Jäger und Gejagte - Die Buschleute im südlichen Afrika

Sehr attraktiver, hochinformativer Begleitband zur Ausstellung des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg, 07.09.1997 - 04. 01.1998
Boden, G; Erz, M.-T. und T.
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Jäger und Gejagte - Die Buschleute im südlichen Afrika

Autoren: G. Boden; M.-T. und T. Erz
Herausgeber: Stadt Duisburg - Die Öberbürgermeisterin Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg
Duisburg, 1997
Broschur, 21x28 cm, 88 Seiten, 55 Abbildungen


Vorwort von Gernot Tromnau:

Direktor des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg

Auch wenn das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg über keine nennenswerten eigenen ethnologischen Sammlungsbestände verfügt, führt es seit nunmehr zwanzig Jahren mit Unterstützung von verschiedenen Fachmuseen des In- und Auslandes regelmäßig Ausstellungen zu völkerkundlichen Themen durch.

Häufig waren es Eigenproduktionen wie das vorliegende Projekt "Jäger und Gejagte - Die Buschleute im südlichen Afrika", die den Kulturwandel darstellen. Ursprünglich war bei der Planung zu dieser Ausstellung daran gedacht, neben den Buschleuten auch andere Ethnien zu berücksichtigen. Sehr bald überzeugte mich die Ethnologin Gertrud Boden, die für die Bearbeitung des Ausstellungskonzepts gewonnen werden konnte und die selbst nach Namibia und Botswana gereist ist, um für die Ausstellung zu recherchieren, daß wir uns bei der Darstellung der Thematik exemplarisch auf die Buschleute beschränken sollten.

Nicht zuletzt geschah dies durch den glücklichen Umstand, daß das Kultur- und Stadthistorische Museum eine umfangreiche Buschleute-Sammlung - bestehend aus älteren und neuesten Objekten - erwerben konnte. Unser besonderer Dank gilt hierfür Herrn Arnold Huber aus Namibia, der nicht nur die Sammlung für uns zusammengestellt, sondern die Ausstellung auch durch die großzügige Überlassung seiner Fotografien bereichert hat.

Die Ausstellung und die vorliegende Begleitschrift sollen möglichst vielen Museumsbesuchern und Lesern u.a. verdeutlichen, was Menschen bis in die Gegenwart hinein fähig sind, anderen Ethnien anzutun. So wurden und werden Jäger und Sammler in aller Welt oft auf brutalste Weise aus ihren angestammten Territorien verdrängt:

Aus Jägern werden Gejagte. Die Achtung vor der "Andersartigkeit" und der "Kultur" des Nachbarn scheint wohl nur Utopie zu sein. Fast täglich wird uns dies über die Massenmedien vermittelt. Wir dürfen aber eine solche Einstellung nicht hinnehmen und müssen immer wieder - und sei es nur mit so bescheidenen Mitteln, wie es ein Museum mit Ausstellungen und Publikationen tun kann - auf solch menschenunwürdiges Verhalten aufmerksam machen. Frau Gertrud Boden, die das Ausstellungskonzept in vorbildlicher Weise erarbeitet und umgesetzt hat, den Autoren des Begleitbands und allen Leihgebern gilt für ihre Unterstützung unser sehr herzlicher Dank.


Inhalt:

Vorwort von Gernot Tromnau
Wer sind die Buschleute?
Von der "brutalen Bestie" zum "ökologischen Genie"
Stereotype Darstellungen der Buschleute
Die traditionelle Kultur der Zhu-l'hoa-Buschleute
Gejagte Jäger
Über die Geschichte der Buschleute in den Ländern des südlichen Afrika
Die Buschleute heute
Wo Kunst Geschichte macht - Felsbilder im südlichen Afrika
Glossar
Literatur- und Quellenverzeichnis


Aus "Wer sind die Buschleute?":

Der Name "Buschmänner" oder, wie man heute politisch korrekt sagt, "Buschleute" geht zurück auf das holländische "Bosjesmans". So nannten die Kolonisten an der Südspitze Afrikas die kleinen Bevölkerungsgruppen im Hinterland, die als Nomaden umherstreiften und hauptsächlich vom Jagen und Sammeln lebten. Später wurde die Bezeichnung "Buschleute" (engl.: "bushmen"; afrikaans: "boesmans") ohne Rücksicht auf sprachliche und kulturelle Unterschiede ganz allgemein auf Jäger- und Sammlergesellschaften im südlichen Afrika übertragen.

