23.12.2014

Weihnachtsgruß von Hans-Werner Behrens (Hilfe für Namibia e.V.)

Weihnachtsgruß von Landwirt Hans-Werner Behrens (Hilfe für Namibia e.V.) aus Röhrse, Niedersachsen.

Weihnachtsgruß von Landwirt Hans-Werner Behrens (Hilfe für Namibia e.V.) aus Röhrse, Niedersachsen.

Der Landwirt Hans-Werner Behrens ist Vorsitzender des Vereins "Hilfe für Namibia e.V." Niedersachsen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, soziale Einrichtungen und bedürftige Menschen in Namibia mit gebrauchten Sachen aus Deutschland zu helfen. Dies ist sein Weihnachtsgruß, den wir gerne hier veröffentlichen.

Röhrse, den 23.12.2014

An all die lieben Menschen auf der Welt, mit denen wir uns in Freundschaft verbunden fühlen,

wie schon in den vergangenen Jahren, ist es wieder kurz vor Weihnachten und ich beginne meinen Jahresbrief. Ich brauche eine gewisse Sammlung, innere Ruhe und Muße, um anzufangen. Wenn ich nach draußen sehe, ist da nicht mit Weihnachten. Jedenfalls kein Schnee. Haben wir sowieso selten zu Weihnachten, doch Katrin hat unser Haus festlich geschmückt. Weihnachtssterne, Kerzen und Figuren aus Kastanien verbreiten weihnachtliche Stimmung, und wer sich das Bild von unserer renovierten Hausfassade genauer ansieht, kann auch hier Weihnachtsdeko erkennen. Es ist sehr mild, so um die 9 Grad plus und stürmisch (gut für Windmüller). So fing auch das Jahr vor 12 Monaten an. Ich will jetzt versuchen, einen jahreschronologischen Überblick zu geben: Die Rübenkampagne 13/14 endete Anfang Januar mit für mich enttäuschenden Erträgen. Das ändert sich in der jetzt laufenden Kampagne 14/15 dramatisch. Wir stehen vor einer nie erwarteten Rekordernte. Ich habe auf zwei Schlägen 108t/ha Zuckerrüben geerntet. Das ist fast 40% über meinem Durchschnitt. Aussaat und alles paßte hervorragend für die Rüben. Auch über die Getreideernte kann man zufrieden sein, allerdings gab es hier beim Qualitätsweizen Probleme, den nötigen Eiweißgehalt zu erreichen. Hingegen gab es bei der Braugerste so niedrige Eiweißgehalte wie nie zuvor. Hier braucht der Brauer ein Malz mit wenig Eiweiß. Meine Braugerste bzw. das Malz daraus wird nicht zu unserer Brauerei nach Südafrika exportiert, aber es kommt doch aus Deutschland. Dass es ein gutes Malz ist, bestätigt unsere Braumeisterin Imke Pape. Es ist besser als das südafrikanische. Katrin und ich flogen im Oktober zum Oktoberfest unserer Brauerei nach Südafrika, zusammen mit unseren Freunden Hans-Werner und Annemarie Macke. Hier genossen wir die Gastfreundschaft unserer Freunde Imke und Ekki Pape und Herta und Helmut Stäcker. Wir trafen „die Penzhorns“ wieder und Walter Stallmann, unser Chairman, gab auf der Shareholder-Versammlung seinen Bericht zur Lage. Ich freute mich, daß auch Wolfgang Drechsler aus Kapstadt meiner Anregung, sich wieder einmal zu treffen, gefolgt war. Damit war das „Zapfteam“ von der Eröffnung 2011 fast komplett. Viele interessante Gespräche waren die Folge. Das Oktoberfest in Südafrika ist aber nicht zu vergleichen mit dem Röhrser Oktoberfest in Wilhelm Deikes Scheune. Hier machte das ganze Dorf wieder einmal eine riesen Fete. Auch wir veranstalteten eine Fete im Juli. Eine Jubiläumsfeier. „30 Jahre Röhrse“ und „20 Jahre Gästefarm Afrika“. Da kann man nur als alter Lateiner sagen: Tempus fuga (Wie die Zeit vergeht) Ja, es ist so, 1984 fingen Katrin und ich in Röhrse an. Wir bauten unser NVA-Zelt auf, funktionierten unsere große Doppelgarage als Theke und Vor-der-Theke um und feierten dieses Ereignis mit Freunden und Wegbegleitern aus 30 Jahren. Katrin und ich haben uns lange überlegt, ob wir dieses Fest überhaupt durchführen sollen, denn Katrin Mutter ist wenige Wochen vorher im 93. Lebensjahr verstorben. Wir haben uns entschieden, doch zu feiern. Oma Ilsemarie hat sich immer darüber gefreut, daß wir wieder in Röhrse angefangen haben und deshalb haben wir gefeiert. Es war sicherlich in ihrem Sinne. Unsere Lütsche (Kleine, Jüngste), gemeint ist Tochter Stefanie, konnte leider nicht daran teilnehmen. Sie arbeitet seit