Die Welt der Kxoe-Buschleute im südlichen Afrika Teil 2

Die Grundlagen des Lebens: Wasser, Sammeln und Jagd, Bodenbau und Tierhaltung
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Die Welt der Kxoe-Buschleute im südlichen Afrika Teil 2

Untertitel: Die Grundlagen des Lebens
Autor: Oswin Köhler
Dietrich Reimer Verlag
Berlin, 1991
Leineneinband mit Schutzumschlag, 21x30 cm, LII und 626 Seiten, 19 farb. Abb., 2 Strichzeichnungen


Beschreibung:

Im zweiten Band über „Die Welt der Kxoe-Buschleute", der TEIL II des Werkes umfaßt, legt der Autor eine umfangreiche Sammlung von Oraltexten vor, die die Grundlagen des Lebens der Kxoe beschreiben.

Den Texten geht ein ausführliches Vorwort voraus, in dem versucht wird, die wichtigsten Phasen der Geschichte des schriftlosen Naturvolkes vor Augen zu führen und zu zeigen, auf welchen Grundlagen das Leben der Jäger und Sammler aufbaut.

Durch das gegen Ende der siebziger Jahre auch bei den Buschleuten am Ostokavango eingeführte Jagdverbot treten aus heutiger Sicht Jagdordnung und Jagdpraktiken in den Hintergrund.

Aus diesem Grunde beginnen die Texte mit der Suche nach Wasser, mit dem Sammeln von Wildfrüchten, mit Angabe des Mondkalenders sowie mit einer Übersicht über die Sammelbeute. Die Kapitel über Raupen- und Insekten-beute und über die Honigsuche leiten zu dem großen Gebiet der Jagd und des Fanges über, das 47 Beutearten und bei der Vogelbeute 53 Vogelarten beschreibt.

An die „Jagd" schließen sich Informationen über Fischfang und die Erbeutung von „Wassertieren" an. Angaben über nicht oder selten bejagte Tiere und allgemeine Speisemeidungen schließen den damit umfangreichsten Teil des Bandes ab.

Ihm folgen Oraltexte über den Bodenbau der Kxoe in Buschgärten und über die Tierhaltung. Einen wichtigen Beitrag zu den Texten bilden die wissenschaftlichen Bestimmungen der Beutearten durch namhafte und landeskundige Botaniker, Zoologen und Ornithologen, die damit eine Lücke in unserer Kenntnis einheimischer Artennamen schließen.


Aus dem Vorwort:

Seit dem Erscheinen des Ersten Bandes der Reihe "Die Welt der Kxoe-Buschleute im südlichen Afrika" sind zwei Jahre vergangen. Sie boten die Möglichkeit, die Sammlung der Oraltexte im Felde zu überprüfen und Veränderungen im traditionellen Leben der Kxoe in die Texte aufzunehmen.

Dabei stand der zweite Band über die "Grundlagen des Lebens" der Kxoe als "Wildbeuter" im Vordergrund. Er erfaßt in dieser Abgrenzung die Zeit bis zur Mitte oder bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, geht aber in den aufgenommenen Oraltexten bis zu 200 Jahren v. G. zurück.

Eine zeitliche Abgrenzung des "traditionellen" Wildbeuterlebens im Rückblick auf die Vergangenheit läßt sich nicht zuverlässig festlegen, da sich die Neuerungen durch den Fernhandel der Portugiesen mit Hilfe ihrer OviMbundu- und Mbari-Agenten unaufhaltsam ausbreiteten.

Doch so weit westliche Waren im Tauschhandel bei den Kxoe Eingang fanden, erwarben vermutlich nur wenige die fremden Erzeugnisse. Sie berührten die Kxoe-Kultur nur peripher, und dem Wildbeuterleben drohte nie eine Gefahr. Es waren hauptsächlich Kattun und Decken, die die Kxoe gegen Raubtierfelle oder gegen Sklaven oder Elfenbein tauschten, Waren, die allenfalls Erleichterungen im täglichen Leben brachten.

Von größerer Bedeutung als der Tauschhandel mit den OviMbundu und den Mbari, der in Buma selbst oder im Lande der benachbarten Mbwela stattfand, war der Einfall der Gova in die Kxoe-Heimat Buma. Abgesehen von den ernsten ethnogenetischen Folgen, die diese Einwanderung für die Kxoe brachte, erfolgte etwa zur gleichen Zeit oder früher im 18. Jh. der Tauschhandel mit den - mit den Gova verwandten - Mashi, die die Kxoe auch "Wasser-Gova" nennen. Sie wohnten auf den Inseln des Kwando und holten das eisenhaltige Gestein mit ihren Sklaven herbei, indem sie es am Rande von Trockenrevieren ausgruben. Dann trugen sie die Lasten - hinten und vom an einer Stange hängend - zu ihrem Wohnplatz.

Eine Beschreibung - offenbar von Augenzeugen - des Verfahrens der Verhüttung mit Hilfe von vier Blasebälgen findet sich in einem hierzu aufgenommenen Text. Ob die Kxoe erst beim Einfall der Gova mit den Mashi in Berührung kamen und durch Tauschhandel "Schmiedeeisen" und eiserne Gegenstände erwarben oder ob der Tauschhandel mit den Mashi schon früher entstand und spätere Beobachtungen über Einzelheiten im Geschichtshorizont der Kxoe mit den oralen Überlieferungen zusammenfielen, ist unbekannt.