Mit der Entdeckung des Kaps der Guten Hoffnung gegen Ende des 15. Jahrhunderts und seiner allmählichen Besiedlung durch Europäer ab 1652 waren zunächst Bevölkerungsgruppen ins Blickfeld der Kolonisten getreten, die in der Sprache der Kapholländer, dem späteren Afrikaans, als "Hottentotzmans" ("Hottentotten") bezeichnet wurden. Sie besaßen Vieh, vor allem Rinder und Schafe, und zogen mit ihren Herden auf der Suche nach Weidegründen in den küstennahen Regionen des Kaps umher. Je weiter die Kolonisation vordrang, desto öfter kamen die Europäer auch mit kleinen Gruppen in Berührung, die den "Hottentotzmans" zwar in Gestalt und dem Gebrauch einer ungewöhnlichen Schnalzsprache ähnlich zu sein schienen, aber - anders als jene - kein Vieh besaßen, sondern sich von der Jagd und dem Sammeln wildwachsender Pflanzen ernährten.

Der Name "Bosjesmans", den die Kapholländer diesen Menschen gaben, wurde schon bald zum Synonym für Banditen oder Herumtreiber, denn sie raubten gelegentlich das Vieh der "Hottentotten" und auch das der Kolonisten. Bis in unser Jahrhundert hinein behielt dieser Name seine abwertende Nebenbedeutung von Primitivität, unsteter Lebensweise und räuberischem Verhalten.

Er ist außerdem deshalb problematisch, weil unter ihm Menschen zusammengefaßt werden, die weit voneinander entfernt leben, verschiedene Sprachen sprechen und unterschiedliche kulturelle Merkmale entwickelt haben. Nicht zuletzt aufgrund der zum Teil gewaltigen Distanzen zwischen den einzelnen Sozialverbänden hatten die Buschleute in ihrer Geschichte keine Vorstellung von einer ethnisch-kulturellen Gemeinsamkeit und sahen sich selbst nicht als Einheit. In keiner ihrer Sprachen existiert ein Wort, das alle Gruppen einschließt. Erst in allerjüngster Zeit ist ein politisch motiviertes Solidaritätsgefühl unter vielen der heute ungefähr 100.000 Menschen entstanden, die als Buschleute bezeichnet werden.

Armut, soziales Abseits, politische Ohnmacht, Benachteiligung und Ablehnung durch andere Bevölkerungsgruppen sind alltägliche Erfahrungen aller dieser Menschen, unabhängig davon, in welchem Staat des südlichen Afrika sie leben. Die Aktivitäten internationaler Organisationen, Wissenschaftler und anderer, die sich für ihr Schicksal verantwortlich fühlen und um eine Verbesserung ihrer Situation bemüht sind, bewirkten eine größere Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit für die soziale und wirtschaftliche Lage der Buschleute. Darüber hinaus haben eine Reihe von Konferenzen mit Vertretern verschiedener Gruppen der Buschleute in den letzten Jahren dazu beigetragen, daß unter ihnen ein Identitätsbewußtsein heranwächst, welches die sprachlichen und kulturellen Grenzen überschreitet.