Ende Februar in Mexiko-City für die Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC (Pricewaterhousecoopers). Mitte 2015 wird ihre Arbeit dort beendet sein. Stefanie hatte ihre Masterarbeit in 2013 bei PWC geschrieben und von denen wurde ihr daraufhin der Job in Mexiko angeboten. Weil Stefanie perfekt Spanisch spricht, war das fast logisch. Mittlerweile hat sie auch noch erfolgreich Portugiesisch gelernt und gibt als Nebenjob ihren Mitarbeitern Unterricht in Englisch und Deutsch. Wenn man in Mexiko lebt, kann man natürlich das deutsche Fußball-WM-Fieber nicht so richtig mitkriegen. Mann, war das toll!!!! Und das Brasilien Spiel!? Sagenhaft! Und am Ende Weltmeister! Wir haben jedes deutsche Spiel auf Großleinwand in unserer Lapa mit unseren Gästen zusammen gesehen. Und auch ein Spiel von Frankreich, damit Cedric Flament, ein französischer Gast, auch einmal uns als Jubelunterstützer hat. Cedrics Eltern besuchten ihren Sohn ein Wochenende lang und wir saßen am einem lauen Freitagabend, zusammen mit ihnen und anderen Röhrsern, draußen am Thekenfenster vor dem Backhaus und alle konnten auf einmal „französisch“. Cedric haben wir natürlich in seiner Zeit bei uns die wichtigsten deutschen Worte „Isch bin unterhopft“ und „ein Bier bitte“ beigebracht. Nach wie vor treffen wir uns immer mittwochs mit unseren Gästen in unserer Lapa zur Team-Sitzung. Da wird dann erzählt, getrunken, gegessen, geraucht und gequatscht. Kurz: Die Lapa wird zum Kommunikationszentrum. Auch wenn ich aus wichtigen anderen Termingründen einmal nicht teilnehmen kann, läuft es von allein. Manche, so auch Tochter Carolin, freuen sich, wenn ich dann ´mal wieder als Reiseleiter in Afrika unterwegs bin. Dann werden bei der Team-Sitzung ungewöhnliche Sachen gemacht, wie z.B. Karaoke singen oder Buzz. Carolin organisiert dann alles. Sie ist nach wie vor in Rosenthal bei der Firma Limagrain in der Weizenzüchtung tätig. Beim „Klönen nach der Ernte“, zu dem ich jedes Jahr nach der Getreideernte meine Schwicheldter Freunde und Berufskollegen einlade, zapfte sie für uns Bier und wurde nach neuen „Krachern“ im Weizen gefragt. Mit der Sorte „Atomic“ scheint es mir, daß Limagrain wieder einen Kracher hervorgebracht hat. Ich habe mich überzeugen lassen und Atomic jetzt erstmalig im Anbau. Wir werden sehen, was daraus wird. In Spitzenzeiten ist Carolin für 25–30 Praktikanten verantwortlich und in 2015 werden wir noch einen weiteren Gastsohn aus Namibia bei uns begrüßen, der sich dann auch bei Limagrain Geld verdienen will. Gastsohn Kevin Fischer aus Namibia, seit Mai 2011 bei uns, wird im Juli 2015 seine Ausbildung bei meiner Genossenschaft abgeschlossen haben und wieder nach Hause zurückkehren. Auch er hat anfangs bei Limagrain gejobbt. In Rosenthal ist z.Zt. Winterpause und Carolin hat ihren Weihnachtsbaum schon in ihrer Wohnung stehen. Unseren muß ich noch aus dem Garten absägen und hereinholen. Das geht gleich an. Der Weihnachtsfestablauf unserer Familie hat sich ein wenig geändert. Waren wir Behrens doch in all den Jahren zuvor am 1. Weihnachtstag bei Mutter Ruth und Opa Werner in Schwicheldt zum Essen, zusammen mit Holger und Familie, so treffen wir uns jetzt im Wechsel zum Nachmittagskaffee. Das ist mit weniger Arbeit verbunden. Mutter Ruth war jetzt vor ein paar im Krankenhaus und die Batterie für ihren Defibrillator wurde erneuert. Die Operationswunde muß nun erst einmal verheilen und Schonung ist angesagt. Sonst, dem Alter entsprechend, alles o.k. Auch Vater Werner ist immer bereit, wenn ich ihn frage, mit Gas und Sauerstoff, neue Grillhaken zu schmieden. Meine neueste Kreation sind Griffe aus den Zähnen von Warzenschweinen. Das sieht richtig gut aus. Ich bin darauf gekommen, als wir nach unserem Oktoberfestaufenthalt in RSA noch für 9 Tage nach Namibia zu Freunden geflogen sind. Die Grillhaken werden von unseren Gästen gerne als praktische Erinnerung an die Zeit bei uns mitgenommen. Die Gruppenreise 2014 ging in den Süden Namibias. Es war erlebnisreich, beeindruckend und interessant. Ich