Kritische Traditionen: Afrika. Philosophie als Ort der Dekolonisation

Kritische Traditionen: Afrika. Philosophie als Ort der Dekolonisation
Lölke, Ulrich
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388939552X
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€39.95 *

Titel: Kritische Traditionen
Untertitel: Afrika. Philosophie als Ort der Dekolonisation
Autor: Ulrich Lölke
Reihe: Denktraditionen im Dialog: Studien zur Befreiung und Interkulturalität, Band 10
IKO-Verlag
Frankfurt, 2001
ISBN 388939552X / ISBN 9783889395528
Broschur, 15 x 21 cm, 250 Seiten

Über: Kritische Traditionen: Afrika. Philosophie als Ort der Dekolonisation

Die Gewalt, die die Geschichte der Beziehungen Europas zu Afrika von Beginn an prägt, spiegelt sich im Denken insbesondere der abendländischen Philosophie wider. Im westlichen Diskurs ist Afrika Stellvertreter einer radikalen Differenz, des ganz Anderen. Es symbolisiert in seiner "abnormalen Differenz die Identität des Eigenen" (V. Y. Mudimbe). Wie reagiert die Philosophie in Afrika auf ein Denken, daß die eigene Wahrnehmung so nachhaltig beeinflußt hat? Welche unterschiedlichen Perspektiven auf die europäische Geistesgeschichte wurden entwickelt und welche Auswege aus der damit verbundenen epistemologischen Falle gefunden? Mit welchen Mitteln läßt sich die für die afrikanische Entwicklung so fatale Dichotomie von Tradition und Moderne auflösen?

Vorwort: Kritische Traditionen:Afrika. Philosophie als Ort der Dekolonisation:

Vor wenigen Jahren war in einer „Zeitschriften für europäisches Denken" zu lesen: „Sie heißen Kagame, Towa, Ntumba, Mbiti, Oruka, Bodunrin, Hountondji, Sodipo, Wiredu oder Nkrumah. Sie stellen Theorien auf, schreiben Bücher, lehren an Universitäten, diskutieren auf Symposien in aller Welt. Sie stammen aus Ghana, Nigeria, Benin, Zaire, Senegal, Kenia und Ruanda. ... Sie verstehen sich als afrikanische Philosophen. Sie wollen Gott und die Welt und vor allem sich selbst unter neuen Blickwinkeln sehen." Dies ist offenbar der Stil in dem in Deutschland die philosophischen Debatten des afrikanischen Kontinents rezipiert wurden. Ein Stil der seine eigene Geschichte hat und sich nicht bemühen muß diese zu verbergen. Der Autor kommt zu dem abschließenden Urteil: „Inhaltlich aber, substantiell, ist so etwas wie afrikanische Philosophie nicht in Sicht, nicht einmal, wenn man den ohnehin nachgiebigen Philosophiebegriff ins Beliebige ausdehnt." (ebd., S. 341).

Warum wird in Deutschland das Denken und Wissen, das in anderen Kulturen auf anderen Kontinenten entsteht und entstanden ist, so verschwommen wahrgenommen, auf diese Weise abgewertet und häufig in den Bereich der Folklore abgetan? Woher bezieht das abendländische Denken seinen hegemonialen Anspruch auf das Gebiet der Vernunft? Die historische Blockade in der europäischen Philosophiegeschichte wird der Geist als ein geschlossener Strom wahrgenommen, der im antiken griechischen Denken seinen Ursprung hat und seitdem einen Prozeß der Aufklärung vollzieht. Dabei befindet er sich auf einer Wanderung von Osten nach Westen. Von anderen wird die Antike als die Vollendung eines Denkens verstanden und ihre weitere Geschichte als ein Prozeß der Interpretation dieses Denkens. So etablierte sich das Bild einer Philosophie, die sich auf bestimmte Begriffe und Methoden konzentriert und ihre Wahrnehmung auch regional, also auf das Gebiet des Okzidents, beschränkt. [...]