29.08.2014

Fahr mal hin: Das Museum im Alten Fort Grootfontein

Fahr mal hin: Das Museum im Alten Fort Grootfontein. Ehrenamtlicher Helfer Günther Friederich.

Fahr mal hin: Das Museum im Alten Fort Grootfontein. Ehrenamtlicher Helfer Günther Friederich.

Sättel und Saumzeug der Kaiserlichen Schutztruppe im Museum im Alten Fort Grootfontein.

Sättel und Saumzeug der Kaiserlichen Schutztruppe im Museum im Alten Fort Grootfontein.

Alte Dampf-Straßenwalze. Das Ausstellungsstück des Museums in Grootfontein steht im Alten Fort.

Alte Dampf-Straßenwalze. Das Ausstellungsstück des Museums in Grootfontein steht im Alten Fort.

Das Museum im Alten Fort von Grootfontein zeigt historische technische Einrichtungen von Farmbetrieben Namibias.

Das Museum im Alten Fort von Grootfontein zeigt historische technische Einrichtungen von Farmbetrieben Namibias.

Das Museum im Alten Fort Grootfontein birgt große und kleine Schätze aus der namibischen Geschichte. Wer auf dem Weg von Windhoek nach Rundu ohne Halt durch Grootfontein fährt, verpasst es leicht. Von Ausrüstungsteilen der Schutztruppe über Werkstattgeräte bis zu alten Fotokameras haben hier ehrenamtliche Helfer eine interessante Ausstellung gestaltet.

