Gerard Ludi

Gerard Ludi ist ein Journalist und ehemaliger Abteilungsleiter des südafrikanischen Geheimdienstes. Bild: 1970er Jahre.

Gerard Ludi ist ein Journalist und ehemaliger Abteilungsleiter des südafrikanischen Geheimdienstes. Bild: 1970er Jahre.

Gerard Ludi, eine aktuelle Aufnahme des früheren Mitarbeiter des Directorate of Military Intelligence (DMI), Bureau for State Security und des Clandestine Service.

Gerard Ludi, eine aktuelle Aufnahme des früheren Mitarbeiter des Directorate of Military Intelligence (DMI), Bureau for State Security und des Clandestine Service.

Gerard Ludi ist ein Journalist und ehemaliger Abteilungsleiter des südafrikanischen Geheimdienstes.

Gerard Ludi wurde am 22.05.1938 in Johannesburg, Südafrika, als Kind deutscher Eltern geboren. Seine Mutter, Liesel Maria Stich, war die Schwester des Verlegers und Buchhändlers Ferdinand Stich in Südwestafrika und führte dessen Filiale in Johannesburg. 1945 wurde Gerard Ludi in der Deutschen Schule in Hillbrow eingeschult und legte dort 1955 sein Matrik ab. 1956 schrieb sich Gerard Ludi für ein Jurastudium an der University of the Witwatersrand ein. Dort erschloß sich ihm allmählich ein vom Elternhaus unabhängigeres Leben, er gewann durch seine Neugier und Aufgeschlossenheit gesellschaftliche Einblicke, nicht zuletzt durch seine Bereitschaft, Zulu und Sotho zu erlernen. Zufällig machte der politisch interessierte Gerard Ludi Bekanntschaft mit kommunistischen Aktivisten unter seinen Kommolitionen und lernte deren Ideologie, Pläne, Umfeld und schon damals einen Teil ihrer Netzwerke und Aktivitäten kennen. Anfang 1960 radikalisierten sich seine kommunistischen Freunde und setzten ihm zu, an geplanten Terroraktionen teilzunehmen. Ihre Absicht war zunächst, die südafrikanische Regierung mit provozierten Gewaltaktionen gegen unbewaffnete Schwarze international bloßzustellen und schwarze Märtyrer zu schaffen. Kurze Zeit später wurde bei Durban, am Rande einer Versammlung des panafrikanischen Kongresses, die Kwa Mashu Polizeistation durch einem aufgebrachten Mob gestürmt, der die diensthabenden neun Polizisten mit Macheten zerhackte und anschließend in Brand steckte. Dieses schockierende Ereignis ging dem sogenannten Sharpeville-Massaker am 21.03.1960 um wenige Wochen voraus, als sich mehr als 20.000 Demonstranten an der Sharpewille Vereeniging Police Station versammelten, um, aufgerufen vom Pan Afrianist Congress, mit dem Verbrennen ihrer Pässe gegen neu eingeführte Paßgesetze zu protestieren. In der Menge heizten Agitatoren die Stimmung an, die von Erregung und Unruhe in Sachbeschädigungen überging. Die kleine Besatzung der Polizeistation forderte Verstärkung aus Johannesburg an, die mit Steinwürfen und Brandsätzen empfangen wurde. Nach erfolglosen Versuchen, die Menschenmenge mit Lautsprecherdurchsagen zu zerstreuen, fielen die ersten Schüsse und die Eskalation nahm ihren bekannten Verlauf, der 69 Leben und 180 Verwundete forderte. Die Ursachen für das Sharpeville Massaker erkannte Gerard Ludi in dem ihm bekannten Vorhaben seiner revolutionären Bekannten, die inmitten des international stimmungsbestimmenden Kalten Krieges, ihren Anfang zu nehmen schienen und ihn zu entschiedener Gegnerschaft bewogen. Er meldete sich umgehend zum Militärdienst, erregte jedoch bei der Musterung, nach den Gründen für seinen Eintritt