Maskeraden des (Post-)Kolonialismus

Maskeraden des (Post-)Kolonialismus: Verschattete Repräsentationen 'der Anderen' in der deutschsprachigen Literatur und im Film.
Hermes, Stefan
13823
978-3-8260-4090-0
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€39.80 *

Titel: Maskeraden des (Post-)Kolonialismus
Untertitel: Verschattete Repräsentationen 'der Anderen' in der deutschsprachigen Literatur und im Film
Autor: Stefan Hermes
Reihe: Interkulturelle Moderne, Band 1
Herausgeberin: Ortrud Gutjahr
Verlag: Königshausen & Neumann GmbH
Würzburg, 2012
ISBN 9783826040900 / ISBN 978-3-8260-4090-0
Broschur, 16 x 24 cm, 368 Seiten

Über: Maskeraden des (Post-)Kolonialismus

Die Inszenierung der Aneignung von Gebieten weit außerhalb der nationalen Grenzen bei gleichzeitiger Durchsetzung von Verfügungsgewalt über die auf diesem Territorium siedelnden Menschen kann als zentrales Gattungsmerkmal kolonialer Literatur gelten. Dabei weisen Kolonialromane, die bereits wenige Jahre nach dem Eintritt Deutschlands in den Wettbewerb um überseeische Besitzungen zu erscheinen begannen, bei aller Unterschiedlichkeit von Plotmustern und Sujets hinsichtlich der Figurengestaltung ein signifikant wiederkehrendes Muster auf: Die Kolonisatoren werden als individualisierte Figuren mit kennzeichnenden Charaktereigenschaften entworfen, während die Kolonisierten als amorphe Masse oder typisierte Vertreter der indigenen Bevölkerung erscheinen.

Werden die Protagonisten dieser Texte zumeist als Repräsentanten der deutschen Kolonialidee und mithin nationaler Gesinnung und Gesittung profiliert, fungieren die wenigen näher beschriebenen Angehörigen der ansonsten anonym und unbestimmt bleibenden Gruppe der Einheimischen als lebende Beweise ihrer Kolonisierungsbedürftigkeit. Von daher kann als grundlegende Struktur der Kolonialliteratur die explizit exponierte Lfater-Repräsentation der Kolonisierten gelten. Erst durch diese Gewichtung innerhalb des kolonialen Bezie-hungsgefüges werden sie zu >den Anderen<, die im Dienste der kulturellen und insbesondere ethisch-moralischen Aufwertung der Kolonisatoren herbeizitiert werden können. Doch nicht nur das:

Die Inszenierung der autochthonen Bevölkerung als solchermaßen 'ins Dunkel getauchter' Hintergrund für die Problematiken deutscher Siedler, Abenteurer, Händler, Missionare, Ärzte, Krankenschwestern, Kolonialbeamten und Soldaten setzt sich in zahlreichen Texten wie auch Filmen und Fernsehformaten fort, die nach dem Ende der vergleichsweise kurzen deutschen Kolonialzeit entstanden sind und auch heute noch ihr Publikum erreichen. Um aber diese Unter-Repräsentation zu plausibilisieren, werden koloniale Maskeraden inszeniert. Die Maskerade kann in diesem Zusammenhang als komplexes Verfahren des Verbergens von Angst, Aggression und Begehren verstanden werden, das im Dienste sozialer Positionierung und kultureller Differenzzuschreibung steht.

Inhalt: Maskeraden des (Post-)Kolonialismus

Ortrud Gutjahr und Stefan Hermes: Maskeraden des (Post-)Kolonialismus. Eine Einleitung
Birthe Kundrus: Spurensuche. Der deutsche Kolonialismus in kulturgeschichtlicher Perspektive
Ortrud Gutjahr: Koloniale Maskeraden. Frieda von Bülows Romane Ludwig von Rosen und Tropenkoller
Medardus Brehl: >Grenzläufer< und >Mischlinge< . Abgrenzung und Entgrenzung kollektiver Identitäten in der deutschen Kolonialliteratur
Sibylle Benninghoff-Lühl: Die Masken des schwarz-weiß-roten Todes. Verlebendigungen in der frühen deutschen Kolonialliteratur und in Thomas Pynchons V.
Alexander Honold: Menschenfresser / Hungerkünstler. Kafkas literarische Schaustellungen des Fremden
Klaus R. Scherpe: Szenarien des Kolonialismus in den Medien des deutschen Kaiserreichs
Axel Dunker: »Durch die Wüste undsoweiter«. Orient, Orientalismus und der deutsche Kolonialismus der Phantasie
Christiane Weller: Liebe und Arbeit. Zu Überfluss und Mangel im pazifischen Beziehungsgeflecht
Yixu Lü: Authentizität und Maskerade. Erzählstrategien in China-Romanen Paul Lindenbergs
Stefan Hermes: >Leere Räume< - >treue Neger<. Der literarische Kolonialrevanchismus in der Weimarer Republik und im >Dritten Reich<
Hansjörg Bay: Vom Waterberg nach Auschwitz? Kolonialkrieg und Shoa in der Gegenwartsliteratur
Wolfgang Struck: Reenacting Colonialism. Die Wiederkehr des Kolonialismus als Melodram
Evelyn Annuß: Für immer unser Afrika. Zur neokolonialen Modernisierung des deutschen Heimatfilms
Auswahlbibliographie
Forschungsarbeiten zur Geschichte, Kultur und Literatur des (deutschen) Kolonialismus
Zu den Autorinnen und Autoren