21.09.2015

Kirchen in Namibia: Anspruch und Wirklichkeit

Kirchen in Namibia: Anspruch und Wirklichkeit.

Kirchen in Namibia: Anspruch und Wirklichkeit.

Der politische Rahmen der Epochen in der jungen Geschichte Namibias hat den Kirchen immer wieder einen neuen Rahmen gesetzt, den sie entweder stillschweigend oder aktiv mitgetragen oder von dem sie sich konfessionell und politisch distanziert haben.

Oder gegen den sich einige wie im Unabhängigkeitskampf entschieden aufgelehnt haben bis zur aktiven Solidarität mit Guerillas. Dazu gehörte auch achselzuckende Toleranz gegenüber der Kriegführung des Terrors. Das ist eine gewaltige Bandbreite, die es mit sich gebracht hat, dass jede Kirche früher oder später buchstäblich in Teufels Küche geraten ist. Während des langen Anlaufs auf die Unabhängigkeit und im Rahmen der extremen Polarisierung der Gesellschaft gab es so gut wie kein neutrales Mittelfeld. Und gerade das wollte die Evangelisch-Lutherische Kirche deutscher Zunge, heute ELKIN (DELK), behaupten. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat sie 1984 zusammen mit der lutherischen Kapkirche pauschal ins Apartheidslager geworfen und eben aus dem „heiligen Bund der Lutheraner“ suspendiert, weil sie sich nicht als militante Apartheidsgegner, sondern nur als milde Kritiker profilierten. Nach Aufhebung der LWB-Suspendierung nach 1990 sind die Lutheraner im Lande der Bravourösen wieder mutiger aufeinander zugegangen, denn die international als illegal deklarierte südafrikanische Verwaltung war abgezogen und der blutige Buschkrieg hatte schließlich ein politisches Ende gefunden. Die Erschütterung der Suspendierung der ELKIN (DELK) aus dem LWB hat auf vielerlei Ebenen noch Nachwehen und Ressentiments, die hiesige Lutheraner vor allem vor der LWB-Vollversammlung in den Griff bekommen müssen, die 2017 mit rund 1000 internationalen Delegierten in Windhoek angesagt ist, wenn die drei evangelisch-lutherischen Kirchen gemeinsam „würdige und fröhliche namibische Gastgeber“ sein wollen, wie es in der Abschlusserklärung der ELKIN (DELK)-Synode vom Wochenende so beredt heißt. Jenseits von Einheitsappellen und schulmeisterlicher Mahnung, was hiesige lutherische Kirchen zu tun und zu lassen und was sie noch alles zu erfüllen hätten, erweist sich die Zusammenarbeit an konkreten Projekten viel sinnvoller als eine Litanei der Wunschvorstellung. So war es kurz nach der Unabhängigkeit, als man neu aufeinander zugegangen ist. So war es 2007, als der gemeinsame UCC-NELC-Kirchenrat (United Church Council of the Namibian Evangelical Lutheran Churches) gegründet wurde, und so zeichnet sich die Kooperation in der gemeinsamen Vorbereitung der umfangreichen Gastgeberrolle für die LWB-Vollversammlung in Windhoek ab. Wenn es keine gemeinsamen Projekte oder besonderen Anlässe gibt, zieht es Gemeindemitglieder nicht in andere Kirchgefilde. So ist es bei allen Sprachgruppen, sofern sie Kirchgänger sind. Aber in Namibia sucht manch Kirchenpolitiker Verhaltensmuster, die er selbst nicht übt.

Eberhard Hofmann
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Kirchen in Namibia: Anspruch und Wirklichkeit.

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