26.12.2013

Namibia: Reiterdenkmal in Windhoek heimlich demontiert

Namibia: Reiterdenkmal in Windhoek am 25.12.2013 heimlich demontiert.

Namibia: Reiterdenkmal in Windhoek am 25.12.2013 heimlich demontiert.

Namibia, Windhoek: In der Nacht vom 25.12 auf den 26.12.2013 wurde das Reiterdenkmal unter großen Sicherheitsvorkehrungen, in aller Heimlichkeit und unter Abschirmung der Öffentlichkeit demontiert.

Windhoek, Namibia: Ein großes Polizeiaufgebot begleitete die Aktion, die von asiatischen Arbeitern ausgeführt wurde. Die Gegend war hermetisch abgeriegelt, so war unter anderem die Robert-Mugabe-Avenue zwischen der Kreuzung Sam-Nujoma-Drive und Christuskirche komplett gesperrt. Vor Ort war nichts darüber zu erfahren, wer die Demontage in Auftrag gegeben hat und wohin das Standbild gebracht wird. Die Polizei reagierte nervös und abweisend; jegliche Beantwortung von Fragen eines Mitarbeiters der Allgemeinen Zeitung wurde abgelehnt und dieser dann des Platzes verwiesen. Noch im Oktober hatte Kulturminister Jerry Ekandjo angekündigt, dass das Reiterdenkmal in den Hof der Alten Feste versetzt werden soll, die der Staat im Jahr 2014 mit einem Millionenaufwand sanieren wolle. Ein Zeitpunkt der Demontage wurde allerdings nie genannt. Für die Versetzung muss dem Denkmal, seit 1969 gesetzlich geschützt, der Status eines Monuments entzogen werden. In zwei Tageszeitungen hat der Denkmalsrat am Freitag, 20. Dezember 2013, dazu eine Annonce geschaltet. Der Rat nimmt von der Öffentlichkeit mit einer Frist von 60 Tagen Eingaben (submissions) zu der Frage entgegen. Die Sperrfrist für Eingaben müsste nach der Zeitrechnung am Montag, 17. Februar 2014, sein. Im Sekretariat des Rates meldete sich gestern nur ein automatischer Anrufbeantworter ohne weitere Auskunft. Das Kabinett hat den Denkmalsrat in diesem Jahr in neuer Besetzung bestimmt und insgesamt 15 feste und drei alternative Mitglieder berufen. Der Rat dient vom 1. August 2013 bis zum 31. Juli 2016. Der vorige Rat bestand aus neun Mitgliedern. In den vorigen und den aktuellen Rat wurde kein deutschprachiger Namibier mehr berufen, sondern hauptsächlich Oshivambo-, Otjiherero- und Afrikaans-sprachige Mitbürger. Der Denkmalsrat beruft sich auf das „National Heritage“-Gesetz von 2004, wonach er befugt ist, Objekte zur Anerkennung als Monument vorzuschlagen oder einen solchen Status abzuerkennen. Der Rat äußert einige Argumente, aus welchem Grund das Standbild kein Denkmal mehr sein sollte. Im Annoncentext wird die Enthüllung des Standbilds im Januar 1912 geschildert. Der Rat zitiert den damaligen Gouverneur Dr. Theodor Seitz, der gesagt haben soll, dass der Soldat vom Pferd der Welt verkünde, „dass wir hier die Herren sind, von nun an und immer“. Drei Jahre nach ihrer Enthüllung habe die Statue schon ihre politische Bedeutung verloren, da das Territorium Südwestafrika der Union von Südafrika besetzt wurde. Nach dem Sieg der Namibier im Unabhängigkeitskampf habe das Reiterstandbild noch einmal historisches Gewicht und Bedeutung verloren. Folglich sollte das Standbild im Innenhof der Alten Feste als gewöhnliches historisches Objekt untergebracht werden. Dr. Andreas Vogt, namibischer Denkmalsexperte, hält die Motivierung des Denkmalsrates für „ ziemlich flach“ und den Verweis auf das Zitat von Dr. Seitz als „aus der Luft gegriffen“. Dr. Vogt möchte wissen, was sich hinter der Anzeige verbirgt, die dem Vorhaben den Schein der Legitimität verleihen soll. Er erinnert daran, dass Namibier den Reiter noch vor drei Jahren auf Geheiß der Regierung vor die Alte Feste verschoben haben. „Das Standbild fällt sinisterer, unsachgemäßer Politik zum Opfer. Die Regierung ist nach der bewilligten Verschiebung jetzt wortbrüchig geworden.“ Er ruft die Öffentlichkeit auf, dies bei Reaktionen und Eingaben zu beachten. Der Geschäftsmann Dieter Voigts, ehemaliges Mitglied der Reiterinitiative der 90-iger Jahre, die sich bemühte, das Standbild im Geiste der Versöhnung durch einen zusätzlichen Gedenkstein für alle Opfer der Kolonialkriege einzugliedern, findet die Haltung der Regierung „sehr, sehr schade“. Die Statue war „mit ausdrücklicher Genehmigung“ versetzt worden. Die Kehrtwende der Regierung sei undemokratisch. Damit könne er sich nicht identifizieren.

Eberhard Hofmann
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Namibia: Reiterdenkmal in Windhoek heimlich demontiert.

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