Bosjesmans, Buschleute, San, Basarwa und Remote Area Dwellers sind Fremdbezeichnungen, die die Buschleute von ihren weißen und schwarzen Nachbarn erhielten und in denen sich deren Geringschätzung ausdrückt. In den ersten Jahren ihrer Anwesenheit am Kap übernahmen die Holländer aus der Sprache der sich selbst Khoekhoe nennenden "Hottentotten" die Bezeichnung "Sonqua" oder "Soaqua" für die im Hinterland lebenden Jäger und Sammler. Im März 1655 sandte der erste Kommandant am Kap, Jan van Riebeek, den deutschen Johann Wintervogel zur Erkundung des Hinterlandes aus. Wintervogel war wohl der erste Europäer, der mit Buschleuten in Berührung kam und darüber Bericht erstattete. [...]


Dank für Rat, Hinweise und Unterstützung:

Michaela Bachern, Essen
Bernd Christ, Köln
Stefan Eisenhofer, München
Embassy of the Republic of Namibia, Bonn
Andus Emge, Köln
Reinhard Friedrich, Tsintsabis/Namibia
Kipi George, Divundu/Namibia
Birthje Gern, Ghanzi Crafts, Ghanzi/Botswana
Martina Gockel, Köln
Burkhard Hergesell, Duisburg
Robert Hitchcock, University of Nebraska/USA
Casa und Arnold Huber, HXalHoba/Namibia
Kalahari Peoples Fund, Albuquerque/USA
Walter Kapferer, Mosbach
Klaus Keuthmann, Wachtberg-Villiprot
Kgeikani Kweni (First People of the Kalahari),
Ghanzi/Botswana
Heidie Koch, Völkerkundliches Museum der
Vereinigten Evangelischen Mission, Wuppertal
Emy Koen-Emge, Heidelberg
Arthur Krasilnikoff, Lynge/Dänemark
Kuru Development Trust, D'Kar/Botswana
Tilman Lenssen-Erz, Heinrich-Barth-Institut, Köln
Rachel Lodder, Königswinter
Ruth Löffler, Köln
Maiteko Tshwaragano Development Trust,
Hukuntsi/Botswana
Namibische Botschaft, Bonn
Nyae Nyae Farmer's Cooperative, Baraka/Namibia
Nyae Nyae Development Foundation of Namibia,
Windhoek/Namibia
Ombili Foundation, Tsumeb/Namibia
Hella Rabbethge-Schiller, Bushman Art, Rosenheim
Georgia Rakelmann, Gießen
Dietrich Reimer Verlag, Berlin
Stadtbibliothek Duisburg
Axel Thoma, Working Group of Indigenous Minorities
of Southern Africa, Windhoek
Volkshochschule Duisburg
Thomas Widlok, Institut für Völkerkunde, Köln
Friedrich Ostenrath, Zoo Duisburg für Geschenke, Leihgaben
und Reproduktionsgenehmigungen
Ralf Althoff, Duisburg
Arbeitsgruppe Palaver, Institut für Soziologie
der Universität Gießen
Archives ofthe Evangelican Lutheran Church
in the Republic of Namibia, Windhoek
Heinrich-Barth-Institut für Archäologie und Geschichte
Afrikas an der Universität Köln
Bodleian Library, University of Oxford/Großbritannien
Caroline Ledosquet, British Airways
Communications, Frankfurt
Uwe Groer, Köln
Arnold Huber, HXalHoba/Namibia
Klaus Keuthmann, Wachtberg-Villiprot
Emy Koen-Emge, Heidelberg
Kgeikani Kweni (First People of the Kalahari),
Ghanzi/Botswana
Soren Kristensen, Kopenhagen
Kuru Development Trust, D'Kar/Botswana
Rachel Lodder, Königswinter
Maiteko Tshwaragano Development Trust,
Hukuntsi/Botswana
Museum Africa, Johannesburg/Südafrika
Museum für Völkerkunde der Stadt Frankfurt am Main
Museum für Völkerkunde zu Leipzig
National Archives of Namibia, Windhoek/Namibia
Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover
Shirley Ann Pager, Okahandja/Namibia
Dietrich Reimer Verlag, Berlin
Pitt Rivers Museum, University of Oxford/
Großbritannien
Südafrikanische Botschaft, Bonn
Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster
Zoologische Staatssammlung, München