18.05.2016

Ölverschmutzung vor Namibias Küste

Ölverschmutzung vor Namibias Küste. Diese geschwächten Brillenpinguine werden in Lüderitzbucht gereinigt und aufgepäppelt.

Ölverschmutzung vor Namibias Küste. Diese geschwächten Brillenpinguine werden in Lüderitzbucht gereinigt und aufgepäppelt.

Offenbar kümmert sich keine offizielle Stelle um die Ölverschmutzung vor Namibias Küste. Auf der Mercury-Insel wurden inzwischen insgesamt 16 Brillenpinguine gefunden, deren Gefieder mit altem Öl verschmutzt war. Die Vögel befanden sich in einem schwachen Zustand und elf werden derzeit in Lüderitzbucht teilweise zwangsgefüttert.

Fünf ölverschmutzte Brillenpinguine entdeckte der technische Assistent in der Seevogelabteilung des Ministeriums für Fischerei und Meeresressourcen, Willem van Zyl, am 3. Mai dieses Jahres auf der Mercury-Insel nördlich von Lüderitzbucht. Van Zyl war als Vertretung für Rian Jones auf der Insel, der am darauffolgenden Tag wieder von Lüderitzbucht zur Insel zurückkehrte. Inzwischen waren es elf ölverschmierte Pinguine, die van Zyl mit nach Lüderitzbucht nahm, wo sich die Pinguinexpertin Dr. Jessica Kemper zusammen mit Angestellten des Fischereiministeriums um die Vögel kümmerte. Dr. Kemper zufolge waren die meisten der Pinguine ausgehungert und dehydriert, zeigten Vergiftungserscheinungen, waren schwach und desorientiert. Die vier „stärksten“ Pinguine konnten schließlich am Freitag den 6. Mai gewaschen werden, sieben weitere am darauffolgenden Sonntag. „Das Öl ist offensichtlich alt und obwohl die Tiere nicht sehr verschmutzt aussahen, kam erstaunlich viel Öl beim Waschen aus dem dichten Gefieder der Pinguine“, teilte Kemper mit. Wenige Tage später fraßen vier der Brillenpinguine aus der Hand und die restlichen mussten weiter zwangsgefüttert werden. Da die flugunfähigen Vögel mit Seife gewaschen werden mussten, um das Öl zu entfernen, haben die Pinguine auch ihr natürliches Öl, mit dem sie ihr Gefieder wasserdicht gestalten, verloren und müssen deshalb drei bis sechs Wochen in Gefangenschaft gehalten werden, damit sie sich wieder auf natürlichem Wege „wasserdicht einölen“. „Wir können die Vögel auch erst dann wieder in die Freiheit entlassen, wenn sie wieder in guter Kondition und völlig gesund sind“, sagte die Pinguinexpertin. In der Pflegestation befanden sich bereits zwei Pinguine von der Ichaboe-Insel, die Bisswunden von Kap-Pelzrobben aufwiesen, ein verlassenes Küken von der Mercury-Insel, welches großgezogen wird, einer mit verletztem Auge der beim Diaz-Kreuz gefunden wurde, und ein Pinguin mit Schulterverletzung, der aus Swakopmund stammt. Gut informierten Quellen zufolge wurden weitere fünf verschmutzte Brillenpinguine auf der Mercury-Insel und zwei auf der Ichaboe-Insel entdeckt. Allem Anschein nach wollen sich die auf den Inseln wohnenden Angestellten des Fischereiministeriums um die Vögel kümmern. Nachfragen beim Ministerium für Fischerei und Meeresressourcen, ob bekannt sei woher das Öl stammen könnte und ob dies bereits offiziell gemeldet und untersucht werde, blieben bisher unbeantwortet. Es konnte auch nicht in Erfahrung gebracht werden, ob das Öl möglicherwiese aus dem Schiffswrack der Frotamerika getreten sei und ob dieses Schiff, welches nördlich von Lüderitzbucht auf Felsen liegt, auseinander zu brechen droht. Brillenpinguine sind die einzigen Pinguine die auf dem afrikanischen Kontinent leben und die einzige Art, die in Namibia vorkommt. Die Art ist vom Aussterben bedroht und ihr Bestand nimmt stetig ab. In Namibia kommen Brillenpinguine auf den Inseln vor der Küste vor und sie brüten in einer Höhle auf dem Festland zwischen Lüderitzbucht und Walvis Bay. Jungvögel ziehen oft nach Norden und werden bei Walvis Bay und Swakopmund gesehen.

Dirk Heinrich

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Ölverschmutzung vor Namibias Küste.

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