16.06.2016

Wasserknappheit zwingt Namibia zum Nachdenken und Handeln

Wasserknappheit zwingt Namibia zum Nachdenken und Handeln. Foto (Dirk Heinrich) zeigt früher vollen Goreangab-Damm.

Wasserknappheit zwingt Namibia zum Nachdenken und Handeln. Foto (Dirk Heinrich) zeigt früher vollen Goreangab-Damm.

Die andauernde Wasserknappheit sollte Verbraucher und Verantwortliche in Namibia zum Nachdenken und Handeln bewegen. Der 1958 erbaute Goreangab-Damm, auf dem Foto noch zu etwas besseren Zeiten, ist inzwischen so verseucht, dass sein Wasser nicht mehr genutzt werden kann. Es besteht die Gefahr, dass die Schadstoffe aus dem Damm in den fast 100 Kilometer entfernten Swakoppforte-Damm gespült werden, der jetzt schon ein gewaltiges Verschmutzungsproblem aufweist.

Wasser kostet so gut wie nichts wenn es aus dem Wasserhahn kommt, aber derzeit ist so gut wie kein Wasser vorhanden und kostet der Transport von Wasser in die Orte wo es benötigt wird Millionen und Zeit. Willem Venter, von NamWater, dem staatlichen Wasserversorger, sagte in der vergangenen Woche vor Mitgliedern des namibischen Handelsforums, dass ein Liter Wasser 1,5 Cent kostet. Dagegen kostet ein Liter Wasser in Plastikflaschen im Geschäft 12 Namibia-Dollar, 1 l Milch 14 N$, ein SMS 40 Cent, ein Anruf mit dem Handy zwischen 75 Cent und 120 Cent die Minute und 1 l Benzin 10,36 N$. Um ein Kilogramm Schokolade herzustellen, werden 17196 Liter Wasser benötigt, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren 15415 Liter Wasser, 1 kg Schaffleisch 10412 l und 1 kg Hühnerfleisch 4325 l. Um ein Kilogramm Brot herzustellen sind 1608 Liter Wasser nötig, für 1 kg Kartoffeln 287 l, ein Glas mit 250 ml Milch 255 Liter Wasser und 250 ml Bier 74 l Wasser. Windhoek wurde in den Gründungsjahren durch die heißen Quellen mit Wasser versorgt. Im Jahre 1911 wurde die Entwicklung vorangetrieben, um das Quellwasser für den menschlichen Gebrauch, für Vieh und Gartenbau zu nutzen, indem Rohrleitungen und Gräben angelegt wurden. Im Jahr 1933 wurde der Avis-Damm mit einem Fassungsvermögen von 2,4 Millionen Kubikmetern gebaut, um die Hauptstadt zusätzlich mit Wasser zu versorgen. Bereits Anfang der 50er Jahre gab es Überlegungen die Abwässer wiederzuverwerten und im Jahre 1957 wurden die Grundwasserreserven Windhoeks zu 50 Prozent abgepumpt. Deshalb wurde 1958 der Goreangab-Damm gebaut, der 3,6 Mio./m³ speichern kann. Zehn Jahre später wurde die erste Wiederaufbereitungsanlage in Betrieb genommen. In den 70er Jahren wurden die drei Staudämme Von-Bach, Swakoppforte und Omatako errichtet mit der dazugehörenden Infrastruktur an Rohrleitungen, Pumpen und Wasseraufbereitungsanlage. Die drei Stauseen können 155 Mio-/m³ fassen. In den 80er Jahren entstand das östliche Wasserversorgungssystem und wurde die Kombat-Mine mit ihren Grundwasserreserven an das Netz via einem Kanal angeschlossen, der bald als der Killerkanal bekannt wurde, weil unzählige Tiere in diesem ertranken. 1997 wurde das Wasser der Berg-Aukas-Mine bei Grootfontein in das System integriert und 2004 eine neue Abwasser-Wiederaufbereitungsanlage beim Goreangab-Damm in Betrieb genommen. Derzeit werden neue Bohrlöcher südlich von Windhoek geschlagen, um mehr Grundwasser zu pumpen. Mit der Weiterentwicklung zur Nutzung dieser Ressource war im vergangenen Jahr begonnen worden. Experten von NamWater, der Windhoeker Stadtverwaltung und Vertreter der Industrie sind sich einig, dass die Entwicklungen der vergangenen Jahre nicht ausreichen werden, um die derzeitige Wassernotsituation zu lindern oder abzuwenden. Die Regierung wird wiederum aufgerufen, eine hydrologische Dürre auszurufen und diese Situation anzuerkennen. Die einzigen Möglichkeiten die Situation langfristig unter Kontrolle zu bekommen, sei das zentrale Gebiet mit dem Okavango zu verbinden, obwohl diese Ressource auch sehr anfällig sei. Zudem sollten Windhoek und weitere Orte im zentralen Gebiet mit Wasser aus einer oder mehrerer Entsalzungsanlagen zu versorgt werden, was eine kostspielige Option sei. Der Vorteil sei, dass die Ressource, der Atlantische Ozean, unerschöpflich sei, aber die Herstellung von Trinkwasser und der Transport ins Inland sehr kostenaufwändig sei und ein weiteres Problem schaffe - das der Energiebeschaffung.

Dirk Heinrich

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Wasserknappheit zwingt Namibia zum Nachdenken und Handeln.

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