02.11.2015

Neues von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia (AGDS)

Neues von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia (AGDS). Foto: Delta-Oberschule Windhoek (DOSW)

Neues von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia (AGDS). Foto: Delta-Oberschule Windhoek (DOSW)

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia (AGDS) hat kürzlich ihre 59. Jahreshauptversammlung abgehalten. Deren Vorsitzender, Hanjo Böhme, berichtete kürzlich über Neues und über Pläne der Gemeinschaft.

Wir bewegen uns mit Riesenschritten auf das sechzigste Jubiläumsjahr der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (AGDS) zu. Fast sechs Jahrzehnte intensiver Einsatz für die deutsche Sprache in diesem Lande; ein Einsatz, der zweifellos seine Höhen und Tiefen zu verzeichnen hatte. Ohne die Bereitschaft unzähliger Menschen die zum Erhalt unser Muttersprache in diesem Lande beigetragen haben, wäre unsere Sprache wahrscheinlich heute zu einem unbedeutenden Faktor verkümmert. In diesem Zusammenhang seien nicht nur dankend hiesige Vertreter unser deutschen Gemeinschaft erwähnt, sondern auch seit nunmehr 25 Jahren die Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Namibia zusammen mit ihrem jeweiligen Mitarbeiterstab. Zu diesem Zeitpunkt leben meines Wissens nur noch zwei Vorsitzende, die der AGDS in den letzten sechs Jahrzehnten vorstanden. Dies sind unser Ehrenmitglied, Herr Dieter Springer und ich. Mit dieser Feststellung möchte ich Ihnen nicht ein demographisches Phänomen vorführen, sondern anhand dieses Tatbestandes demonstrieren, dass das Fortbestehen der AGDS nur auf den Schultern jüngerer Menschen dieses Landes ruhen kann, die sich neben Beruf ehrenamtlich für den Erhalt unserer und vor allem ihrer Muttersprache einsetzen sollten. Die AGDS hat in den letzten Jahrzehnten eine Tradition erarbeitet, die es gilt weiter zu erhalten und auszubauen. Mein sehr verehrter Vorgänger in diesem Amt hat vor einigen Jahren den prägenden Satz gebraucht, und ich zitiere: „Tradition ist nicht das Aufbewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.“

Stipendienprogramm wird erweitert

Eine der vornehmlichsten Aufgaben der AGDS ist das Sicherstellen von Lehrernachwuchs an unseren deutschen Schulen im Lande. Aus diesem Grunde hat sich die AGDS vor vielen Jahren mit einem erheblichen finanziellen Aufwand dazu verpflichtet, ein Stipendienprogramm einzuführen, welches dem ausschließlichen Zweck dient, auf Antrag jungen LehramtsstudentenInnen ein Studium an südafrikanischen Institutionen oder unserer UNAM (Universität von Namibia) zu ermöglichen. Augenblicklich unterstützt die AGDS 15 Studentinnen die an der UNAM, südafrikanischen Universitäten und Fachhochschulen studieren. Ich darf Ihnen heute mitteilen, dass der Vorstand der AGDS beschlossen hat, dieses Stipendienprogramm ebenfalls auf deutsche Universitäten auszuweiten in der ausdrücklichen Hoffnung, dass damit das Spektrum der Lehramtsanwärter drastisch vergrößert werden kann. Der Vorstand hat nach der letztjährigen Jahreshauptversammlung einstimmig beschlossen hat, JunglehrernInnen außerhalb Windhoeks, die an einer der AGDS-Schulen ihren Dienst begonnen haben, auf Antrag des jeweiligen Schulvereins für die ersten fünf Jahre einen monatlichen Zuschuß von 1000 Namibia-Dollar direkt zukommen zu lassen. Mit diesem Schritt erhofft sich die AGDS, einen bescheidenen Beitrag zur Lehrerversorgung an ländlichen AGDS-Schulen zu leisten. Ein weiterer und genauso gravierender zielt darauf ab, dass die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia sich bereit erklärt hat, die Kosten für eine/n LektorIn zu übernehmen, der/ die GrundschulleherInnen mit Deutsch als Fach an der hiesigen UNAM unterrichtet. Dieses Projekt wurde gemeinsam mit der Deutsch-Fakultät der UNAM erarbeitet und nach anfänglichen Schwierigkeiten gestartet.

