Berthold von Deimling

Berthold Karl Adolf von Deimling (1853-1944) war Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika, preußischer General und nach 1918 Pazifist.

Berthold Karl Adolf von Deimling (1853-1944) war Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika, preußischer General und nach 1918 Pazifist.

Elisabeth von Deimling, geborene von Otto, Tochter des Alexander von Otto auf Freigut Carlsberg bei Mansfeld. Foto: um 1910.

Elisabeth von Deimling, geborene von Otto, Tochter des Alexander von Otto auf Freigut Carlsberg bei Mansfeld. Foto: um 1910.

Artikel der Frankfurter Zeitung anläßlich des 75. Geburtstages von General a. D. Berthold von Deimling (1928).

Artikel der Frankfurter Zeitung anläßlich des 75. Geburtstages von General a. D. Berthold von Deimling (1928).

Berthold Karl Adolf von Deimling (1853-1944) war Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika, preußischer General und nach 1918 Pazifist.

Berthold Deimling wurde am 21.03.1853 als Spross einer nordbadischen Beamten- und Offiziersfamilie in Karlsruhe geboren. Sein Vater war Gottfried Berthold Deimling (1823-1876), Garnisonsauditor in Karlsruhe und späterer Kreisgerichtsrat in Freiburg im Breisgau, seine Mutter Anna von Stöcklern (1787-1866). Er besuchte die Bürgerschule in Hornberg und das Lyzeum in Freiburg und trat nach dem Abitur, 1871, als Einjährig-Freiwilliger in das 5. Badische Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg im Breisgau ein. Er wurde 1873 zum Sekondeleutnant befördert und wechselte 1875 in das Infanterie-Regiment „Herzog von Holstein“ (Holsteinisches) Nr. 85 in Rendsburg. 1879 heiratete er Elisabeth von Otto, deren Vater das Freigut Carlsberg bei Mansfeld besaß. Mit ihr hatte Berthold von Deimling vier Töchter. Er wurde 1880 zum Premierleutnant befördert, während er von 1879 bis 1882 die Preußische Kriegsakademie in Berlin absolvierte. Berthold von Deimling nahm dann 1882 den Dienst im Infanterie Regiment Nr. 85 in Rendsburg wieder auf. 1886 wurde er in den Großen Generalstab in die Eisenbahn-Abteilung versetzt und 1888 zum Hauptmann befördert. Er war ab 1891 Generalstabsoffizier der 1. Division in Königsberg. 1893 wurde er Major und war ab 1895 im Generalstab des XVI. Armeekorps eingesetzt. 1898 wurde er Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment „Prinz Wilhelm“ (4. Badisches) Nr. 112 in Mülhausen (Sundgau). 1900 wurde er zum Oberstleutnant befördert und in den Großen Generalstab (Chef Operationsabteilung II) versetzt. Deimling wurde 1903 Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 112 in Mühlhausen und 1904 Kommandeur des neu aufgestellten 2. Feldregiments für die Niederschlagung des Hereroaufstand in Deutsch-Südwestafrika. Er nahm mit der nach im benannten Abteilung an den Gefechten am Waterberg teil und war 1905, während des Nama-Aufstandes, Stellvertreter des Oberbefehlshabers für die Südregion der deutschen Kolonie und machte durch sein erfolgreiches und selbständiges militärisches Vorgehen bei Naruchas in den Karrasbergen von sich reden. Der dortige Sieg war gegen die ausdrückliche Weisung des Schutztruppen-Kommandos, dort anzugreifen, unter hohen Verlusten errungen worden. Als Folge des daraus entstandenen Konfliktes mit Lothar von Trotha, trat Berthold von Deimling noch im selben Jahr einen Urlaub an, den er mit Felddienstunfähigkeit begründete. Er wurde in Potsdam von Kaiser Wilhelm II. empfangen und wegen seiner militärischen Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben. Neben dieser hohen Auszeichnung wurde dem Geadelten auch viel Aufmerksamkeit und Bekanntheit durch seinen Einsatz für den Bau einer Eisenbahnlinie in Südwestafrika, die er vor dem Deutschen Reichstag zeigte, zuteil. Nach seiner Genesung kehrte er 1906 als Amtsnachfolger des abberufenenen Kommandeur der Schutztruppe, Lothar von