Titel: Streifzüge durch eine fremde Welt
Untertitel: Untersuchung ausgewählter schriftlicher Zeugnisse deutscher Reisender im südlichen Afrika im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der kulturellen Fremderfahrung
Autorin: Tanja Hemme
Missionsgeschichtliches Archiv, Band 7
Herausgeber: Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte
Franz Steiner Verlag
Stuttgart, 2000
ISBN 9783515075633 / ISBN 978-3-515-07563-3
Broschur, 17 x 24 cm, 250 Seiten
Die aus einer Dissertation hervorgegangene Monographie von Tanja Hemme macht aber die gegenseitigen Bezüge zwischen den angeblich reinen Naturwissenschaften, den Erlebnissen scheinbar interesseloser Reisender und dem vom Pietismus stark geprägten Menschenbild der Mission deutlich. Diese gründlich recherchierte Untersuchung hat von der Auswertung missionsgeschichtlicher Quellen profitiert. Somit wird der Wert missionsgeschichtlicher Quellen für historische und im weitesten Sinne anthropologische Forschungen unterstrichen. Die Veröffentlichung der Arbeit in der Reihe missionsgeschichtlicher Quellen wie auch als Beitrag zur Missionsgeschichte ist im größeren Zusammenhang der interkulturellen Textanalyse zu sehen.
'Streifzüge durch eine fremde Welt: Schriftliche Zeugnisse deutscher Reisender im südl. Afrika im 19. Jahrh. und deren kulturelle Fremderfahrung' hat das Ziel, sich mit der Erfahrung von kultureller Fremde in der Reiseliteratur anhand von ausgewählten Texten auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Begegnung mit dem afrikanischen Kontinent, welcher jahrhundertelang eine besondere Faszination auf Reisende, insbesondere Europäer, ausgeübt hat und dieses auch heute noch ungebrochen tut. Ein Indiz für das nichtabbrechende allgemeine Interesse am Reisen ist der moderne Massentourismus, welcher von der Neugierde des Einzelnen auf das Erlebnis der »Fremde« lebt.
Damals wie heute besteht die Begegnung mit dem »Anderen« aus einer Vielzahl von Fehldeutungen. Die Befangenheit bei der Betrachtung der fremden Kulturen, besonders durch die Menschen des 19. Jahrhunderts, zeigte eine tiefe und enge Verbundenheit mit den Werten und Vorstellungen des eigenen Kulturkreises. Daraus wurde eine Allgemeingültigkeit dieser Maßstäbe für alle Kulturkreise abgeleitet, deshalb wurden andersartige Lebensformen nicht selten im Schwarz-Weiß-Raster wahrgenommen, entweder als positives oder negatives Gegenbild des Eigenen. Aus dieser dichotomischen Perzeption sind in der europäischen Geistesgeschichte durch die Jahrhunderte zahlreiche Mythen, Märchen und kulturphilosophische Entwürfe entstanden.
I Einleitung
1.1 Einführung und Aufbau
1.2 Methodik
1.3 Theoretische Ansätze und Entwicklung der Fremdheitsforschung
1.4 Fremdwahrnehmung in der Reiseliteratur
II Historische Voraussetzungen
II. 1 Entwicklung und Tendenzen der Reiseliteratur vom 17. bis zum 19. Jahrhundert
11. 2 Weltanschauliche Positionen innerhalb der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts
11. 3 Politischer und zeitgeschichtlicher Hintergrund der Reisenden
II. 3a Deutschland
II. 3b Südliches Afrika
III Analyse der Reiseberichte von G. Fritsch, H. Wangemann und E. v. Weber
III. 1 »... freudig bewegt durch die Aussicht auf die mannigfaltigen interessanten Forschungen.« - Reisemotivation und Art des Reisens.
III. 1a Afrika - die wissenschaftliche Herausforderung: Gustav Theodor Fritsch: Drei Jahre in Südafrika (1868)
III. 1b Der Missionar und der »dunkle« Kontinent: Theodor Hermann Wangemann: Ein Reise-Jahr in Südafrika (1868)
III. 1c Im Diamantenfieber - Ernst von Weber: Vier Jahre in Afrika 1871-1875, (1878)
111. 2 «Doch mehr noch als die Großartigkeit selbst reizte mich die Fremde...«. - Darstellung und Bewertung der fremden außereuropäischen Bevölkerung
III. 2a Die Kamera als Auge und Zufluchtsort des reisenden Ethnologen
III. 2b Die Bekehrung der »Heidenvölker«
III. 2c Die Furcht vor der »schwarzen« Masse
111. 3 »Es macht mir große Freude, hier im Innern Afrika unsere prächtige deutsche Reichsfahne in gewaltiger Dimension an hohem Maste flattern zu sehen.« Stellenwert, Beurteilung und Ansichtsweisen der eigenen Kultur
III. 3a Das Europäische als Maßstab aller Dinge
III. 3b Inspekteur und Überwacher der klerikalen Mission
III. 3c »Zivilisierung« und die wirtschaftliche Erschließung des Landes als nationale Aufgabe
III. 4 «... ein reizendes Fleckchen Land, wie ein kleines Paradies.« Raumerfahrung und Naturbeschreibung
III 4a Das Schlaraffenland des Naturforschers
III 4b Der distanzierte Beobachter
III 4c Die Ökonomie der Landschaft und die Erotik der Idylle
IV Auswertung und Schlußfolgerung
V Bibliographie