Turnschuhdiplomatie

Turnschuhdiplomatie: Die internationalen sportpolitischen Beziehungen der DDR nach Afrika als besonderer Bestandteil ihrer Außenpolitik (1955-1990).
Lange, Daniel
14011
978-3-98-167835-2
In stock
new
€35.00 *

Titel: Turnschuhdiplomatie
Untertitel: Die internationalen sportpolitischen Beziehungen der DDR nach Afrika als besonderer Bestandteil ihrer Außenpolitik (1955-1990)
Autor: Daniel Lange
Reihe: Wissenschaftliche Fachbuchreihe des ILT
Herausgeber:‎ DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport GmbH
Berlin, 2022
ISBN 9783981678352 / ISBN 978-3-98-167835-2
Broschur, 15 x 21 cm, 602 Seiten

Über: Turnschuhdiplomatie

Auch wenn der Sport der DDR mit seinen Rekorden und Medaillen als eines ihrer weltweiten Aushängeschilder galt, fehlte bisher eine detaillierte Untersuchung ihrer internationalen Sportbeziehungen. Der vorliegende Band 'Turnschuhdiplomatie' holt dies in Form einer erstmaligen außen- und sportpolitischen Kontinentalstudie am Beispiel Afrikas nach und erörtert, welche Rolle die vielfältigen Facetten des Sports in der Afrikapolitik der DDR spielten und mit welchen Interessen diese u.a. in den Bereichen der Diplomatie, der kulturellen Auslandsarbeit, des Leistungssports oder des Außenhandels verknüpft waren. Die 610 Seiten starke Schrift beleuchtet die Zeit von 1955 bis 1990 und stützt sich dabei u.a. auf über 2200, teils erstmals recherchierte Quellen- und Literaturnachweise. Schwerpunkte bilden hierbei u.a. ausführliche Länder- und Regionalstudien für Nordafrika (Ägypten, Algerien), Westafrika (Ghana, Mali, Guinea) sowie zu Äthiopien und Mosambik.

