19.05.2015

Wassermangel ewiges Thema in Namibia

Wassermangel ewiges Thema in Namibia. Der Goreangab-Stausee von 1959. Foto: Archiv Allgemeine Zeitung, Windhoek

Wassermangel ewiges Thema in Namibia. Der Goreangab-Stausee von 1959. Foto: Archiv Allgemeine Zeitung, Windhoek

Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 18. Mai 1965, erschien in der „Allgemeinen Zeitung“ ein Beitrag unter der Überschrift „Wassermangel kann zum Hemmschuh werden“. Weil dieser Beitrag sehr ausführlich und informativ und heute wieder ein Thema von großer Relevanz ist, wird dieser hier im Wortlaut und ungekürzt abgedruckt.

Windhoek (AZ). „Sollte es uns nicht gelingen, dem zunehmenden Wasserbedarf mit zusätzlichen und ausreichenden Versorgungsquellen unter Berücksichtigung eines Sicherheitskoeffizienten zu begegnen, kann Wasser ein hemmender Faktor in unserer Entwicklung werden.“ Mit dieser Feststellung unterstrich Administrator W. C. du Plessis am Freitag in einer Haushaltsrede vor dem Landesrat die absolute Lebensnotwendigkeit des Wassers für den Fortschritt Südwestafrikas. Nicht weniger als ein Drittel seiner Rede widmete der Administrator den Problemen der Wasserversorgung des Landes. Nachdem du Plessis auf die Bedeutung des Wassers für den Menschen hingewiesen hatte, führte er aus: „In Südwestafrika war Wasser immer noch unser dringlichstes Problem, aber wegen der außergewöhnlichen Entwicklung auf allen Gebieten in den vergangenen Jahren hat es mehr denn je an Bedeutung gewonnen. Wir müssen zu jeder Zeit das Vertrauen haben, daß wir über genügend Wasser verfügen, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können. Wenn wir dieses Vertrauen nicht entwickeln, führt es zur Unsicherheit der Investitionen und der weiteren Entwicklung. Es ist deshalb nicht nur die Aufgabe der Regierung sondern auch die jedes einzelnen Einwohners, insbesondere der landwirtschaftlichen Gemeinde, den Wert unserer Wasserquellen und ihrer rentabelsten Verwendung einzusehen.“ Der Administrator erinnerte daran, daß der Kunene, Okavango, Kwando, Sambesi und der Oranje an unseren Grenzen die einzigen Flüsse sind, die ständig Wasser führen. Es gebe zahlreiche Staudämme auf Farmen und größere Stauseen, wie Goreangab bei Windhoek und Hardap bei Mariental. Dennoch beziehe das Land sein Wasser hauptsächlich aus Bohrlöchern. 70% der Wasserversorgung des Landes werde aus Bohrlöchern bestritten. Etwa 20000 Bohrlöcher liefern 70 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr. In dieser Ziffer sind 14 Millionen Kubikmeter enthalten, die das artesische Becken im Südosten des Landes stellt. Die geologische Abteilung der Administration zeigt jedes Jahr etwa 170 Bohrstellen auf Farmen, in städtischen Gebieten und Bantuheimatgebieten an. 78% der angezeigten Bohrstellen sind erfolgreich. Du Plessis gab dann einen kurzen historischen Überblick über die Wasserversorgung des Landes. Von 1884 bis 1897 habe Lüderitzbucht sein Trinkwasser per Schiff aus Kapstadt bezogen. Walvis Bay bekam es auf diesem Wege noch bis 1904 zum Einzelhandelspreis von R 3 pro Kubikmeter. Im Jahre 1897 sei in Lüderitzbucht der erste Wasserkondensator installiert worden, um den Hafenort mit Wasser für den Haushaltsbedarf versorgen zu können. Allmählich seien immer größere Kondensatoren angeschafft worden. Seit 1906 sei der Wasserkonsum von Lüderitzbucht von 2400 auf 80000 Kubikmeter pro Jahr gestiegen, und der Preis von R 4 pro Kubikmeter auf 15c pro Kubikmeter für die ersten fünf und R 1.20 für die weiteren Kubikmeter zurückgegangen. Durch seine schnellere Entwicklung und den zunehmenden Verbrauch werde der Wasserpreis in Lüderitzbucht weiter zurückgehen. Anschließend ging du Plessis dann auf die Geschichte der Wasserversorgung von Windhoek ein. Als das erste Gebäude in Windhoek im Jahre 1890 entstand, stand Wasser aus einer Quelle kostenlos zur Verfügung. Es sei typisch für Gemeinschaften in halbariden Gegenden, daß Wasser billig bleibe, solange die Gemeinschaft klein sei. Der zunehmende Wasserkonsum bringe automatisch eine Teuerung mit sich. Der Avis-Stausee sei 1933 gebaut worden. Er lieferte Wasser zu einem Preis von 4c pro Kubikmeter. Der Goreangab-Stausee wurde 1959 gebaut. Der „Großhandelswasserpreis“ aus diesem Stausee betrage 10c