Walter von Ruckteschell

Walter Alexander Moritz von Ruckteschell (1882-1941) war ein deutscher Offizier in Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Illustrator, Bildhauer und Schriftsteller.

Walter Alexander Moritz von Ruckteschell (1882-1941) war ein deutscher Offizier in Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Illustrator, Bildhauer und Schriftsteller.

Wohnhaus des Ehepaares Walter und Clary von Ruckteschell in Dachau.

Wohnhaus des Ehepaares Walter und Clary von Ruckteschell in Dachau.

Teil des 1938 von Walter von Ruckteschell geschaffenen Schutztruppenehrenmales in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg.

Teil des 1938 von Walter von Ruckteschell geschaffenen Schutztruppenehrenmales in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg.

Die "Pieta" von Walter von Ruckteschell (Kirche St. Pauli, Hamburg).

Die "Pieta" von Walter von Ruckteschell (Kirche St. Pauli, Hamburg).

Ostfenster der Christuskirche in Athen (Glasmalerei, Walter von Ruckteschell ca. 1931–1934).

Ostfenster der Christuskirche in Athen (Glasmalerei, Walter von Ruckteschell ca. 1931–1934).

Walter Alexander Moritz von Ruckteschell (1882-1941) war ein deutscher Offizier der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Illustrator, Bildhauer und Schriftsteller.

Walter von Ruckteschell wurde am 12.11.1882 als Sohn des baltendeutschen Pastors Nicolai von Ruckteschell und der Baronin Catherina Helene von Engelhardt in Sankt Petersburg geboren und wuchs, nach der Ausweisung der Eltern aus Rußland, in Hamburg auf. Er hatte dreizehn Geschwister, darunter der bekannte Marineoffizier Hellmuth von Ruckteschell und die Kaiserswerther Diakonisse Karin von Ruckteschell. Nach seinem infantristischen Militärdienst, den er als Leutnant der Reserve beendete, schrieb sich Walter von Ruckteschell  am 04.11.1908 an der Akademie der Bildenden Künste in München ein, um dann auf die dortige Debschitz-Schule zu wechseln. 1911 heiratete er die schweizer Keramikerin Clary Truëb (1882–1969). Ein Auftrag zur Ausgestaltung eines Dampfers der Afrika-Linie führte ihn 1913 gemeinsam mit seiner Frau nach Deutsch-Ostafrika. Dort unternahm Walter von Ruckteschell im Februar 1914, zusammen mit dem Kunstmaler Carl von Salis und seiner Frau, die vierte offizielle Gipfelbesteigung des Kilimandscharos, bei dem Clary von Ruckteschell-Truëb den Kraterrand des Kibos erreichte und als erste Bergsteigerin auf dem Kilimanjaro gilt. Die in Ostafrika gewonnenen Eindrücke inspirierten ihn stark und führten zu einer langen Schaffensperiode in der Bildhauerei, die vom afrikanischen Element, durch Einfachheit der Linienführung und strenge Konzentration auf das Wesentlichste bestimmt blieb und ein bestimmendes Merkmal seiner Kunst werden sollte. 1914 vom Ausbruch des Krieges in der ehemaligen deutschen Kolonie überrascht, meldete sich Walter von Ruckteschell freiwillig zur dort stationierten Schutztruppe und avancierte im Rang eines Hauptmanns zum Adjutanten ihres Kommandeurs, Paul von Lettow-Vorbeck, dessen Lebenserinnungen er in den 1920er Jahren in dem populären Buch "Heia Safari! Deutschlands Kampf in Ostafrika" schreiben und illustrieren sollte. Walter von Ruckteschell machte den gesamten Ostafrika-Feldzug mit und kehrte 1919 aus englischer Gefangenschaft nach Deutschland zurück. Das Ehepaar ließ sich 1920 in Dachau nieder und wohnte zunächst in der Holzgartenstraße, der heutigen Ludwig-Dill-Straße. Bald darauf erwarben sie ein Haus an der Münchner Straße, das sie nach Um- und Anbauarbeiten um ein Maler- und Bildhaueratelier, eine Werkstatt für Holzarbeiten und eine weitere für die keramischen Arbeiten für Clary von Ruckteschell-Truëb erweiterten und 1923 bezogen. Walter von Ruckteschell entwickelte sich zu einem moderen, vielseitigen Künstler, der zahlreiche Altäre, Glasfenster und Fresken für Kirchen, Plastiken, Brückenfiguren und gestalterische Elemente für öffentliche Gebäude und Privathäuser, Grabmaler, graphische Arbeiten, aber auch kunstvoll geschnitzte Möbel schuf. Viele Denkmäler zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges entstanden in seiner Werkstatt, darunter, als vermutlich bekanntestes, das Schutztruppenehrenmal als 1938 geschaffene Ausstattung der damaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg. Zahlreiche zeitgenössische Bücher mit kolonialgeschichtlichen Themen, Reiseberichten und Memoiren wurden mit seinen Illustrationen versehen. Auch die heute sehr seltene Lettow-Mappe mit zehn großen Steinzeichnungen von Ostafrikanern aus dem damaligen Lebensumfeld des Bildhauers, ist ein Beleg für sein künsterlisches Schaffen, das der Nähe des Expressionismus, in seiner graphischen Kunst dem Jugendstil verwandt empfunden werden kann. Dennoch war Walter von Ruckteschell ein eigenständiger Künstler, der vielfältigste Einflüsse aufgreifen und verbinden konnte. Das Ehepaar von Ruckteschell und ihr Anwesen wurden bald der Mittelpunkt der Dauchauer Künstlerkolonie und waren mit dem Ethnologen Leo Frobenius befreundet. 1927 gelang es ihm, die ortsansässigen Maler und Bildhauer zu der Bildung der heute noch bestehenden Künstlervereinigung Dachau (KVD) zu bewegen, deren Vorsitzender er bis 1934 war. Walter von Ruckteschell kam bei einer uns nicht näher bekannten militärischen Mission, die ihn zum Afrika-Korps nach Nordafrika führen sollte, am 27.07.1941 ums Leben, als das Schiff, mit dem er zu seinem Ziel unterwegs war, im Mittelmeer unterging. Auf dem Familiengrab der von Ruckteschells auf dem Ohlsdorfer Friedhof erinnert eine Inschrift auf einem Findling an den außergewöhlichen Künstler. Das gemeinsame Haus, das seine Witwe 1959 verkaufen mußte, wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt. Nach wechselnden Besitzern erwarb es 1994 die Stadt Dachau zu Vermietungszwecken. Als für das ausgefallene villenartige Gebäude 2005 eine umfassende Sanierung unumgänglich erschien, investierte die Stadt unter dem Projekt Lebendige Künstlervilla 1,2 Millionen Euro in den Erhalt und die Ausgestaltung als Museum und Atelier mit angeschlossenen Künstlerwohnungen. Erhalten wurden auch die Möbel und Inneneinrichtungen Clary und Walter von Ruckteschells. Zu einem Festakt im Jahr 2011 wurde Ruth von Bennigsen, die damals 91-jährige Tochter des Künstlerehepaars Clary und Walter von Ruckteschell eingeladen.


von Ruckteschell, Walter im Namibiana-Buchangebot

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