Heino, Medien, Political Correctness und Namibia

Heino, Medien, Political Correctness und Namibia.

Diese reizende Glosse nimmt den Umgang bundesdeutscher Medien mit Heino während seines Namibia-Besuchs und das Versagen von Political Correctness im Unterbewußten aufs Korn. Mit mildem Zusatz von Südwester-Deutsch.

Die Schwalben schießen tief, Wolken bauen Türme, Termiten schwärmen aus und hier und das gibt´s Omajova. Kaisers Geburstag is vorbei. Sangesbruder Heino is nach Auftritt vor den Massen wieder abgezogen, die Balken über dem Sportklub Windhoek krümmen sich nich mehr. Das Land der Braven is aus dem Sommerschlaf erwacht. Das is so ´ne Sache mit der Imagepflege. Der Sänger musste nach 32 Jahren seit seinem letzten Besuch im Lande der Braven - damals war er in den Vierzigern - natürlich neu in Erscheinung treten. Als Rocker. Heino rockt. So biekie halbstark. Rocker, darunter verstehste Lederjacke, Rock-Rhythmen, Bryl-Créme (Jong, das war schmierige Haarpomade, das heißt heute Gel oder so) Motorrad mit Motorbiene hinten drauf. Also das Image sollte es sein, denn bei des Sängers vorigem Auftritt klang noch biekie Wandervogel-Nostalgie mit - Jenseits des Tales …, Schwarzbraun ist die Haselnuss … Ein Neugaufguss dessen konnt´s nich sein. Also muss alles etwas aufgejäzzt werden mit paar bekannten Melodien. Dabei hat die Rock-Szene huka ihren Zenith überschritten, spätestens als sich Rock-Pop-Star Elvis davongemacht hat. Da kommt noch der Sonderzug nach Pankow in den Sinn, zu Mauerzeiten. Honecker als Rocker. Man stelle sich vor Honi und Heino rocken, unterwegs von Ovenduka nach Brakwater über Okapuka und zurück! Fazit: Rock altert auch schon gewaltig, aber die Kunst liegt darin, Bekanntes, Altes und neu Anmutendes gut zu vermischen, ob dabei Musicke oder Lärm rauskommt, is dann mos egal, solange das Publikum tobt. Aber das führt jetzt viel zu weit. Was wir wrachtach noch beachten müssen, is mos, wie die Fernsehfritzen des ZDF mit ihrem Landsmann umgehen, wenn der auf Auslandsreise geht. Da kommen Verhaltensmuster raus, das glaubste nich. „Albino in Afrika - Heino in Namibia“, texten die TV-Ovirumbu über ihren eigenen Otjirumbu im Zweiten und Letzten Deutschen Fernsehen. Konnten sie der klangvollen Assonanz nich widerstehen? Mussten sie sich persönliche Antipathie vom Leibe schaffen? War´n die etwa neidisch, dass der Sangesbruder in ein moies Afrika-Land fliegt und da als Stimmungsmacher gefeiert wird? Hoppla! Ein vermeintliches Gen-Merkmal ihres Mitbürgers als Aufhänger für Nachrichten im Jerry-Land. Ovandoitjie betiteln so also einen Mitbürger, wie machen die es dann mit ihren Ausländern? Pardon: mit Menschen mit Migrationshintergrund. Es gehört sich für jedes Nachrichtenmedium, wenn es sich einen Schnitzer geleistet hat, sich bei Lesern und Hörern zu entschuldigen. Das hat das ZDF wohl auch getan. Und der Heino? „Ich habe mich schwarz geärgert“, wird er über den recht gezielten Ausrutscher zitiert. Ja Heino, das Leben schillert in allen Farben in den Köppen der Fernsehfritzen und im Alltag im Lande der Braven und Bravourösen. Aber bei uns jobbt das mit dem „Schwarzärgern“ nich so iesie, weil viele auch ohne Ärger schon kwaien Tähn mit sich rumtragen. Und die Bleichgesichter, bzw. Ovirumbu, im Lande haben im Übrigen von der Sonne auch nochall stief Tähn abgekriegt, dass die schon bei geringem Ärger nich mehr viel Spielraum haben, sich mehr einzuschwärzen. Also werden die den Ärger auf andere Manier los, mit Klipdrift und Braai oder so. Denn bei uns hat das mit den Hautfarben so seine Bewandtnis. Da kann das ZDF noch manches dazulernen. Aber jetzt herrscht hier die Saison des Regenbogens. Da haben wir genug zu tun.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Heino, Medien, Political Correctness und Namibia.