29.08.2016

Neue Töne zum Heldengedenktag in Namibia

Neue Töne zum Heldengedenktag in Namibia. Einfahrt des Präsidenten Hage Geingob im Stadion Kuisebmond in Walvis Bay. Foto: Otis Fink

Neue Töne zum Heldengedenktag in Namibia. Einfahrt des Präsidenten Hage Geingob im Stadion Kuisebmond in Walvis Bay. Foto: Otis Fink

Neue Töne schlug Namibias Präsident Hage Geingob anläßlich des Heldengedenktag an, als er an Gemeinschaftsgefühl der Bevölkerung appellierte und forderte, die Gefahren, die von Armut, Stammesdenken, Dürre, Korruption und Energieknappheit ausgehen, als solche wahrzumehmen.

Die Gegner der Vergangenheit waren leicht zu identifizieren, militarisiert und somit vergleichsweise leicht zu bekämpfen“, sagte Geingob am Freitag anlässlich der offiziellen Feier zum Heldengedenktag in Walvis Bay und fügte hinzu: „Die Gegner von heute haben hingegen weder Gestalt, noch Soldaten oder Armeen und können nicht mit Waffengewalt, sondern nur einer kollektiven Anstrengung von uns allen besiegt werden.“ Für die dafür notwendige Kraftanstrengung sollten sich die Bewohner ein Beispiel an der Hingabe der Freiheitskämpfer nehmen, die nicht nur sämtlichen Entbehrungen getrotzt, sondern von denen auch viele ihr Leben für die Unabhängigkeit des Landes geopfert hätten. Deren Standfestigkeit, Mut und Durchhaltevermögen sei es zu verdanken, dass Namibia heute Frieden und Stabilität und damit ein Privileg genieße, das keine Selbstverständlichkeit sei. Dies sollte sich Geingob zufolge vor allem Vertreter der jungen Generation vor Augen halten, die nach der Unabhängigkeit geboren wurden und die das Leid während Apartheidzeiten nur aus der Überlieferung kennen, aber direkt von den Errungenschaften des Freiheitskampfes profitieren würden. Schließlich sei es ausschließlich dem Einsatz und Pflichtbewusstsein namibischer Helden zu verdanken, dass heute Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Stabilität herrschen würden, die viele als gegeben hinnehmen würden. „Es ist eine Sache, Helden mit Statuen und Monumenten zu ehren oder in Liedern zu verewigen“, erklärte Geingob und ergänzte: „Wenn wir ihre Leistung jedoch langfristig würdigen wollen, können wir das am besten tun, indem wir die Prinzipien verteidigen, für die sie gekämpft haben.“ Vor diesem Hintergrund solle die Bevölkerung die Erinnerung an gefallene Helden wachhalten, indem sie sich deren Charakterzüge wie Mut, Opferbereitschaft, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit zu eigen mache und mit der Kraft ihrer Überzeugungen gegen die zersetzende Wirkung von Betrug, Korruption, Stammesdenken und Habgier vorgehen würde. Dafür sei ein neuer Diskurs notwendig, für den Schlagworte wie Harambee als Leitmotiv gelten und die kollektive Marschrichtung vorgeben sollten. Zur Illustration nutze ­Geingob dabei erneut das Sinnbild des namibischen Hauses, aus dem sich keiner ausgeschlossen fühlen und das als Symbol für die Geschlossenheit der Nationen dienen sollte.

Marc Springer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Neue Töne zum Heldengedenktag in Namibia.
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