23.03.2016

Rechtsstreit in Namibias Spendenindustrie

Rechtsstreit in Namibias Spendenindustrie. Ex-Direktor Daniel Botes (unten) verklagt Michelle McLean Childrens´ Trust (MMCT). Fotos: Marc Springer

Rechtsstreit in Namibias Spendenindustrie. Ex-Direktor Daniel Botes (unten) verklagt Michelle McLean Childrens´ Trust (MMCT). Fotos: Marc Springer

Der ehemalige Direktor des Kinderhilfswerks Michelle McLean Childrens´ Trust (MMCT) hat dessen Namensgeberin sowie drei weitere Treuhänder der Stiftung auf 14 Millionen N$ verklagt. Die Antragsgegner verlangen in einer Gegenforderung 7,7 Millionen N$ von ihrem Ex-Kollegen. Dieser Rechtsstreit läßt tief in die Geschäftsstrukturen der Spendenindustrie Namibias blicken.

Hintergrund des Rechtsstreits ist die fristlose Kündigung des Klägers Daniel Botes, der am 13. September 2013 entlassen wurde und zuvor als Direktor von MMCT unter anderem für Vermarktung, Verwaltung, Projektförderung und Spendeneintreibung der Stiftung zuständig war, die im Jahre 1992 von Democratic Media Holdings (DMH) gegründet und als Wohltätigkeitsverein registriert wurde. In einer gestern von seinem Anwalt Cassie Badenhorst verlesenen Erklärung hob jener hervor, Botes sei in dieser Eigenschaft sehr erfolgreich gewesen und habe die zwischenzeitlich hoch verschuldete Stiftung nicht nur vor der Pleite bewahrt, sondern während der 20 Jahre seiner Tätigkeit rund 90 Millionen N$ für die Organisation eingesammelt und diverse gewinnbringende Projekte ins Leben gerufen. Badenhorst zufolge habe Botes im Gegenzug eine vertraglich zugesicherte Kommission von 20 Prozent auf alle von ihm generierten Einnahmen erhalten, die im Oktober 2010 auf 30 Prozent erhöht worden sei. Gemäß dieser Abmachung habe er regelmäßig seine Kommission im Voraus erhalten und den über ein Jahr akkumulierten Gesamtbetrag mit dem MMCT verrechnet, sobald die genaue Summe der über 12 Monate von ihm eingesammelten Spenden bekannt war. Das zuvor harmonische Verhältnis zwischen Botes und der Stiftung habe sich seit Oktober 2010 jedoch kontinuierlich verschlechtert, als die Vorsitzende des Stiftungsrates und ehemalige Miss Universe (1992), Michelle McLean, verstärkt versucht habe, „persönlich von Finanzen zu profitieren, die durch Projekte der Stiftung generiert wurden“. In einer ergänzenden Klageschrift wird dieser Vorwurf dahingehend präzisiert, McLean habe sich Anteile in einem vom MMCT geplanten Fischereiunternehmen sichern und finanziell von einer angestrebten Immobilienentwicklung sowie einem in Erwägung gezogenen Kreditverleih der Stiftung profitieren wollen. Außerdem habe sie Anteile in einem der Stiftung angegliederten Maklerbetrieb namens Urabn Properties erlangen wollen und darauf bestanden, dass der MMCT finanziell zu ihrer Hochzeitszeremonie beitrage. Des Weiteren habe sie unerlaubte Ausgaben getätigt und von der Stiftung Darlehen erhalten, die sie nie zurückgezahlt habe. Weil sich Botes nach eigener Darstellung diesen Versuchen der „Selbstbereicherung“ widersetzt habe, habe McLean eine „Kampagne“ lanciert und die anderen Treuhänder gegen ihn aufgebracht, die schließlich seine Entlassung verfügt hätten. Angesichts dieser Zusammenhänge verlangt Botes finanziellen Schadensersatz wegen angeblichen Vertragsbruchs in Höhe von 10 Millionen N$ plus weitere 2 Millionen N$ Entschädigung für seine angeblich böswillig herbeigeführte Demission. Zusammen mit weiteren 2 Millionen N$ an angeblich ausstehendem Pensionsgeld summiert sich die Forderung damit auf 14 Millionen N$. Die Beklagten erwidern dem Antrag mit einer Gegenforderung, in der sie von Botes 7,7 Millionen N$ verlangen. Dieser Anspruch stützt sich unter anderem auf die Behauptung, Botes habe von der Stiftung Geld bezogen, auf das er nicht berechtigt gewesen sei. Dieser Darstellung liegt die Überzeugung der Beklagten zu Grunde, die Kommission von Botes hätte auf den Profit und nicht dem (deutlich höheren) Umsatz der Stiftung berechnet werden müssen und er sich folglich einen Mehrbetrag angeeignet, der ihm nicht zugestanden habe.

Marc Springer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Rechtsstreit in Namibias Spendenindustrie.
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