07.11.2014

Professor Joseph Diescho bespricht Zukunftsoptionen Namibias

Professor Joseph Diescho bespricht bei Jubiläumsfeier des Farmervereins Otjiwarongo gesellschaftliche Zukunftsoptionen Namibias.

Professor Joseph Diescho bespricht bei Jubiläumsfeier des Farmervereins Otjiwarongo gesellschaftliche Zukunftsoptionen Namibias.

Der für seine ausgeprägte soziale Kompetenz und gesellschaftliche Klarsicht bekannte Professor Dr. Dr. Joseph Diescho sieht die Zukunftsoptionen Namibias in gegenseitiger Ergänzung und dem gezieltem Abbau historisch verankerter und gegenwärtig wirksamer Vorurteile in den gesellschaftlichen Gruppen Namibias. Ausdrücklich hebt der Politikwissenschaftler die Bedeutung der weißen Farmer und der organisierten Landwirtschaft hervor.

Aus Anlass des 80-jährigen Jubiläums des Farmervereins Otjiwarongo war Professor Dr. Dr. Joseph Diescho, Leiter des Windhoeker Fortbildungsinstituts für Beamte, Namibia Institute of Public Administration and Management (NIPAM), letzthin als Festredner eingeladen. Dabei ist er ohne Scheu auf kollektive Mentalitätsunterschiede sowie unterschiedliche Weltanschauung unter Schwarz und Weiß eingegangen. Er kommt zu dem Schluss, dass Unterschiede nicht wie während der Apartheidszeit als Rechtfertigung für Trennung und Ausgrenzung herangezogen werden müssen, sondern die Arbeitsweise der Innovation und wachsender Produktivität der westlichen Welt, „so wichtig für Entwicklung“, habe in einen konstruktiven Dialog mit der afrikanischen Sicht einzutreten, wo es um bedeutungsvolle Beziehungen geht, „ohne die Frieden und Stabilität nicht möglich sind“. Die Rolle der weißen Farmer im freien Namibia will Diescho außerhalb der Politik der Vergangenheit (Apartheid) beurteilt sehen. Auch außerhalb des „Wir-und-Ihr-Rasters“, jenseits von Weiß gegen Schwarz, außerhalb der Politik der Schuldzuweisung und Selbstrechtfertigung und auch außerhalb des Anspruchsdenkens, dass es „jetzt unsere Zeit ist, zu essen“. Bei einer Beurteilung der Entwicklung der namibischen Infrastruktur und Wirtschaft müsse man einräumen, dass diese in hohem Maße der Kolonialepoche der Apartheid zu verdanken sei. „Das ist ein schmerzliches Eingeständnis.“ Der Ausbau Namibias aus jener Zeit errege jedoch noch heute den Neid manch älterer Afrika-Staaten. Damit will er keine Wertung afrikanischer und europäischer Menschen aussprechen, „aber wir sind unterschiedlich verdrahtet“. Zukunftsplanung und Instandhaltung der Infrastruktur sind „keine inhärenten Eigenschaften afrikanischer Führer“. Sie kümmerten sich meistens um das Unmittelbare, ihre Ehre, ihre Sicherheit, ihren Status und getrieben von dem Begehren, gefürchtet zu sein, so dass sie „der einzige Elefant auf dem Platz sind“. In Afrika hätten die Untertanen keinen eigenen Willen, sondern nur Respekt vor ihrem Führer, der in der Regel ungezügelte Macht über sie ausübe. So würden die Zulu ihre Armut unbeschwert neben dem Palast ihres Führers ertragen und ihn in dem Glauben verteidigen, dass er eben besser als jedermann leben müsse, weil sie keine Führer seien. Diescho plädiert für Verständnis solcher Unterschiede und hat dabei auch den Begriff Ubuntu zu afrikanisch-menschlichen Beziehungen erläutert. „Ubuntu ist die afrikanische Version der goldenen Regel, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.“ Ubuntu funktioniere gut in der Subsistenzwirtschaft. Nach 1989 (Ende des Kalten Krieges) sei es Afrika aber schwerer gefallen, sich selbst zu verstehen. Kapitalistische Realitäten hätten sich auf der ganzen Welt ausgebreitet und kommunistische Alternativen seien diskreditiert. Da sei Afrika nicht mehr mitgekommen. Diescho versteht den „oberflächlichen Frust“ der regierenden Politiker, dass ihnen die Abwesenheit weißer Farmer und Bürger bei politischen Parteiveranstaltungen auffalle. „Aber wir müssen genug Reife haben, zu verstehen, dass von seriösen Farmern genauso wie Priestern und seriösen Akademikern nicht erwartet werden kann, ihre Zeit bei solchen Veranstaltungen zu verbringen, weil sie sich mit anderen Lösungsaufgaben befassen.“ Weiße Farmer brauchen und verdienen staatliche Subventionen und Schutz vor Kriminalität, solange sie im demokratischen Rahmen arbeiten und Landwirtschaftswissen auf vormalig Benachteiligte übertragen, so Diescho.

Eberhard Hofmann
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Professor Joseph Diescho bespricht Zukunftsoptionen Namibias.

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