Emily Hobhouse

Emily Hobhouse (1860-1926) war eine britische Friedensaktivistin und Menschenrechtlerin.

Emily Hobhouse (1860-1926) war eine britische Friedensaktivistin und Menschenrechtlerin.

Emily Hobhouse (1860-1926) war eine britische Friedensaktivistin und Menschenrechtlerin.

Emily Hobhouse wurde am 09.04.1860 als Tochter von Reginald Hobhouse and Caroline Trelawny im englischen Liskeard in der Region Cornwall geboren. Sie wurde von Hauslehrern unterrichtet und lebte bis zu ihrem 35. Lebensjahr im elterlichen Haus. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1880 betreute Sie über vierzehn Jahre lang ihren kränklichen Vater, einen Würdenträger der anglikanischen Kirche in Bodmin. Ihr Bruder, mit dem sie Mitglied bei der Adult Suffrage Society war, war Leonard Trelawny Hobhouse (1864-1929), späterer Soziologie-Professor, Politiker und Theoretiker des modernen Liberalismus. Ihr Cousin Stephen Henry Hobhouse (1881–1961), auf den Emily Hobhouse großen Einfluß hatte, war ein prominenter Friedensaktivist. Als ihr Vater 1895 starb, reiste sie, durch Vermittlung des Erzbischofs von Canterbury, nach Minnesota (USA) um als Sozialarbeiterin unter den kornischen Auswanderern und Minenarbeitern tätig zu werden. Dort lernte sie ihren späteren Verlobten John Carr Jackson kennen, mit dem sie eine Farm in Mexiko erwarb. Die Unternehmung scheiterte unter dem Verlust des Größteils ihres Vermögens und der Auflösung ihrer Verlobung. Emily Hobhouse kehrte 1898 nach England zurück. Nach dem Ausbruch des Zweiten Burenkrieges in Südafrika im Jahr 1899 bewog sie der Abgeordnete der der Liberal Party, Leonard Courtney, als Sekretärin der Frauensektion des South African Conciliation Committee im Dezember 1900 nach Südafrika zu reisen und die dortigen britischen Konzentrationslager, in denen Frauen und Kinder der gegnerischen Buren gefangengehalten wurden, zu inspizieren. Noch vor ihrer Abreise richtete Emily Hobhouse einen Spendenfonds ein, auf den, spärlich zunächst, Spenden für die Versorgung der Gefangenen in Südafrika eingingen. In Folge der britischen Kriegsstrategie der verbrannten Erde in Südafrika, war die Kunde von unmenschlichen Zuständen in den sogenannten concentration camps des britischen Militärs, nach England gelangt. Sie besuchte insgesamt 45 Konzentrationslager und umging geschickt und selbstbewußt sämtliche Versuche, sie in ihrer Arbeit zu beschränken oder zu behindern. Ihre Berichte über die furchtbaren Lebensbedingungen und die Sterblichkeit durch Kälte, Seuchen und vor allem Hunger unter den gefangenen Frauen und Kindern wurden in England politisch und medial schnell und wirksam verbreitet und lösten neben Empörung und Mitgefühl auch harsche Kritik an ihrem Einsatz aus. Nach einigem Zögern und Taktieren beaftragte die britische Regierung schließlich eine eigene Kommission unter der Leitung der Feministin und Sufragette Millicent Garrett Fawcett (1847–1929), die die Berichte von Emily Hobhouse bestätigte und in der Folge für eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den britischen Konzentrationslagern sorgte. Als Emily Hobhouse im Oktober 1901 erneut nach Südafrika einreiste, wurde sie von den britischen Behörden gehindert an Land zu gehen. Erschöpft und erkrankt zog sie sich zu einem längeren Kuraufenthalt nach Savoyen (Frankreich) zurück, wo sie das Buch The Brunt of the War and Where it Fell schrieb und vom Friedenschluß zwischen Engländern und Buren in am 31.05.1902 in Vereeniging hörte. In den Jahren 1903 und 1905 gelang es ihr ungehindert nach Südafrika einzureisen und gründete 27 Schulen für die Textilherstellung, in denen viele Burenfrauen das Spinnen und Weben erlernten und eine Möglichkeit zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes fanden. Als 1908 ihre Kräfte schwanden und sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, kehrte Emily Hobhouse in ihre Heimat zurück. Aus Dankbarkeit für ihren Einsatz wurde sie 1913 zur Einweihung des Vrouemonument oder National Women's Monument in Bloemfontein eingeladen, mußte aber, kurz vor dem Reiseziel, erkrankt in Beaufort West verweilen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte sich Emily Hobhouse vehement für die Beendigung des Konfliktes ein, kritisierte die politische Beteiligung Englands am Entstehend dieses Krieges und etablierte eine bemerkenswerte Spendenbereitschaft, deren Erlöse zur Ernährung von Zivilisten, vornehmlich Frauen und Kindern, in den Kriegsgebieten Europas verwendet wurden. Auch in Südafrika sammelte die Bevölkerung für ihren Fonds und brachte, unter der Initiative ihrer Freundin und der Präsidentengattin Isabel Steyn, die damals beachtliche Summe von 17.000 Pfund zusammen. In Südafrika unvergessen, verlieh die südafrikanische Regierung Emily Hobhouse 1921 die Ehrenbürgerschaft. Zu diesem Anlaß war eine Summe von 2.300 Pfund gesammelt und mit der Auflage an sie überreicht worden, sich davon ein Haus in ihrer Heimat zu erwerben. Die zutiefst dankbare Frau fand ein solches Haus in St. Ives in Cornwall, wo heute noch eine Plakette an die Schenkung erinnert. Am 08.06.1926 verstarb Emily Hobhouse in London. Während ihr Ableben in England unkommentiert blieb, war die Teilnahme in Südafrika groß. Ihre Asche wurde am 26.10.1926 in einer Nische des Women's Memorial Monument (Vrouemonument) in Bloemfontein Bloemfontein beigesetzt. Schon zu ihren Lebzeiten war die südafrikanische Stadt Hobhouse nach ihr benannt worden und 1971 eines der drei U-Boote der sogenannten Daphné-Klasse im Dienst der südafrikanischen Marine, die SAS Emily Hobhouse. 1976 gab die südafrikanische Post eine Briefmarke mit dem Konterfei der Nationalheldin heraus. Diese Ehrungen belegen, wie nachhaltig die Erinnerung und Würdigung der Lebensleistung von Emily Hobhouse im nationalen Gedächtnis der Südafrikaner erhalten geblieben ist.

Literatur von Emily Hobhouse:

  • The Brunt of War and Where it Fell (1902)

Literatur über Emily Hobhouse:

  • Emanuel Lee: To the Bitter End (1985)
  • Thomas Pakenham: The Boer War (1992)
  • John Hall: That Bloody Woman. The Turbulent Life of Emily Hobhouse (2008)
  • Birgit Susanne Seibold: Emily Hobhouse and the Reports on the Concentration Camps during the Boer War 1899-1902 (2011)
  • Birgit Susanne Seibold: Emily Hobhouse und die Berichte über die Konzentrationslager während des Burenkriegs (2011)
  • Jennifer Hobhouse Balme: To Love One's Enemies. The work and life of Emily Hobhouse (2012)

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