und Schlangen oben am Waldrand des Wehmbergs, zwischendurch suchten wir den Muschelkalkstreifen zwischen Manstriesch und Heenes nach Versteinungen ab. Als ich nach langen Jahren mich in Berlin 1895 dem Turnlehrerexamen unterzog und die schriftliche Arbeit in einem großen Klassenraum erledigte, saß plötzlich Fritz Sauer hinter mir, der Kaufmann geworden und in dem Hannoverschen Turnklub eine Berühmtheit war, jetzt auch sein Turnlehrerexamen ablegen wollte. In den unteren Klassen habe ich damals alle Afrikabücher, wie überhaupt alle Reisewerke verschlungen, es war die Zeit, als Stanley seine Reisen ausführte und unsere Deutschen Kolonien erworben wurden. Mutter Sauer nannte mich nur den Afrikareisenden. Ich hatte aber auch Interesse für Geschichte; zurückblickend vermisse ich, daß in dem sonst sehr guten Geschichteunterricht bei Professor Hafner niemals die Geschichte unserer Heimatstadt erwähnt wurde. Unsere Gymnasialzeit war eine sorglose, wunderschöne Zeit: die Turnfahrten nach dem Meissner, dem Teutoburger Wald und nach Ems und dem Rhein, wo wir vor dem ehrwürdigen Kaiser Wilhelm I. vorbeimarschieren durften, stehen mir noch heute in guter Erinnerung. Daß wir das Sedanfest in großem Rahmen unter Berg’s Leitung durch sorgfältig eingeübte Freiübungen, Reigen mit Musikbegleitung und Vorturnen an einigen Geräten draußen im Freien, meist im Manstriesch begingen, lag im Zuge der Zeit. wir hatten alle noch die Zeit der Reichsgründung im Unterbewußtsein, die unsere Väter mit errungen hatten im Krieg 1870/71, der Kaiser und seine Polarien standen noch lebend vor uns. Die Gedichte jener Zeit hatten wir bei Sedanfeiern oder an Kaisers Geburtstag vorzutragen. Patriotische Themen lieferten häufig genug das Thema unserer Aufsätze und Reden. Das Jahr 1888 brachte dann den Einschnitt in jene Zeit: drei Kaiser in einem Jahr, mit Wilhelm II. brach eine neue Zeit an, das stand uns allen sehr deutlich vor Augen. Daß wir keine Musterschüler waren, ist klar, ich erinnere mich sehr ungern an eine nicht verdiente, mehrstündige Arreststrafe. weil ich mit meiner Mutter ein „Konzert" auf Wolf's Felsenkeller besucht hatte, ohne den Ordinarius zu fragen. Und in der Prima wurden wir: alle Schüler der Ober- und Unterprima, einschließlich der stärken sogenannten Centralprima mit dem Consilium abcunde und 4 Stunden Karzer bestraft, weil wir am Tage vor Ferienbeginn der Einladung der nachträglich in die Oberprima versetzten Centralprimaner zu einer Kneipe im Felsenkeller ausnahmslos gefolgt waren. Einige Teilnehmer hatten auf dem Nachhauseweg gelärmt, mit den Nachtwächtern Krach bekommen und wurden angezeigt. Als die anderen am nächsten Morgen in die Sommerferien abziehen konnten, mußten wir dableiben, bis das Urteil gefällt war. Danach saßen wir nachmittags alle zusammen die 4 Stunden Karzer ab in einem Klassenraum unter Prof. Schmidt's gütiger Leitung, der in dieser Zeit kalligrafisch die vielen Benachrichtigungen an die werten Eltern schrieb. die wir mit nach Hause nehmen mußten. (...)


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