10.10.2014

Zuviel Quallen, zuwenig Fisch vor Namibias Küste

Zuviel Quallen, zuwenig Fisch vor Namibias Küste, meint Meeresbiologe Professor Daniel Pauly. Foto: Erwin Leuschner

Zuviel Quallen, zuwenig Fisch vor Namibias Küste, meint Meeresbiologe Professor Daniel Pauly. Foto: Erwin Leuschner

Durch die massive Ausbeutung der hiesigen Fischbestände vor der Unabhängigkeit hat sich die Struktur des Benguela-Systems vor Namibias Küstee geändert. Die dadurch verlorene Fischbiomasse sei durch Quallen ersetzt worden. Das sagte Prof. Daniel Pauly gestern in Swakopmund.

Es werde sehr lange dauern, die Zahl der Quallen vor Namibias Küste zurückzudrängen, sagte der Meeresbiologe Prof. Daniel Pauly gestern in Swakopmund. Er ergänzte: „Quallen haben die Fischbiomasse ersetzt, die vor der Unabhängigkeit ausgemerzt wurde.“ Die Biomasse von Quallen abseits der Küste wird derzeit auf rund zwölf Millionen Tonnen geschätzt. Pauly untersucht seit Jahren den Einfluss von Fischerei auf Meeresökosysteme weltweit; gestern hat er als Gastredner bei der 3. globalen Konferenz für Große Meeresökosysteme (LME) eine Präsentation über die Implikationen von Fangzahlen für Forschungszwecke gehalten. Danach hat er sich auf einer Pressekonferenz über die aktuelle Situation in Namibia geäußert. „Namibias Quotensystem ist im Vergleich zu allen anderen Afrikaländern (mit Ausnahme von Südafrika) sehr gut“, sagte er. Das Vergeben von Fangquoten hierzulande sei mit europäischer Norm vergleichbar - es gebe aber immer Potenzial für Verbesserungen. „Wenn man Namibias Geschichte in Betracht zieht, sieht man eindeutig, dass sich dieses Land aus einem tiefen Loch gegraben hat“, sagte er mit Verweis auf die Ausbeutung der Fischbestände vor der Unabhängigkeit (Sardinen, Anchovis usw.). Der Einfluss sei gravierend gewesen. „Die gesamte Struktur des Benguela-Systems wurde geändert. Große Fische wurden durch Quallen ersetzt und es wird sehr lange dauern, bis sich das System wieder erholt hat.“ Dennoch gebe es Hoffnung, „da sich jeder Fischbestand erholen kann“. „Wenn Fangquoten sehr gering sind, können sich Bestände erholen. Sie müssen lediglich ordnungsgemäß verwaltet werden“, so Pauly. Allerdings gebe es wegen des Klimawandels Ausnahmen; diese Situation beschrieb er als „sehr besorgniserregend“. Als Beispiel hob Pauly die Nord-/Südwanderungen von Fischen weltweit hervor. Wegen steigender Meerestemperaturen würden sich Fische in die kälteren Polarregionen bewegen. Dies merke man schon Mittelmeer, wo es eine hohe Anzahl Fische aus dem Roten Meer gebe. „In Namibia kann man bald auch (tropische) Fischsorten erwarten, die jetzt vor Angolas Küste vorkommen“, sagte er dazu. Und: „Es gibt schon viele Anzeichen dieses Szenarios.“ Der Experte ist der Meinung, dass die Anzahl Fische, die zwischen 1950 und 2010 vor der gesamten afrikanischen Westküste gefangen wurden, tatsächlich höher ist als zuvor angenommen. Diese Annahme begründete er mit der kleinen Fischerei und Beifängen, die in der Regel nicht aufgezeichnet würden. Außerdem: Anhand einer Präsentation belegte Prof. Pauly, dass derzeit hauptsächlich chinesische Fischtrawler illegal entlang der westafrikanischen Küste fischten, zwischen 1970 und 1980 seien es hauptsächlich Europäer gewesen. Besonders schockierend: Vor der Westküste Afrikas werde jährlich Fisch im Wert von zwölf Mrd. US-Dollar gefangen; davon würden weniger als 1,6 Mrd. US-Dollar angemeldet, der Rest sei entweder illegal gefischt oder nie registriert worden.

Erwin Leuschner

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Zuviel Quallen, zuwenig Fisch vor Namibias Küste.

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