Dinteria Nr. 10

Beiträge zur Flora und Vegetation von Südwestafrika
Giess, Willy
05-di-10-1974
In stock
new
€12.80 *

Herausgeber: Wilhelm Giess
Verlag: S.W.A. Wissenschaftl.Gesellschaft
Windhoek, 1974
Broschur, 17x24 cm, 44 Seiten, 2 Karte, 8 Abbildungen


Inhaltsangabe:

- Zwei Fahrten zur Jensenobotrya lossowiana Herre. (W. Giess)

- Report on the plants noted in the course of a trip from Luderitz Bay to Spencer Bay, January 10-21, 1974. (E. R. Robinson and W. Giess)

- Anatomy of the leaves of the Velloziaceae in South Africa and South West Africa and a key based on leaf anatomy. (Hester Coetzee)

- BEOBACHTUNGEN ZUR SÜDWESTER FLORA: Welche Pflanze ist das? (W. Giess)

- Stapelia schinzii Berger & Schlechter x Stapelia kwebensis N.E.Br. (W. Giess)

- Beobachtung zu Aloe dichotoma Masson. (W. Giess)

- Zur Verbreitung von Eragrostis sabinae Launert (W. Giess)

- Ximenia caffra Sonder var. natalensis Sonder (Olacaceae) aus Owambo. Neu für Südwestafrika (W. Giess)


Aus "Zwei Fahrten zur Jensenobotrya lossowiana Herre":

In Sukkulentenkunde IV: 79-81 (1951) veröffentlichte mein Freund Hans Herre sowohl die Gattungs- als auch die Artbeschreibung dieser erst im Jahre 1950 bekannt gewordenen Mesembryanthemacee. Anschliessend auf den Seiten 81-83 schildert Emil Jensen anhand von Fotos anschaulich seine Fahrt zum Fundort Delphinkopf, wie auch die Umstände des Fundes und des Standortes. Da wohl sehr wenigen die Zeitschrift zugänglich ist, scheint es mir angebracht diese Schilderung im Original zu bringen.

„Wenn man Sukkulentenliebhaber ist, ohne Zeit und Gelegenheit zu haben, sich wirklich gründlich zu informieren, dann neigt man leicht dazu, alles, was man an Merkwürdigkeiten findet, als etwas Neues, noch nicht Bekanntes anzusehen und muss sich immer wieder von der exakten Wissenschaft eines Besseren belehren lassen.

So erwartete ich gar nichts anderes, als ich hörte, dass im Dezember 1950 Frau von Budewitz, Lüderitz, bei einem Besuch der Felder der Industrial Diamonds of S.A. (1945) Ltd. vom Delphinkopf an der Spencer Bay ein Mesem mitgebracht hatte, das nach dem Äusseren etwas ganz Neues zu sein schien. Da ich als Angestellter obiger Gesellschaft an Ostern 1951 Gelegenheit hatte, die Spencerbucht zu besuchen, sah ich mich nach dieser neuen Pflanze um, und um es vorauszuschicken, es war tatsächlich etwas Neues.

Abgesehen von den Schwierigkeiten, die Außenstehende haben, überhaupt ins Sperrgebiet zu kommen, ist die Fahrt nach Spencerbay an sich schon eine Expedition. Nur Wagen mit Vierradantrieb und Flugzeugballonreifen sind in der Lage, das Gelände — ,Weg' kann man mit dem besten Willen nicht sagen — zu überwinden. Von Lüderitz anfangs über die berghohen Dünen der Namib bis zur Pfanne bei Hottentotten Bay und dann bei Niedrigwasser am Strande entlang zu unseren Feldern bei Saddle Hill, weiter wieder bei Niedrigwasser am Strande entlang mit Umgehungen von Felspartien und Dünenstrecken bis zu unserem Lager Spencer Bay, das aber immerhin wiederum noch 20 Meilen von der eigentlichen Spencer Bay entfernt ist. Die beigefügten Bilder zeigen die Schwierigkeiten.

Der Delphinkopf, ein etwa 500 Fuß hoher spitzer Gipfel, krönt einen Bergrücken, der ein kleines Tal umschliesst, das nur nach der Bucht hin offen ist und an dessen Strand das Wrack des Guanodampfers „Otavi" träumt. Um den Gipfel zu besteigen, muß man zuerst über den Bergrücken hinweg das Tal gewinnen, um von dort aus den Aufstieg zu beginnen, der fast alpine Mühe verursacht. Wenn man nun gedacht hat, die neue Pflanze schon überall zu finden, so ist man überrascht; denn unten und auch gelegentlich am Aufstieg findet man ein Mesem, das an der ganzen Küste vorkommt. Das verschwindet dann, und wenn man unterhalb einer steilen Wand, welche den Hang des Gipfels im Nordwesten abdeckt, hervortritt, quellen vor einem aus allen Spalten, teils wie Trauben hängend, die Mesems hervor, die ich suchte.

Sie wachsen aber nur hier, und lange Suche an den übrigen Hängen und im Tal brachte kein einziges Exemplar zutage. In ihrer Gesellschaft und auch nur an diesem Platz gedeiht noch in üppigen Exemplaren das Cotyledon hoerleinianum, das sonst in der Lüderitzer Gegend nicht selten ist. Wenn man den Hang betrachtet, der, abgeschlossen von steilen Felsstürzen und abgeschirmt von der Felswand des zweiten Gipfels, daliegt wie am Tage der Welterschaffung, dann kann man verstehen, daß sich in dieser Abgeschie-denheit wohl ein eigenwilliges Mesem entwickeln konnte. Offenbar gibt die abdeckende Wand einen Windschutz, hinter dem Wasserdampf der Brandung und Nebel sich reicher niederschlagen. [...]