Trotha, in das Schutzgebiet zurück und wurde 1907 zum Generalmajor befördert. Berthold von Deimling war, nach Curt von François, Theodor Leutwein und Lothar von Trotha, der vierte Kommandeur der Schutztruppe in der Landesgeschichte. Nach dem Ende des Nama-Aufstands, an dessen Zustandekommen er durch seine Bereitschaft zu Friedensgesprächen maßgeblich mitgewirkt hatte, kehrte er mit einem Teil der daraufhin verkleinerten Schutztruppe in das Reich zurück. Oberstleutnant Ludwig von Estorff wurde sein Nachfolger als Kommandeur. Berthold von Deimling wurde in Mühlhausen als Kommandeur der Infanterie-Brigade 58 eingesetzt. 1910 erfolgte die Beförderung zum Generalleutnant und die Ernennung zum Kommandeur der 29. Division in Freiburg im Breisgau. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde er 1913 zum General der Infanterie befördert und am 01.03.1913 Kommandierender General des XV. Armeekorps in Straßburg. Ab 1914 war Berthold von Deimling im Kriegseinsatz mit seinem Korps im südlichen Elsass, an der Aisne, vor Ypern (1914) in Flandern, vor Verdun (21.02. bis 20.12.1916). Am 03.09.1916 wurde er mit dem Pour le Merite für die Einnahme des Fort Vaux ausgezeichnet. Im Oktober 1916 wurde Berthold von Deimling, der militärisch und politisch allmählich kritisch beurteilt wurde, an der Somme, ab dem 19.11.1916 als Abschnittskommandeur der Armee-Abteilung B, einem bedeutungslosen Posten, in die mittleren Vogesen und damit aus dem Kampfgebiet zurückgenommen. Am 22.05.1917 wurde er, unter einer ausschließlich formal ausgesprochenen Ernennung zum Chef des 1. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiments Nr. 132, in den Ruhestand versetzt. Mit der verheerenden Wirkung moderner Massenvernichtungswaffen sowie des Ausblutens im Stellungskrieg konfrontiert, entwickelte sich der hochdekorierte Offizier zu einem entschiedenen Kriegsgegner und entschlossenen Befürworter eines zügig herbeizuführenden Friedens. Die pazifistische Radikalität des ehemaligen Marineoffizieres Hans Paasche erreichte er jedoch nie. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges diente er dem Badener Soldatenrat bei der Umsetzung der von den Siegern geforderten entmilitarisierten Zone entlang des Rheins in dem Bezirk der Stadt Baden-Badenen. Er trat bald dem Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft bei, war Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Mitbegründer des Schutzbundes „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". In dessen Namen und als Mitglied des Bundesvorstand, sprach er häufig auf Kundgebungen, schrieb zahllose Presseartikel und warnte vor der Gefahr eines neuen Krieges. Berthold von Deimling hatte, aufgrund seiner militärischen Vergangenheit und seinem Wandel zum Kriegsgegner, keinen nennenswerten politischen Rückhalt, war fortwährenden Schmähungen, Mißtrauen, politischen Intrigen und Kritik ausgesetzt und stellte seine öffentliche Aktivität in Jahr 1933, damals schon achtzigjährig, ein. Er verstarb am 03.02.1944 an seinem Altersitz in Baden-Baden.

Literatur von Berthold von Deimling:

  • Südwestafrika. Land und Leute - Unsere Kämpfe - Wert der Kolonie (1906)
  • Aus der alten in die neue Zeit (1930)

Internetseite über Berthold von Deimling:

  • www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116055200/biografie

von Deimling, Berthold im Namibiana-Buchangebot

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Die Erinnerungen des ehemaligen Kommandeurs der Schutztruppe für Südwestafrika erschienen unter dem Titel Aus der alten in die neue Zeit.

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Südwestafrika. Land und Leute - Unsere Kämpfe - Wert der Kolonie war ein landes- und militärkundlicher Vortrag, den Berthold von Deimling 1906 in einigen deutschen Städten vortrug.

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