pro Kubikmeter. Je weiter derartige Quellen von Windhoek entfernt seien, desto teurer werde das Wasser. Der Wasserkonsum von Windhoek ist in den letzten Jahrzehnten unheimlich gestiegen. Von 1913 stieg der Bedarf von 140000 Kubikmetern auf 400000 im Jahr 1924, auf eine Million Kubikmeter im Jahre 1943 und auf 4,7 Millionen Kubikmeter im Jahre 1964. Der Preis ist jedoch durch den zunehmenden Konsum nicht gesunken, sondern gestiegen. Im Jahre 1907 wurden noch 3c pro Kubikmeter gezahlt, seit 1959 beträgt der Kubikmeterpreis 15c. Der Grund dafür sind die beschränkten Wasserquellen in dieser halbariden Landschaft. Auf Grund der Empfehlungen der Odendaal-Kommission, so erklärte der Administrator wird die Administration künftig die Verantwortung für die zusätzliche Wasserversorgung der Landeshauptstadt übernehmen. Der Swakop-Stausee komme dafür als erstes in Frage. Abgelegenere Projekte seien von der Kommission unter Berücksichtigung des zunehmenden Wasserverbrauchs in Aussicht gestellt worden. Man prüfe gegenwärtig die zweckmäßigste und langfristigste Lösung für die ausreichende Wasserversorgung der Landeshauptstadt. Die Abteilung Wasserwesen der Administration habe damit eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Weitere Wasserversorgungsprojekte für das Land befinden sich in verschiedenen Stadien der Entwicklung: Bereits in Angriff genommen sind: Das Kanalsystem im Ovamboland; verschiedene wichtige Wasserversorgungsprojekte in den Bantuheimatländern. Detaillierte Pläne vorhanden: Pumpanlagen für den Kunene. Im Planungsstadium: Naute-Stausee für die Wasserversorgung von Keetmanshoop; Omaruru-Damaraland-Projekt; Kunene-hydroelektrisches Werk. Weitere Projekte: Fischfluß; Omatako (Waterbergreservat); Omatako (Otjituuoreservat; Oranje-Siedlungsprojekt für Farbige, das ausschließlich von der südafrikanischen Regierung geplant wird. Im Rahmen des Odendaal-Planes müsse die Administration auch verschiedenen größeren Wasserversorgungsprojekten, die im Interesse des ganzen Landes seien, ihre Aufmerksamkeit schenken. Ein Programm für die Wasserversorgung in den Bantuheimatländern bilde einen Teil dieses Programms, sagte der Administrator, weil die Odendaal-Kommission eingesehen habe, daß die Wasserversorgung auf dem Lande und in den Heimatgebieten die ganz besondere Aufmerksamkeit der zuständigen Stellen erfordere. Nicht zuletzt betonte du Plessis auch die Bedeutung des Grundwassers, das zu den wichtigsten Quellen gehöre. Der Grundwasserspiegel gehe nachweislich zurück. Während der Trockenzeiten gehen immer wieder Meldungen über Bohrlöcher ein, deren Wasserspiegel sinke oder die gänzlich austrocknen. Das sei eine ausdrückliche Mahnung, daß das vorhandene Wasser zweckmäßig verwendet werden müsse. Grundwasser sei nur Regenwasser, das in die Erde sickere und unterirdisch gespeichert werde. Die Sicherung ausreichender unterirdischer Wasservorräte mit einem Überschuß für die zusätzliche Verwendung sei nur dann möglich, erklärte du Plessis, wenn das Regenwasser jeder Regenzeit nicht „davonläuft und verloren geht“. Die Farmer werden von Sachverständigen dazu angehalten, zweckmäßige Staudämme zu bauen, um den unterirdischen Wasservorrat zu ergänzen. „Die weitere Entwicklung der Orte und Industrie hängt hauptsächlich von Stauseen ab, die gewissermaßen die zusätzlichen Wasservorräte liefern können. In der langfristigen Planung müssen Pumpinstallationen, die die Wasserversorgung aus Flüssen, die ständig Wasser führen, berücksichtigt werden. Wir müssen daran denken, daß die Bevölkerung und Entwicklung Südwestafrikas sehr schnell über das Vermögen der Wasserquellen in dem halbariden Inland hinauswachsen“, mahnte der Administrator. Der Fortschritt der Wissenschaft in der Entsalzung von Meerwasser werde nicht nur verfolgt, weil er hochinteressant sei, sondern weil darin die Möglichkeit für die Lösung eines Teils „unserer Wasserversorgungsprobleme enthalten sein kann“. Die Lösung des Problems der Wasserversorgung des Landes genieße laufend die Aufmerksamkeit der zuständigen Behörden, schloß der Administrator seine Bemerkungen über dieses Problem ab.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Wassermangel ewiges Thema in Namibia.

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