Inhalt: Turnschuhdiplomatie

Das Potenzial internationaler Zusammenarbeit im Sport (Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper)
Fairness, Respekt und Achtung vor den Leistungen der anderen (Dr. Uschi Eid)
Erfolgreicher Ausdruck langjährigen Engagements für Sport und Sportwissenschaft (Prof. Dr. Franz-Michael Binninger und Prof. Dr. Jochen Zinner)
Unmittelbare Wettkampfvorbereitung: „Empfehlung" des Politbüros für Afrika
Einleitung: Forschungsthema, Aufbau der Schrift, Quellenlage und genutzte Archive
Kapitel I - Prolog am Nil: Am Vorabend der Politbüro-Offensive (1955 -1959)
Ursprünge und Umstände früher Sportkontakte nach Afrika
A) Ausgangslage: Akteure und Handlungsfelder - Auslandssport unter Zugriff der SED
1. Innerdeutsche Rivalitäten und diplomatische Hürden
2. Schalthebel der Macht: Außenpolitik und Sport im Parteiapparat
3. Aktionsradius des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA)
4. Stellung und Struktur der Kommandozentrale Deutscher Turn- und Sportbund (DTSB)
5. Auslandsarbeit im Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport (StaKo)
6. Ideologische Maxime der „organischen Verbindung" zwischen Außenpolitik und Sport
B) Im Startblock: Basisfaktoren für das Kräftemessen im Ost-West-Konflikt
1. Erste Tuchfühlung: Über das sowjetische Sprungbrett nach Kairo
2. „Wir gehen ganz bewusst von einer rein technischen, unpolitischen Sportbewegung ab"
2.1. Für „die Ehre der deutschen Nation in Afrika":
Athleten als inszenierte „Patrioten ihres sozialistischen Vaterlandes"
3. Ägyptisches Vorspiel: „Erhöhte Bedeutung" für den politischen Wiegetritt in der Wüste
3.1. Fehlpässe im Sudan: Es geht „nicht einfach um die Frage, ob Fußball gespielt wird"
Zusammenfassende Zwischenbemerkung
Kapitel II - Marathon Richtung Anerkennung: Aufbau und Intensivierung (1960 -1970)
Auf der Suche nach strategischen Mitteln und Methoden für den Umgang mit Afrika im Sport
A) Startschuss: „Gesamtplan" für Afrika - der fremde Erdteil wird zum Top-Thema
Ideologische Solidarität und „allseitige Hilfe" sind für die DDR keine Einbahnstraße
1. Kulturpolitische Offensive, um „das falsche Bild über die DDR zu verwischen"
2. Beginn außereuropäischer Aktivitäten im DTSB
2.1. Erstvisite in Tunesien und Westafrika im Zeichen deutscher Kontraste
2.2. Sportbeschluss für den „Kampf der afrikanischen Völker"
3. „Panzerschranksache" Afrika: Die Diplomatie nimmt den Sport in die Pflicht
3.1. Intermezzo in Monrovia: Der Testpakt mit Liberia schlägt fehl
4. „Länderkämpfe am Brennpunkt der Welt": Sport im Blick der Auslandspropaganda
4.1. Kongo, 1961: „Darüber sollten sich alle Boxsportanhänger mal Gedanken machen"
5. Walter Ulbrichts Frust: In Ghana und Guinea „sind wir nicht vorwärts gekommen"
B) Interne Anlaufschwierigkeiten: Konfliktlinien, Sparzwang und „Zersplitterung"
1. Anpfiff zur Qualifizierung von Sportpersonal in Leipzig (1960-61)
2. Zweiter Vorstoß des DTSB in Westafrika (1960-62)
2.1. Manfred Ewald klärt die Fronten im MfAA und „im Prinzip" alles mit der SED
2.2. Leichtathleten als Unterhändler in Rabat, Bamako, Conakry und Accra
3. Planlos in Afrika: Strategiesuche, Finanzmangel und innere Konflikte (1962-68)
3.1. Körperkultur und Sport „müssen [leitende] politische Funktionäre" ansprechen
3.2. „Politisch dringend notwendige" Sportkurse für Afrika sind 1962 „nicht vertretbar"
3.2.1. Externe Impulse: Kommen 500 ägyptische Sportstudenten nach Leipzig?
3.3. Die fehlende Afrika-Taktik des Sports führt zum Richtungsstreit
3.3.1. Maßnahmen gegen „die zersplitterte und zufällige Arbeit mit Nationalstaaten"
3.3.2. Reformen im Auslandssport: Länderteilung und Koordinierungskommission
3.3.3. Proteste gegen die außenpolitisch „nachteilige Federführung des DTSB"
3.3.4. Langzeitpläne bis 1970 befeuern den „Nervenkrieg" zwischen StaKo und DTSB
4. Konzeptionelle Ausdifferenzierungsprozesse in der Auslandsarbeit des Sports
4.1. Algier im Blick: Initiierung sportwissenschaftlicher Universitätsbeziehungen
4.2. Trainersuche: Personalrekrutierung nur mit „Zustimmung der SED-Kreisleitung"
4.3. Aktivierung und Etablierung eines internationalen Kontaktnetzwerkes
Zusammenfassende Zwischenbemerkung
Kapitel III - Externe Aktionszentren: Fort- und Rückschritte in Schwerpunktländern
Die DDR als Sportakteur in Nord- und Westafrika bis zu ihrem diplomatischen Durchbruch