Vor dem Alten Fort in Grootfontein steht eine alte Straßenwalze. Geocacher haben hier eine Kleinigkeit versteckt, die andere Freunde dieses weltweiten GPS-Suchspiels immer wieder aufzuspüren versuchen. Manchmal kämen ganze Busse den Berg von der Hauptstraße heraufgefahren, um die Walze zu untersuchen, erzählt Günther Friederich. Oft suchten die Leute aber nur nach dem kleinen Schatz an der Walze und führen dann weiter. Ohne die vielen großen Schätze im Fort gesehen zu haben. Günther Friederich ist einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Altes Fort Museum in Grootfontein. Wenn die Kuratorin, wie heute, nicht da ist, steht der große Mann an dem mächtigen dunklen Holztresen im Empfangsraum. Hinter ihm hängt eine große goldgerahmte Uhr mit römischen Zahlen, die erste Bahnhofsuhr von Grootfontein. Links neben ihm an der Wand ist eine große, alte Karte von Namibias Norden zu sehen. Den Rest des Raumes füllen zwei zerbrechliche Stühle, ein Tisch mit einem Schachbrett und weitere Ausstellungsstücke. Fast alles in diesem Raum wirkt antik. Günther Friederich empfängt hier die Besucher und steht ihnen bei Fragen zur Verfügung. In einem großen Raum, der voll ist mit alten Schätzen - von Fotoausrüstungen der letzten Jahrzehnte bis zu medizinischem Gerät - kann er fast zu jedem Schaukasten etwas sagen. Der Stempel mit der Alfred-Linde-Prägung in einem Kasten hat seinem Großvater gehört, die Brotschneidemaschine in einem anderen seiner Mutter. Die Ausstellungsstücke im Museum in Grootfontein sind alles Spenden und Leihgaben - von Privatpersonen oder den anderen namibischen Museen, mit denen die Grootfonteiner eng in Kontakt stehen. So ergibt sich eine bunte Mischung: Ein Raum widmet sich der Schutztruppe, ein anderer im Turm des Forts der Jagd in Namibia. Um den Innenhof, in dem alte Maschinen ausgestellt sind, gruppieren sich Räume mit Mineralien, Alltagsgegenständen und Fotos verschiedener namibischer Völker wie der Himba und der San, einer alten Wagenbauerei, einer Schmiede und anderen Stücken aus Namibias Geschichte und Gegenwart. Ein wichtiges Thema im Alten Fort ist natürlich die Geschichte Grootfonteins und des Forts selbst. Das Gebäude wurde in den Jahren 1896 bis 1900 von der Schutztruppe als Militärstation gebaut und 1908 erstmals renoviert. Nachdem Südwestafrika südafrikanisches Mandatsgebiet wurde, wurde das Fort 1920 zum Schülerheim umfunktioniert. Als es ab 1960 auch dafür nicht mehr gebraucht wurde, begann das imposante historische Gebäude langsam zu zerfallen. Das gefiel vielen Bürgern Grootfonteins nicht und im August 1972 wurde einer aktiv: Der Apotheker Sandy Young gründete die Initiative „Rettet das Fort“. Im November entstand die Idee, in dem Fort ein Museum einzurichten. Doch 1975 füllten dann 200 Flüchtlinge aus Angola die Räume, die mittlerweile unter Denkmalschutz standen. Als die Flüchtlinge das Fort nach einem Jahr verließen, konnte mit jahrelangen Renovierungsarbeiten begonnen werden. Spenden und Gelder des Denkmalschutzes finanzierten die Instandsetzung der Räume, zahlreiche ehrenamtliche Helfer des 1978 gegründeten Museumskomitees halfen bei der Sammelaktion alter Stücke. Im Oktober 1983 wurde das Museum schließlich eröffnet. Diese Stücke liegen heute nummeriert und katalogisiert in Schaukäsen und hängen an Wänden. Ein spezieller und wohl einzigartiger Teil des Museums befasst sich mit einem besonderen Thema: Mit der Republik Upingtonia. Friederich weiß einiges zu den alten Dokumenten, die an zwei Schautafeln hängen, zu erzählen: Die Dorslandtrekker, vor den britischen Truppen fliehende Farmerfamilien aus Südafrika, kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf ihrer Odyssee durch das südliche Afrika in die Region um Grootfontein. Hier gründeten sie 1884 den Distrikt Upingtonia. Nachdem ihr Anführer 1886 ermordet wurde und auch die Deutschen Besitzansprüche auf das Land geltend machten, mussten die Dorslandtrekker weiterziehen. Ihre geplante Republik blieb ein unvollendeter Traum und die letzten verbliebenen Dokumente hängen heute gemeinsam mit einer Dorslandtrekker-Tracht im Museum. Über 160 Besucher sind in den ersten drei August-Wochen in das Museum gekommen, um sich die alten Geräte oder die Upingtonia-Dokumente anzusehen. Im Juli waren es 135. Die meisten davon sind Deutsche und Südafrikaner. Aber auch Namen aus Italien, Australien, Tschechien oder Japan findet Günther Friederich, als er im Quittungsbuch blättert. „Zur Zeit läuft es gut“, bilanziert er. Dennoch würden sich die Museumsbetreiber noch mehr Gäste wünschen. Denn die Ausstellung finanziert sich allein durch Eintrittsgelder, Spenden und Einnahmen bei Sonderveranstaltungen wie dem jährlichen Schnitzelessen und dem Weihnachtsmarkt. Deshalb arbeiten die meisten Beteiligten mit Ausnahme der Kuratorin auch ehrenamtlich. Auch der geschichtsinteressierte Idealist Günther Friederich, der das Museum heute bis in die Mittagszeit geöffnet ließ, damit die Besucher sich in Ruhe umschauen können. Dass seine Pause damit verkürzt wurde, sieht er gelassen: „Ich habe meine Zeit nützlich verplempert.“

Das Alte Fort Museum ist wochentags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet. Im Winter schließt es bereits um 16 Uhr. Sonderführungen können telefonisch (067-242456) vereinbart werden.

Internetseite Altes Fort Museum:

  • www.altefortmuseum.de

Amelie Meier

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Fahr mal hin: Das Museum im Alten Fort Grootfontein.

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