war das erste Mal bis zum Oranje und nach Lüderitzbucht. Die Gruppenreise 2015 hat den Titel „Namibia Classic“ und startet Ende Januar. Die Reise 2016 ist schon in Planung und hat den gleichen Titel. Wir wohnen ja nun hier auf dem platten Land, „auf´m Dörpe“. Aber dass hier nichts los ist, kann man eigentlich nicht sagen. Hier im Peiner Land blüht eine einmalige Kulturszene und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wir Röhrser Jäger waren am 20.12. noch einmal auf Fuchs, Hase, Kanin und Fasan auf Jagd. Ein heftiges Gewitter mit Regen führte zum Abbruch. Wer hat das schon einmal erlebt? Gewitter am Tag vor dem 4. Advent! Am 4. Advent fuhren Katrin und ich nach Peine zum Weihnachtsmarkt, um die schottische Weihnacht mit zu feiern. Wir trafen uns hier mit Katrins Schwester Elisabeth, die seit September in der Nähe der Fußgängerzone in Peine wohnt. Es gefällt ihr gut und sie kann das große Angebot an Veranstaltungen alle zu Fuß erreichen. Der Peiner Scottish Culture Club feiert jedes Jahr am 4. Advent mit Dudelsackmusik, Squaredance, anderen Vorführungen und warmen Whiskey auf dem Weihnachtsmarkt eine schottische Weihnacht. Das Wetter ist bis heute noch immer ungemütlich, stürmisch und regnerisch. Daher produziert unsere Photovoltaikanlage auch keinen Strom (aber unsere Windmühlen). Das Abschlußergebnis des ersten Jahres unserer PV-Anlage ergab, daß wir 44 % des Stromes, den wir produzieren, auch dann selber verbrauchen, wenn er produziert wird. Das ist hervorragend. Minimum der Rentabilität wären 25 % gewesen. Wir hatten mit 30 % kalkuliert. Wir können nichts speichern. Gespeichert auf Bildern ist natürlich wieder unsere Oldtimertreckertour in das Weserbergland nach Bodenwerder, die Poolparty mit unseren Gästen und Micha als DJ, Katrins Fahrten mit den Röhrser Klucken nach Lübeck, den Landfrauen nach Goslar, unsere Fahrt in die Hallertau mit den Jagdhornbläsern Altes Amt, um uns über den Hopfenanbau zu informieren und zwecks Verkostung der Folgeprodukte. Es traf sich wie immer unsere Pfingstrunde von meiner Göttinger Agronomia und nicht nur Pfingsten feierten wir zusammen, sondern auch Geburtstage und eine Silberhochzeit. Bei Agronomia bin ich nun seit 20 Jahren Vorsitzender des „Wilhelm-Seedorf-Studentenwohnheim-Vereins. Es führt und zieht mich immer wieder nach Göttingen. Mit Mirek war ich auch wieder dort im Einsatz und wir nivellierten Pflastersteine neu, verbunden mit Betonarbeiten im Kellereingang. Was fällt mir noch so ein? Landkauf von meiner Tante in Schwicheldt, erfolgreiches Namibia-Fest, Katrin hat in Eixe 40 mal Blut gespendet, ich bin immer noch als Anerkenner tätig, obwohl es viele Veränderungen gegeben und das Arbeitsklima sehr gelitten hat, Ende der Getreideernte am 2. August, wenig Beregnung, Bruch der Zentraldrehwelle bei meinem 5-Schar-Pflug, 3 riesige Findlinge hochgepflügt, volles Gästehaus, Wildessen der Altakademikerverbände des LK Peine im Tristan- Gewölbe vom Rittergut Oberg, KWS-Wintertagung in Einbeck, der Sprit ist billig, der Barrel unter 60 U$, Braugerstenvertrag für 2015 für 19,-€/dt gemacht, heute Posaunenchorüben für Heilig Abend Gottesdienst in Rosenthal und Schwicheldt, wie immer keine Teilnahme am Gottesdienst am Heilig Abend mit Familie in Röhrse möglich, vor 25 Jahren fiel die Mauer, ein Ereignis, daß mich heute immer noch emotional umhaut. Ich denke, daß es allen so geht, die im Kalten Krieg groß geworden sind. Ich habe grenznah gedient, in Braunschweig, keine 20 Minuten bis zur Grenze der DDR bzw. dem kommunistischem Machtblock. Wie entspannt lebt man heute ohne diese Drohung? Genießen wir unser Leben in Freiheit und Demokratie. Das ist nicht selbstverständlich. Und denken wir daran, was Udo Jürgens, ein großer Sänger und vor 2 Tagen verstorben, gesungen hat: „Und immer wieder geht die Sonne auf, denn Dunkelheit für immer gibt es nicht!“ Mögt ihr immer wieder daran denken, liebe Freunde.

Frohe Weihnachten!

Hans-Werner Behrens und Familie

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