Joachim von Heydebreck

Oberstleutnant Joachim von Heydebreck (1861-1914) war der vorletzte Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika..

Oberstleutnant Joachim von Heydebreck (1861-1914) war der vorletzte Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika..

Joachim von Heydebreck (1) mit seinem Sohn Hans Jürgen von Heydebreck (2) und Major Victor Franke (3).

Joachim von Heydebreck (1) mit seinem Sohn Hans Jürgen von Heydebreck (2) und Major Victor Franke (3).

Trauerzug anläßlich der Bestattung von Joachim von Heydebreck am 15.11.1914 in Windhoek.

Trauerzug anläßlich der Bestattung von Joachim von Heydebreck am 15.11.1914 in Windhoek.

Aktuelle Aufnahme des Grabes von Oberstleutnant Joachim von Heydebreck auf dem Windhoeker Friedhof.

Aktuelle Aufnahme des Grabes von Oberstleutnant Joachim von Heydebreck auf dem Windhoeker Friedhof.

Aktuelle Aufnahme des Grabes von Ruth von Heydebreck (1881-1912) neben dem ihres Ehemannes, Joachim von Heydebreck.

Aktuelle Aufnahme des Grabes von Ruth von Heydebreck (1881-1912) neben dem ihres Ehemannes, Joachim von Heydebreck.

Oberstleutnant Joachim von Heydebreck (1861-1914) war der vorletzte Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika.