1. Neue Außenhandelswünsche: „Sind Waren aus der DDR tropenfest?"
2. Für den „größtmöglichen Einfluss der DDR" kulturell in „neue Länder eindringen"
A) Länderfokus Ägypten: Durchbruch, Allianz und Stillstand (1964 -1973)
1. Fehlschlag: Das StaKo ringt vergeblich um ein Staatsabkommen
2. Staatsvisite gegen den „westdeutschen Imperialismus als Wolf im Schafspelz"
2.1. Die erste Afrika-Allianz des DTSB „geht über seine Verhältnisse hinaus"
3. Flaggenstreit und Stimmenfang: Afrika als DDR-Stütze im IOC
3.1. „Geheimnisvoll" unter Funktionären: Schlüsselmoment in Brazzaville?
3.2. Taktische Personalie I: Kontakte nach Kenia - Höhentraining für Mexiko
3.3. Statistische Einschübe: Im Wettkampf mit Afrika
Bilanz A: Fußball - Negativwert gegen Marokko
Bilanz B: Feldhockey (Herren) - Opfer der Leistungssportreform
Bilanz C: Basketball (Herren) - Westafrikanische Kurzbeziehung
Bilanz D: Boxen - Ehrenmedaille für Ugandas Boxfan Nr. 1
3.4. Taktische Personalie II: Jean-Claude Ganga - Kongos Strippenzieher
4. Den „Hauptstörenfried entlarven": Deutsche Dauerrivalität weltweit
4.1. „Angstzustände" in Kairo: Sportexport von „Skandinavien bis Tansania"
4.2. Überblick: „Vertrags"-Basis der Sportbeziehungen mit Ägypten (1965-71)
5. Nahost brennt: Zwischenkriegsphase und Stimmungswandel (1967-73)
5.1. Probleme beim Angriff auf „Schlüsselpositionen" des ägyptischen Sports
5.2. Sportwoche vor der diplomatischen Anerkennung: Die Allianz mit Kairo im Zenit
5.3. Die Stimmung kippt: „Die DDR unterstützt zu wenig, wenn es besonders nötig ist"
5.4. Chronik: Auf- und Abschwung der Sportkontakte mit Ägypten (1967-72)
6. Aktion München 1972: Antibundesdeutsche Olympia-Kampagne auch in Algerien
7. Sudanesische Wünsche: Ein „Olympiadorf für Khartum?
B) Regionalfokus Westafrika: Krisenzone und deutsch-deutscher Zankapfel (1961 -1973)
1. Problemfall Guinea: Exportwünsche zwischen Armut und Personalmangel
1.1. Aus Spielberichten einer Handelsvertretung: „Sich in Berlin von der Vorstellung lösen, dass Guinea nur auf Länderspiele gegen die DDR wartet"
1.1.1. „Für guinesische Verhältnisse normale Ländertreffen" im Basketball
1.1.2. „Kollektive Festigung nötig": Aues „Angriffe gegen den Schiedsrichter"
1.1.3. Jenas „schauspielerische Aktionen": Bloß mit „heilen Knochen nach Hause ..."
1.2. Parade in Conakry: „Einheit aus sportlicher Übung und politischem Willen"
1.3. Zuschüsse aus Bonn werden „der DDR gegenüber offen ausgenutzt"
1.4. Sportlehrermangel: „Körpererziehung nach revolutionären Prinzipien der Partei"
1.5. Anbahnung erster Fachverbandsallianzen (Boxen, Basketball)
2. Streitfall Mali: Im Wüstenstaat gegen die „Bonner Alleinvertretungsanmaßung"
2.1. Allafrikanische Spiele als „Schwerpunkt der Außenpolitik" (1967-69)
2.2. Putsch im Morgengrauen: „Der Gegner dringt auf dem Gebiet des Sports ein"
3. Sorgenfall Ghana: Aufbau, Abbruch und versuchter Neustart (1961-73)
3.1. Fußball-Eklat in Leipzig: „Die ghanesischen Freunde nicht weiter anpöbeln"
3.2. Absage an Accra nach Eingriff aus Moskau: „Die DDR ist kein Fass ohne Boden"
Zusammenfassende Zwischenbemerkung
Kapitel IV - Nach der Anerkennung: Begrenzung, Spezialisierung, Höhenflug (1973 -1979)
Die Diplomatie im Trainingsanzug wird aus der kulturellen Auslandsarbeit herausgelöst
1. „Neue sozialistische Art" des Sports für „hohe Leistungen in den Stadien der Welt"
A) „Konzentration aller Mittel": Wandlungsprozesse der 1970er Jahre
1. Die kulturelle Auslandsarbeit fordert bis 1975 den „maximalen Beitrag" des Sports
2. Erster Nationalstaatenplan des Sports bis 1975
2.1. Internationale Gratisseminare als Lobbyistenzirkel im „wahren Freundesland DDR"
3. Pakt mit Afrikas Sportrat: In München und Lagos „Westdeutschland zuvorkommen"
4. Ideologieschub für die „Kampfebenen" Leistungssport und Auslandsinformation
5. Der DTSB peilt ab 1973 „zielgerichtet bestimmte Sportarten in einzelnen Ländern" an
5.1. Das Außenministerium ist nicht mehr „eingeschaltet":
„Sofortige Ausklammerung" des Sports aus der kulturellen Auslandsarbeit ab 1977
5.2. Weiterer Zuschnitt des Auslandssports auf den DTSB in sechs Schritten
5.2.1. Protokolle der Sportleitung der DDR: Staatsabkommen oder Phantom-Verträge?
5.2.2. Drei Millionen für die Dritte Welt? Das Solidaritätskomitee als Sponsor
B) Außenhandel und Leistungssport: Die Diplomatie gerät ins Abseits

