11.11.2015

Hage Geingob: Landumsiedlung in Namibia gescheitert

Hage Geingob: Landumsiedlung in Namibia gescheitert. Büergersammlung in Omaruru. Foto: Dirk Heinrich

Hage Geingob: Landumsiedlung in Namibia gescheitert. Büergersammlung in Omaruru. Foto: Dirk Heinrich

Namibias Staatspräsident Hage Geingob sprach am 10.11.2015 auf einer Bürgerversammlung in Otjiwarongo. Dies war die letzte Station seiner Reise durch alle 14 Regionen Namibias, wo er Einwohnern Rede und Antwort stand. In Otjiwarongo fand er deutliche Worte über die Ansprüche erfolgreichen Farmens und bezeichnete das bisherige Konzept der Landumsiedlung in Namibia als gescheitert.

Ich habe mir das Beste für zuletzt aufgehoben: die Region, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin“, sagte Präsident Hage Geingob zu Beginn des Treffens gestern Morgen im Stadtsaal Otjiwarongos im Wohnviertel Orwetobeni, wo er Einwohner der Otjozondjupa-Region traf. Begleitet wurde das Staatsoberhaupt von drei Ministern und seinen Beratern, die er einzeln vorstellte. „Dieses Treffen war das Schlimmste, das ich in all den Regionen des Landes erlebt habe. Die Respektlosigkeit, die am Ende von einigen Personen offenbart wurde, ist nicht zu akzeptieren. Wie könnt ihr Respekt verlangen, wenn ihr selber keinen Respekt zeigt?“, betonte Geingob, nachdem einige Anwesende am Ende des Treffens ans Mikrofon drängten, lauthals Forderungen stellten und die Regierung angriffen. „Wir sind das Haus Namibia, welches ein starkes Fundament hat, aus verschiedenen Backsteinen (Bevölkerungsgruppen) gebaut wurde, die aber letztendlich eine Mauer darstellen, nachdem die Mauer verputzt wurde. Die Familie Namibia soll sicher in diesem Haus wohnen, mit all ihren Freuden und Problemen“, betonte Geingob. Er zeigte sich erfreut, dass die verschiedensten Bevölkerungsgruppen zugegen waren, und meinte, dass in zahlreichen Regionen die Probleme derzeit die gleichen seien. „Wir haben Pläne und Gesetze, die gut sind, aber die Durchführung lässt oftmals zu wünschen übrig. Deshalb habe ich meine Minister und Berater beauftragt, dafür zu sorgen, dass es nicht nur Gerede bleibt, sondern dass Taten folgen“, betonte der Präsident. Kommerzielle Farmer ersuchten das Staatsoberhaupt, den Farmern zu helfen, die Dürre zu überstehen. Den Vertretern der kommunalen Farmer und denen der Farmarbeiter sagte Geingob, dass sie aufhören sollten, sich immer zu beschweren und von der Regierung Hilfe zu verlangen. „Ich habe selbst eine Farm, ich weiß, wie schwer es ist, zu farmen. Die Farmarbeiter sollten sich fragen, wie produktiv sie sind, anstatt immer auf Mindestlöhne zu pochen und Ausrüstung zu verlangen. Auch die Kommunalfarmer sollen besser planen. Es gibt sehr reiche Kommunalfarmer mit über 1000 Rindern, aber sie wollen Hilfe von der Regierung. Warum geht ihr nicht auf kommerzielle Farmen?“, fragte das Staatsoberhaupt. „Das Umsiedlungsprogramm der Regierung ist der größte Reinfall. Menschen wurden auf den Farmen, die die Regierung von kommerziellen Farmern gekauft hat, ohne die nötige Bildung, Ausbildung, Wissen und Ausrüstung angesiedelt. Jetzt sind die Farmen unproduktiv, dabei sollten die Farmen den dort angesiedelten Menschen zu einer besseren Lebensqualität helfen“, sagte Geingob. Der Präsident meinte, dass pensionierte kommerzielle Farmer ein Unternehmen gründen sollten und dieses jenen Menschen helfen sollte, die auf Umsiedlungsfarmen leben. Diese Farmen sollten ebenfalls ein Unternehmen werden, mit den erfahrenen kommerziellen Farmern als Manager. Sobald die Neufarmer in der Lage seien, eine Farm zu verwalten, sollten sie das „Unternehmen“ übernehmen. Auf die Forderungen nach Grundstücken in Städten und Orten, die Beschwerden über teuren Strom und Wasserstellen, die zu weit entfernt liegen, meinte der Präsident: „Ihr kommt aus allen Regionen des Landes, siedelt euch ohne Erlaubnis an, wohnt illegal in städtischen Gebieten und beschwert euch dann. Auch Stadtverwaltungen müssen planen, damit ein gesundes Wachstum gesichert ist.“ In den vergangenen Wochen hat Präsident Geingob über 7000 Kilometer im Lande zurückgelegt und dabei 93 Stunden mit den Einwohnern verschiedener Regionen verbracht, um sich deren Probleme, Fragen und Sorgen anzuhören sowie Antworten zu geben.

Dirk Heinrich

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Hage Geingob: Landumsiedlung in Namibia gescheitert.

Empfehlungen

Land Matters. Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform in Namibia

Land Matters. Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform in Namibia

Wie Farmer in Namibia Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform entwickeln und ihre Gedanken darüber zeigt der Film Land Matters.

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht

Mein Leben: Rückblick und Rechenschaftsbericht des Südwestafrika-Missionars und Pastors in Halle, Dr. Julius Baumann (1912-2008).

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft: Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft: Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2: Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus.

Diamanten, Gold und Tränen: ein Afrikabuch

Diamanten, Gold und Tränen: ein Afrikabuch

Diamanten, Gold und Tränen: ein Afrikabuch und Reisebericht von einer in den 1950ern unternommenen Reise vom Norden in den Süden Afrikas.

Doppeltes Glück mit dem Roten Affen

Doppeltes Glück mit dem Roten Affen

Der Comic "Doppeltes Glück mit dem Roten Affen" handelt von zwei Tagedieben und Lebenskünstlern in Kapstadt.

Papa in Afrika

Papa in Afrika

"Papa in Afrika" ist eine Persiflage auf den Tim-und-Struppi-Comic "Tim im Kongo" von 1930.