Da die Überlieferung berichtet, daß die Mashi auf Inseln des Kwando wohnten, liegt es nahe anzunehmen, daß "Brauneisenstein" aus dem Lande östlich des Kwando herbeigebracht wurde. Durch eine Anzahl von Publikationen ist belegt, daß in Sambia östlich des Sambesi bei Grabungen Gegenstände aus Eisen und Spuren der Eisenverhüttung gefunden wurden. Ob diese auf das L.I.A. zurückgehenden Funde von ersten Bantu-sprechenden Einwanderern oder von einer Präbantu-Bevölkerung stammen, ist nicht geklärt.

Grabungen in Ost-Angola bis zum Kwando sind offenbar kaum unternommen worden, so wie wir auch wenig über das Gebiet zwischen dem Sambesi und dem Kwando im angrenzenden Sambia wissen. Daher besitzen wir keine genügenden Nachrichten über das Land der Mashi. GiBBONS selbst, dessen Begleiter Capt. STEVENSON-HAMILTON wohl als einziger Weißer im Lande der Mashi war, gibt nur an, daß die Mashi auf Kwando-Inseln leben und östlich des Flusses Kwando ein Sumpfgebiet bzw. eine Überschwemmungsebene von mehreren Meilen Weite liege.

Über die Eisenverhüttung der Mashi erwähnt Hamilton nichts. So wissen wir auch nicht, woher die Mashi das "Brauneisenerz" holten. Es kam vermutlich nicht in der unmittelbaren Nähe vor. Aus einem Expeditionsbericht, den Major GIBBONS am 10. Mai 1898 vor Mitgliedern des Royal Colonial Institute gab, erwähnt er von den im Südosten der Barotse wohnenden Totela:

"The Matutela are the iron-workers of the empire; they smelt their own metal, and work it into axes, knives, spear-heads, etc." Die Mashi hatten durchaus die Möglichkeit, "Brauneisenerz" aus dem Gebiet der Totela herbeizuschaffen, ganz abgesehen von dem Land der Luchazi oder der Lwena. DESMOND CLARK zeigt die Abbildungen von "Iron-smelting furnace and bellows" der Lovale.

H. BAUMANN, DVATK 1975), I: 576 weist auf die große Bedeutung der Metallurgie im Lunda-Chokwe-Raum hin, von dem die Lwena beeinflußt worden sind. Die von den Kxoe erwähnte Anrufung der Ahnen durch die Mashi vor Beginn der Eisenverhüttung erinnert mit ihrem religiös-anthropomorphen Hintergrund an die Geschlechtssymbolik (Gebärmotiv), die den "Rennofen" der Luvale charakterisiert.

Aus den Angaben geht hervor, daß diejenigen, die die Verhüttung und Verarbeitung des Eisens kannten, auch größere Entfernungen zurücklegten, um "Brauneisenerz" herbeizuschaffen. Da die Entfernungen nicht selten groß waren und der Transport des "Brauneisenerzes" mühevoll war, bildete sich schließlich die Berufsgruppe der "Wanderschmiede" heraus," die der Informant KANDUNDA als ehemaliger Augenzeuge in Einzelheiten beschreibt. Es waren also nicht die Mbukushu, die das in ihrer Nähe vorkommende "Brauneisenerz" verhütteten, sondern die Mashi, die wahrscheinlich zur Gruppe der Luchazi-Lwena gehören, vgl. OT 1.2.3.1.1-4.

Die Kxoe tauschten gelegentlich Honig, Felle, Fleisch oder Wildfrüchte gegen Messer, Dolche oder Hacken der Mbükushu ein (s. OT 1.2.3.1.2-4), doch ist nach den vorangehenden Darstellungen über den Tauschhandel mit den Mashi zu vermuten, daß der Tauschhandel mit den Mbukushu erst später eintrat. Wie die Oraltexte berichten, ahmten die Kxoe die Mashi nach und erlernten das Schmieden. Über die Verhüttung von "Brauneisenerz" in niedrigen Termitenhügeln bei den Mbükushu berichtet L. L. VAN TONDER (1966: 263), die jedoch anders als die Mashi "Hirtenpflanzer" waren und es noch sind.

Während die Fertigwaren des Tauschhandels, die die Portugiesen bis nach Ost-Angola schickten, bald wieder in den Busch zurückfielen und "verbuschten", begann bei den Kxoe-Wildbeutern die erste und nachhaltige Revolution mit der Einführung des Eisens und mit dem Schmieden des Eisens in seiner vielseitigen Verwendung. Durch Tausch erworbene oder von den Kxoe selbst geschmiedete Waffen und Werkzeuge ergänzten die aus "Buschmaterial" hergestellten Waffen und Gebrauchsgegenstände und trugen dazu bei, den Ertrag der Jagd und des Bodenbaus zu heben.

Der Einfall der aus dem Gebiet östlich des Kwando kommenden Gova (Mbukushu) in das Land Buma war das zweite große Ereignis, das das Schicksal der Kxoe gestaltete. [...]