Joachim von Heydebreck wurde am 06.10.1861 als Sohn des Generalleutnant Hennig von Heydebreck (1828-1904) und dessen Ehefrau, Anna von Colmar (1837-1879), in Schwedt geboren. Er besuchte das Königliche Pädagogium Putbus und trat im Alter von neunzehn Jahren in den Militärdienst ein. Im 2. Garde-Feldartillerie-Regiment wurde er am 12.02.1884 zum Leutnant, am 18.10.1891 zum Premierleutnant ernannt und 1893 zum Infanterie-Regement Nr. 114 versetzt. Anläßlich eines Mannschaftstransport der Kaiserlichen Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika, den Joachim von Heydebreck zu leiten hatte und der am 26.03.1896 mit dem Dampfer Gertrud Woermann in Swakopmund eintraf, fand er Gefallen an der Vorstellung, ebenfalls in der deutschen Kolonie Dienst zu tun. Nach Deutschland zurückgekehrt, nahm seinen Abschied, trat am 27.07.1896 als Premierleutnant der Schutztruppe bei und reiste bereits am 31.07.1896 mit dem Woermann-Dampfer 'Lothar Bohlen' in Hamburg ab. In Deutsch-Südwestafrika diente er bei der 1. Feldbatterie, nahm als deren Führer 1898 an den Gefechten gegen die Swartbooi teil und wurde am 24.11.1898 zum Hauptmann befördert. 1999 verbrachte er einen Heimaturlaub in Deutschland, von dem er am 26.01.1900 ab Hamburg mit dem Dampfer 'Melita Bohlen' nach Swakopmund zurückreiste. Im November 1903 nahm der 42-jährige mit seiner Gebirgsbatterie, unter der Führung des stellvertretenden Kommandeurs der Südabteilung, Hauptmann von Fiedler, an der Niederschlagung des Bondelswarts-Aufstand teil. Den Feldzug und die Gefechte im Hereroaufstand 1904-1906 machte Joachim von Heydebreck bis zu seiner Abkommandierung zum Dienststab des Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Friedrich von Lindequist, mit. Im Jahr 1907, während eines Urlaubes in Deutschland, heiratete Joachim von Heydebreck am 26.04. die verwitwete Ruth Selle in Berlin. Die am 14.10.1881 in Greifenberg (Pommern) geborene Tochter des Königlich-Preußischen Generalmajors z.D. Dietrich von Werder und seiner Gemahlin Margarethe von Heydebreck, folgte ihm mit ihrem fast vierjährigen Sohn, Hans-Jürgen, aus erster Ehe, am 26.05.1907 auf der 'Adolph Woermann' nach Windhoek. Am 15.06.1907 rückte Joachim von Heydebreck in den Major-Dienstgrad auf und wurde zum Ehrenritter des Johanniter-Ordens der Pommerschen Genossenschaft ernannt. 1908 wurde er zum Inspekteur der Landespolizei ernannt, baute die berittene Landespolizei mit Hilfe von drei aus dem Reich entsandten Kriminalbeamten auf und führte erfolgreich ägyptische Dromedare als Reittiere für die sogenannten Kamelreiterkompanien ein. 1910 wechselte er, Major Bethe wurde sein Nachfolger bei der Landespolizei, zur Schutztruppe zurück und wurde 1911 zum stellvertretenden Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika und bereits 1912, als Nachfolger von Ludwig von Estorff, zu deren Kommandeur ernannt. Seit 1910 war der Offizier Mitglied des ersten Landesrates. Mitte März 1912 erkrankte seine Ehefrau, Ruth von Heydebreck, an Typhus und verstarb am 03.04.1912 in Windhoek, wo sie bestattet wurde. Sie hinterließ Hans-Jürgen von Heydebreck-Selle, wie der Adoptivsohn Heydebrecks nun hieß. Noch im selben Jahr brachte er den Neunjährigen nach Deutschland, damit dort eine notwendig gewordener medizinischer Eingriff vorgenommen werden konnte. Allein reiste Joachim von Heydebreck am 25.04.1913 mit der 'Gertrud Woermann' in die deutsche Kolonie zurrück und wurde im Oktober 2013 den Rang eines Oberstleutnants befördert. Als Ehrenritter des Johanniter-Ordens der Pommerschen Genossenschaft regte er den Bau eines Krankenhauses in Keetmanshoop an, den der Orden finanzierte. Am 07.08.1914, der Erste Weltkrieg war in Europa ausgebrochen, setzte er mit Hilfe seines einzigen Generalstabsoffiziers, dem Hauptmann Rüdiger Weck, die von Gouverneur Theodor Seitz befohlene Mobilmachung um und aktivierte, zur Aufstockung der Schutztruppe auf 5.000 Mann, die Reserven, den Landsturm und die Landwehr. Mit der Begegnung der Invasion der südafrikanischen Unionstruppen in die deutsche Kolonie, erlebte Joachim von Heydebreck am 26.09.1914 bei dem Gefecht von Sandfontein noch erste militärische Erfolge seiner Schutztruppe, mit den fünf Morden von Naulila, bei dem auch am 19.10.1914 der Kaiserliche Bezirksamtmann zu Outjo, Hans Schultze-Jena, ums Leben kam, hielten jedoch erste Komplizierungen Einzug in das Kriegsgeschehen. Bei einem Versuchsschießen in Kalkfontein-Süd, wo am 09.11.1914 neue Gewehrgranaten für die Truppenverwendung erprobt werden sollten, wurde Oberstleutnant Joachim von Heydebreck bei einer unvorhergesehenen Explosion lebensgefährlich verletzt, während ein Reiter sofort getötet, der Generaloberarzt Dr. Berg, ein Oberfeuerwerker und zwei Unteroffiziere schwer verletzt wurden. Trotz mehrerer Notoperationen konnte Joachim von Heydebreck nicht gerettet werden und verstarb am 12.11.1914 in Kalkfontein. Den Angehörigen der Schutztruppe diktierte er einen Abschiedsbrief. Seine Leiche wurde mit der Bahn nach Windhoek überführt und am 15.11.1914, nach einer Trauerfeier in der Christuskirche und unter großer öffentlicher Anteilnahme, an der Seite seiner Ehefrau auf dem Windhoeker Friedhof bestattet. Sein Nachfolger als Kommandeur der Schutztruppe war Victor Franke. Der Tod von Heydebrecks fand in der Presse ein starkes Echo und selbst die südafrikanische Zeitung The African World fand, inmitten des Krieges, ehrende Worte für den deutschen Offizier und Gegner.

Mithilfe erbeten: Unklar ist noch, was aus seinem Sohn Hans-Jürgen Heydebreck wurde, der sich, als sein Vater ums Leben kam, in Berlin einer Operation unterziehen mußte. Über Hinweise darauf würden wir uns freuen.


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