befragt, durch seine Fixierung auf eine bevorstehende kommunistische Gewaltwelle das Interesse des Geheimdienstes. Er wurde am selben Tag kontaktiert und eröffnete sein Wissen und seine Verbindung einem Verbindungsmann des Military Intelligence. Gerard Ludi wurde davon überzeugt, als Mitarbeiter des Directorate of Military Intelligence (DMI) wesentlich mehr für die Abwehr kommunistischer Umsturzversuche tun zu können. Er wurde nicht zum Militärdienst eingezogen und gebeten, zunächst sein Studium fortzusetzen. Währenddessen und nach seinem Abschluß stieg er in der geheimen Hierarchie der verbotenen Kommunistischen Partei Südafrikas auf und gelangte schließlich in den innersten Kreis der Organisation, wo er Führer wie Joe Slovo und Ruth First kennenlernte. Diese entsandten ihn zur ideologischen, paramilitärischen und geheimdienstlichen Schulung durch den KGB nach Moskau. Er machts dort großen Eindruck auf seine Führungsoffizere, die ihn mit einem Spionageauftrag nach Peking schickten. Durch dieses Meisterstück gelangte Gerard Ludi in die wichtigsten Ebenen und Wirkungsbereiche westlicher und östlicher Geheimdienste. Bis zur Aufhebung seiner Tarnung im Jahr 1966, als er als Zeuge der Anklage im Bram-Fischer-Hochverratsprozeß auftreten mußte, arbeitete Gerard Ludi offiziell als Journalist des Rand Daily Mail und hatte geheiratet. Im selben Jahr kündigte er seine Geheimdienststellung und arbeitete als Autor sowie Journalist und Auslandsreporter der Zeitung Die Landstem, später der Tageszeitung Die Vaderland, in deren Auftrag er das südliche Afrika breiste und vom Geschehen in der regionalen Politik und von der aufkommenden Drogenkriminalität berichtete. Seine technischen Mittel, Erfahrungen und Verbindungen aus seiner Geheimdienstzeit verhalfen ihm zu spektakulären Enthüllungen. Ende 1970 wurde erneut für geheimdienstliche Arbeiten durch das Bureau for State Security angeworben und stieg dort zum Leiter des Clandestine Service (Koordinierung aller geheimdienstlichen Aktivitäten). Unter sich wandelnden politischen Verhältnissen beendete Gerard Ludi um 1979 seine Laufbahn, als durch zunehmende Ineffizienz und Verfilzung im südafrikanischen Geheimdienst seine Arbeit mehr behindert als gefördert wurde und ist seitdem als Geschäftsmann tätig. Seine erste Ehe, aus der sein Sohn stammt, wurde in dieser Zeit geschieden. Mit seiner zweiten Frau hat Gerard Ludi eine Adoptivtochter. In die internationalen Schlagzeilen gelangte der Ex-Spion, als er 1990 Fakten über die Hintergründe der Verhaftung Nelson Mandelas im Jahr 1962 lancierte, nach welchen der US-amerikanische CIA maßgeblich an dessen Festnahme beteiligt war. 2011 erregte sein Buch über die Geschichte der kommunistischen Strukturen des südafrikanischen ANC und über bis heute wirksame Netzwerke in höchsten Kreisen, einiges Aufsehen und zahlreiche Dementi.

Literatur von Gerard Ludi:

  • The Amazing Mr. Fischer (mit Blaar Grobbelaar, (1966)
  • Operation Atlantis (1967)
  • Operation Q-018. The true story of the secret agent who infiltrated the underground South African Communist Party (1969)
  • The Communistisation of the ANC (2011)

Ludi, Gerard im Namibiana-Buchangebot

The Communistisation of the ANC

The Communistisation of the ANC

The Communistisation of the ANC talks the history and presence of communism in South Africa and the ANC istself.