Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund

Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund: Fritz Jaeger und Leo Waibel: Swakopmund 1918. Oberes Bild: Blick nach Norden. Unten: Das Bezirksamt, davor das Marineehrenmal.

Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund: Fritz Jaeger und Leo Waibel: Swakopmund 1918. Oberes Bild: Blick nach Norden. Unten: Das Bezirksamt, davor das Marineehrenmal.

Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund:Swakopmund 1918. Oberes Bild: das Krankenhaus. Unten: Das Gebäude der Afrika-Bank.

Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund:Swakopmund 1918. Oberes Bild: das Krankenhaus. Unten: Das Gebäude der Afrika-Bank.

Fritz Jaeger und Leo Waibel: Anlage, Architektur und Klima von Swakopmund. Dies ist der zweite Teil der Erinnerungen an die frühere Hafenstadt im Jahr 1918.

Fritz Jaeger fühlte sich in Swakopmund wohl. Dies vermitteln seine Beschreibungen der Anlagen, der Architektur und des besonderen Klimas der Seestadt, die 1918, als er mit Leo Waibel wiederholt zu Besuch war, kaum noch Hafenbetrieb verzeichnete.

Gegen die Störungen des Hochlandklimas (Herzaffektionen) und zur Vermeidung von Fieber in der Regenzeit wird Swakopmund als Erholungsplatz gern besucht. Doch kann man sich, wenn man empfindlich ist, auch leicht erkälten. Dazu kommen die Darmkrankheiten der Küste, wohl hauptsächlich wegen des salzhaltigen Wassers. Doch akklimatisiert sich auch der Binnenländer rasch. Seinen Charakter als Hafenstadt zeigt Swakopmund heute, wo der Hafenverkehr gänzlich aufgehört hat, noch darin, daß hier eine Anzahl Großfirmen, welche Ein- und Ausfuhr besorgen, ihren Sitz haben, wie die Kolonialgesellschaft, Woermann, Brock & Co., Bödiker, Wecke & Voigts, von Tippeiskirch, die Afrikabank, die Bodenkreditbank, einige Spediteure. Das Zollamt, das Hafenamt, die Woermannlinie und die genannten Firmen bildeten den Grundstock der Ansiedlung. Dazu kommt noch eine Anzahl von Gasthäusern, industriellen Anlagen und kommen die Handwerker, Geschäftsleute, Behörden und Missionen, die zu jeder größeren Ansiedlung gehören. Von den industriellen Betrieben nenne ich den Brückenbau, das städtische Wasserwerk, das Elektrizitätswerk, die Brauerei und die Schnapsbrennerei. Der Brückenbau und die Schnapsbrennerei sind jetzt nicht im Betrieb. Swakopmund hatte vor dem Kriege etwa 1200 weiße Einwohner. Die Eingeborenen wohnten hier in besonderen Häuschen auf den Grundstücken ihrer Arbeitgeber. Erst während der englischen Besetzung ist eine getrennte Eingeborenenwerft angelegt worden, wie es in allen anderen Städten des Landes von jeher war. Swakopmund ist ein freundliches, sauberes Städtchen. Die meisten Häuser liegen auf der erwähnten sandigen Terrasse, einige auch an ihrem Abfall nach dem Strand oder nach dem Swakop. Die breiten Straßen besitzen manche stattliche schöne Gebäude, wie die Kirche, die Schule, die Afrikabank, das Haus von Woerman, Brock & Co. Dieses hat einen großen Lichthof, der von einem Säulengang umschlossen und mit Bäumen bepflanzt ist, sodaß er an einen Klosterhof erinnert. Der hohe Turm dieses Hauses ist nächst dem Leuchtturm ein Wahrzeichen der Stadt für die Schiffer. Auch die kleineren Häuser sehen meist nett aus. Die Stadt ist viel schöner angelegt als die andere Wüstenstadt Lüderitzbucht, die allerdings an natürlicher Schönheit der Lage Swakopmund weit übertrifft. Die Freundlichkeit der Straßen hat man erhöht durch Anpflanzung von Bäumen, einer Art mit sukkulenten Blättern, die sehr gut gedeiht. Selbst im Kriegsjahr, als sie nicht begossen wurden, haben die meisten durchgehalten. Die Swakopmunder nennen sie Kapweiden, während man sonst im Lande die Acacia cyanophylla mit diesem Namen belegt. Auch viele Gärtchen sind vorhanden, in denen Geranien und andere Blumen, auch Gemüse bei guter Pflege prächtig gedeihen. Das Straßenbild können sie allerdings selten verschönern, da sie zum Windschutz meist mit dichten Bretterzäunen umgeben sind. Was bei gutem Begießen hier in der Wüste alles wächst, kann man besonders am Friedhof sehen, dem freundlichsten des ganzen Schutzgebietes. Die Terrasse, auf der Swakopmund liegt, ist von grobem Sand bedeckt. Es ist mühsam, hindurch zu waten oder zu fahren. Die Straßen zu pflastern würde unerschwinglich teuer sein. Aber man hat sich geschickt den Verhältnissen angepaßt. Durch jede Straße und in viele Hofreiten hinein geht ein Feldbahngeleise, auf dem Feldbahnwägelchen laufen, von einem oder zwei Pferden gezogen. Alle größeren Firmen und Spediteure haben eigene Wagen. Der gesamte Wagenverkehr der Stadt vollzieht sich so, von den Leichenbegängnissen bis zur Abfuhr. Die Wagen, die von außerhalb durch die Namib kommen, sind besonders für den tiefen Sand gebaut, sie haben 12-15 cm breite Radreifen, damit sie weniger einsinken. Alle Swakopfarmer haben solche Gefährte. Für die Fußgänger sind längs der Häuser und an Uebergängen auch quer über die breiten Straßen hinweg Bürgersteige aus Brettern gelegt. In dem regenlosen Klima faulen die Bretter nicht, es geht sich gut darauf. Straßenschmutz gibt es in Swakopmund nicht, alles ist sauberer Sand, der morgens von den Brettersteigen weggefegt wird. Staub gibt es in der feuchten Luft auch nicht, wenn nicht gerade der Ostwind kommt, was in den Wintermonaten an einigen Tagen der Fall ist. Das ganze Swakopmunder Leben hat sich im Kriege sehr geändert. Während des Krieges wurde die Stadt von den Einwohnern verlassen und dann von englischen Truppen besetzt. Nachdem sie wieder bezogen war, hatte sie aufgehört, Hafenstadt zu sein. Sie wurde weit mehr als früher Bade- und Erholungsort, da die Erholungsbedürftigen nicht nach der Heimat reisen konnten. Der Strand, der früher vom Zoll eingenommen war, und die Landungsbrücke dienen den Spaziergängern. Die Brücke ist dauernd besetzt von Leuten, die sich mit der Angel etwas in den Kochtopf fischen oder durch Verkauf von Fischen einen Zuschuß zum Lebensunterhalt gewinnen wollen. Die frischen Fische gehören zu den im Inland zumeist unbekannten Genüssen von Swakopmund.


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