Blick nach Europa

Wenn man die augenblickliche Völkerwanderung im Großraum Europa verfolgt, kann ich Ihnen mit einiger Sicherheit prophezeien, dass diese Entwicklung nicht spurlos, zumindest auf kultureller Ebene, an uns vorbeimarschieren wird. Ich prognostiziere, dass die Lehrerversorgung in Zukunft problematischer sein wird und dass wir nur unter allergrößten Anstrengungen diese Lücken eventuell füllen könnten. Erschwerend zu diesem Faktum ist die geringe Zahl an Studentinnen, die jährlich ihre Lehramtsstudien abgeschlossen haben und ihre Studiums-Abarbeitungszeit an einer der AGDS-Schulen absolvieren. Für das Jahr 2016 liegt diese Zahl bei lediglich vier neuen Lehrerinnen. Im gleichen Atemzug haben die Schulvereine Anträge an die AGDS für Pensionierungsboni für acht Lehrkräfte gestellt, die Ende 2015 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Nachdem das Auslandsschulgesetz vom Deutschen Bundestag verabschiedet wurde, ist die Bezuschussung einer Auslandsschule zwar übersichtlicher und besser kalkulierbar geworden, aber damit einher erfolgte eine drastische Reduzierung der Stellen für Auslandsdienstlehrkräfte. Dies betrifft ausschließlich die DHPS. Auch diese Lücken müssen vom Lokalmarkt, so er da ist, gefüllt werden.

Zahl deutschsprachiger Schüler sinkt

Zusätzlich haben sich die Schülerzahlen seit der Unabhängigkeit drastisch verschoben. Hatte man vor 25 Jahren noch 2400 SchülerInnen, die auf Deutsch Muttersprachen Niveau (DAM) unterrichtet werden sollten mit quasi keinen SchülernInnen, die Deutsch als Fremdsprache (DAF) belegten, so rechnet man heute mit lediglich 1350 DAM-SchülerInnen gegenüber 7500 DAF-SchülerInnen. Dieser Sachverhalt ergibt sich aus vielen Faktoren, die außerhalb der Einflussspähre der AGDS liegen. Dennoch müssen wir dem Rechnung tragen. In diesem Zusammenhang sei die ausgesprochen gute Zusammenarbeit mit dem Goethe-Zentrum (bald hoffentlich Goethe-Institut) erwähnt, da diese Institution sich primär um den DAF-Sektor kümmert, während sich die AGDS hauptsächlich der DAM-Komponente widmet. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit ist für sowohl das Goethe-Zentrum als auch für die AGDS von unschätzbarem Wert, und diese Art der gesunden Symbiose dient unserer deutschen Sprache in diesem Lande. Die AGDS hat sich verpflichtet, alljährlich alle deutschen Schulvereine mit ihren angegliederten Schulen zu einer Lehrertagung einzuladen, die in erster Linie dem gegenseitigem Austausch dienen sollte. Diese Lehrertagung trägt fortan den Namen „Dieter-Esslinger-Lehrertagung“, in Anerkennung eines hervorragenden namibischen Pädagogen und langjährigen Vorsitzenden der AGDS, des verstorbenen Dieter Esslinger.

Für den Lehrberuf

Ein Aufwerten des Lehrerberufs kann leider nur über die monetäre Schiene laufen. So hat sich die AGDS vor vielen Jahren dazu entschlossen, den jeweiligen Schulvereinen zum Ende eines jeden Jahres und unter Berücksichtigung einer gemeinsam festgelegten Formel einen Bonus auszuzahlen, der primär dafür gedacht war, dem Lehrkörper für seinen unermüdlichen Einsatz zu danken. In diesem Zusammenhang sei ebenfalls das „Projekt Lilie“ erwähnt, dass auf anderer Ebene dasselbe Ziel verfolgt. Diese lobenswerte Initiative wurde seinerzeit vom Deutschen Schulverein Karibib aus der Taufe gehoben und nach Auflösung desselben der AGDS übertragen. Besonders hervorheben möchte ich allerdings Familie Esslinger, die anlässlich der Trauerfeier für unseren verstorbenen Vorsitzenden Dieter Esslinger einen Spendenaufruf zu Gunsten der AGDS erlassen hat, der am Ende den phänomenalen Betrag von 18026 Namibia-Dollar erbrachte. Der gesamten Familie Esslinger gebührt unser aller Dank. Ich möchte auch diejenigen Farmer lobend und dankend erwähnen, die das AGDS-Rinderprojekt seit Jahren tatkräftig unterstützen und trotz ausbleibender Regenfälle 89 zusätzliche Rinder kostenlos auf ihren Farmen weiden lassen und bei Bedarf tiermedizinisch versorgen.

Schüleraustausch

Der VDA-Schüleraustausch hat auch in diesem Jahr wieder stattgefunden und die SchülerInnen, die im November nach Deutschland reisen, haben inzwischen alle notwendigen Formalitäten abgeschlossen. In diesem Jahr kam der Vorstandsbeschluss zum Tragen, der besagt, dass beim Auswahlverfahren die jeweiligen Schulen darauf achten sollten, dass 50% der SchülerInnen aus dem Deutsch als Muttersprachenzweig und 50% der SchülerInnen aus dem Deutsch als Fremdsprachenzweig stammen müssen. Sowohl der Kurt-Böhme-Rednerwettbewerb, als auch das Horst-Kreft-Lesefest wurden in diesem Jahr erneut angeboten.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Neues von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia (AGDS).
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