Augenblicke aus dem Leben in Namibia

Liebe zum namibischen Detail in 30 ganzseitigen Illustrationen
Volkmann, Mary Jane
11069
99916-0-097-3
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€29.95 *
Augenblicke aus dem Leben in Namibia

Autorin: Mary Jane Volkmann
Verlag: Gamsberg Macmillan
Windhoek, 1997
ISBN 99916-0-097-3
Kartoneinband, 25x22 cm, 66 Seiten, 30 Farbillustrationen. 1 Karte


Beschreibung:

Liebe zum namibischen Detail könnte man diesen Bildband mit 30 ganzseitigen Illustrationen und kurzen Bildtexten nennen.

Akribisch, aber ohne Pedanterie, führt die Malerin realistische Szenen aus dem Alltagsleben zwischen dem kargen Süden und dem eher üppigen Ost-Caprivi vor.

Besonders kennzeichnend ist die charakteristische Wiedergabe der Gesichter der einzelnen Menschen. Auf den ersten Blick scheint es sich bei den Zeichnungen in Wasserfarben um Farbfotos zu handeln.


Über die Autorin:

Mary Jane Volkmann ist eine naturverbundene, international anerkannte Künstlerin, die viele Jahre in Namibia und Südafrika gelebt und gearbeitet hat.

Wenn Sie sich für ihre künstlerische Arbeit interessieren, besuchen Sie doch einmal ihre sehr interessante und stets aktuell gehaltene Internetseite www.maryjanevolkmann.com.


Aus dem Vorwort:

Heute, nach viereinhalb Jahren, habe ich die letzten Bilder zu diesem Buch fertig gemalt.

Ich höre mit gemischten Gefühlen auf zu malen, denn immer gibt es noch einen Winkel zu erforschen, einen weiteren faszinierenden Aspekt des Lebens in Namibia zu betrachten, zu bedenken und darzustellen.

Der Fortschritt treibt Straßen und Entwicklungsprojekte in die entlegensten Gebiete des Landes und verändert die Lebensweise der Menschen über Nacht.

Aus diesem schnellen Wandel wurde der Auftrag zu den vorliegenden Gemälden geboren: ich sollte versuchen, Augenblicke im Leben der Menschen Namibias zu diesem Zeitpunkt der Veränderungen einzufangen.

Die ersten 24 Jahre meines Lebens verbrachte ich in amerikanischen Großstädten. Die einzigen Neuerungen, die meine Lebensweise damals wesentlich zu beeinflussen schienen, waren Tonbandkassetten, Taschenrechner und Computer.

Was geht in einem Bewohner eines abgelegenen Dorfes vor, zu dessen Wohnort auf einmal eine asphaltierte Straße führt, wo es plötzlich fließend Wasser und Elektrizität gibt und Läden, die alle nur vorstellbaren Waren anbieten, all das innerhalb nur weniger Jahre?

Was wird aus Sitten und Gebräuchen, aus dem Gemeinschaftsleben, das sich um das tägliche Wasserschöpfen aus dem tiefen Gemeinschaftsbrunnen drehte, das nun überflüssig geworden ist? Aus den Liedern, dem Rhythmus und den Tänzen der Frauen beim Stampfen der Mahangu-Hirse oder des Mais', wenn Mühlen diese Aufgabe übernehmen?

Wie berührt es das Leben der traditionellen Familie auf dem Lande, wenn die Frau ihren Mann nicht mehr zu bitten braucht, ihr einen schweren, handgeschnitzten Getreidestößel aus Hartholz zu besorgen, damit sie das Mehl zur Abendmahlzeit stampfen kann, ihn aber stattdessen um Geld bittet, um das Mehl im Laden nebenan zu kaufen?

Wie berührt es dieselbe Familie, wenn der Mann antworten muß: „Es tut mir leid, ich habe keine Arbeit und kann dir deshalb kein Geld geben." In den ländlichen Gebieten Namibias findet man viele traditionelle Heimstätten, die idyllisch in ihre Umgebung eingebettet sind. Über Generationen hinweg haben die Kinder die althergebrachten Bauweisen erlernt.

Sie lernten, sich vorsichtig durch den Busch zu bewegen, Wespen, Schlangen und andere Tiere zu meiden und gerade Zweige oder Stämme zum Bauen zu suchen und das beste Gras zum Dachdecken zu finden. Sie lernten, mit der Axt umzugehen, den Lehm zu mischen und das Staketenwerk der Wände damit zu verputzen.

Infolge der schon viele Jahre währenden Dürre und der sich schnell vermehrenden Bevölkerung sind die natürlichen Baumaterialien aus der Umgebung vielerorts bereits vernichtet. Deshalb sieht man schon in vielen traditionellen Gehöften zunehmend Zementsteinhäuser.

In den entlegensten Orten entstehen Läden und Wohnbauentwicklungen. Früher war die Familie auf alle ihre Mitglieder angewiesen und auf die natürlichen Materialien, die in der näheren Umgebung zu finden waren. Plötzlich müssen sie Material verwenden - ob gekauft oder gespendet - und sind auf handwerkliche Fertigkeiten angewiesen, die von außerhalb kommen müssen und über die sie keine Kontrolle haben. Welche Neuordnung von Familie, Gemeinschaft, Traditionen und Beziehungen wird dadurch bewirkt?

Ich kam im Jahre 1979 nach Namibia (damals Südwestafrika), nachdem ich zuvor fünf Jahre lang in dem kleinen, friedlichen und grünen Königreich der Swasis gelebt hatte. Welch ein Kontrast! Niemand hatte mich vor den Dornen gewarnt. Als ich das erste Mal am Wegesrand aus dem Auto stieg, bohrte sich gleich ein besonders dicker durch meine Sandale in meinen zarten Fuß. Und wie war es trocken! Damals war noch Krieg, die Menschen waren sehr vorsichtig und mißtrauisch.

Viele Teile des Landes durfte man gar nicht oder nur mit einer besonderen Genehmigung besuchen. Einer der ersten Menschen, die ich kennenlernte, war ein Verwandter des Kwanyamakönigs. Er erzählte mir eine aufschlußreiche Geschichte.

Wenn nämlich ein Mann aus seiner Familie sich mit Heiratsplänen trägt, bringt er seine zukünftige Braut in sein Dorf, um sie seiner Mutter vorzustellen. Die drei gehen dann im Veld spazieren. Unterwegs ruft die Mutter: „Sieh dort, sieh doch, ein Hase! Siehst du ihn?" (In Wirklichkeit gibt es aber gar keinen Hasen).

Mutter und Sohn beobachten die Reaktion der zukünftigen Braut. Sagt sie: „ Wo? 0,ja, ich sehe ihn!" dann wissen sie, daß sie sich nur bei der Mutter in ein gutes Licht setzen will. Ich lernte aus dieser bedeutsamen Geschichte, daß man das Vertrauen der traditionsverbundenen Namibier erst nach eingehender Beobachtung und Prüfung erwirbt, besonders als „Zugereiste". [...]