1. „Einheit von Außen- und Außenwirtschaftspolitik" und „Sozialistische Friedens-
politik als bewaffneter Kampf: Veränderte Ziele und ambivalente Interessen ab 1975
1.1. Vor dem Aufschwung: Trotz „Schiffbruch des Imperialismus" steht 1975 in Afrika „die sozialistische Revolution nicht auf der Tagesordnung"
2. Zweiter Nationalstaatenplan bis 1980: Hinterhöfe des Leistungssports gesucht
2.1. Mosambik „kämpft mit nichts in den Händen" „für den neuen Menschen" im Sport
2.2. Äthiopien versinkt im Chaos, stellt aber „Sonne und Berge gerne" bereit
2.2.1. Überblick: Sportabkommen mit Äthiopien (1979-90)
2.3. Libyen gibt sich „gewappnet und unbesiegbar", ist aber keine Alternative
2.4. Algerien hat für den DTSB „Vorrang", was zur diplomatischen Last wird
2.4.1. Der Bau eines Höhentrainingszentrums im Aures-Gebirge scheitert, weil „die DDR kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist"
2.4.2. Der Gehalts- und Vertrags streit um Fachkräfte des Sports führt in die Krise
2.4.3. „Politische Positionen" für die „Sportkader DDR" in Algier
2.4.4. Hinweise auf die Beratung zum Umgang mit Doping
2.5. Umschwung auf kommerzielle Geschäfte: Die Mittag-Kommission und der Sport
2.5.1. Exportzwänge: Höhentraining „auf Verrechnungsbasis"
2.5.2. Im Tausch gegen Kaffee: Turnschuh-Vertrag mit Angola (1978)
Zusammenfassende Zwischenbemerkung
Kapitel V - Auf Talfahrt durch Afrika: Krise und Niedergang (1979 -1990)
Der schleichende Niedergang in den 1980er Jahren in Ausschnitten und Ausblicken
1. Über dem Limit: Afrika soll sich keine neuen Hoffnungen mehr machen
2. Doppelpass am Pulverfass: Die Sportvereinigung Dynamo und Roter Stern Maputo
3. Stichpunkte zum Armee- und Wehrsport
3.1. Flankierung durch die Gesellschaft für Sport und Technik (GST)
4. „Für wen springen die Springböcke?": Schlaglichter zur Apartheid-Debatte
5. Die Stagnation wird spürbar: Nur noch der „höhere ökonomische Nutzen" zählt
5.1. Letzter Nationalstaatenplan 1986-90: Forcierung des immateriellen Ausverkaufs
5.2. Auflösungserscheinungen ab 1988: Die „unberechenbaren, unstetigen" Sportbeziehungen mit Afrika sind „in ihrem Fortbestand gefährdet"
VI. Zusammenfassung und Schluss
VII. Aktenbandverzeichnis verwandter Primärquellen
VII. 1. Quelleneditionen / -Verzeichnisse
VII.2. Zeitgenössische Quellen
VIII. Ausgabenverzeichnis zitierter Fachzeitschriften und Tageszeitungen
IX. Bibliographie
IX. 1. Monographien, Sammelbände, Dissertationen
IX.2. Lexika / Nachschlagewerke
IX.3. Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden
IX.4. Autobiographische Schriften
IX.5. Zeitgenössische Aufsätze und Materialien
X. Abkürzungsverzeichnis
XI. Personenverzeichnis