19.02.2015

Ende des Bergbaus in Namibia absehbar

Ende des Bergbaus in Namibia absehbar. Bild: Skorpion Mine (Zinkabbau- und Verhüttung)

Ende des Bergbaus in Namibia absehbar. Bild: Skorpion Mine (Zinkabbau- und Verhüttung)

Der Bergbau bildet noch immer das Rückgrat der Wirtschaft und vor allem der Exportwirtschaft Namibias. Innerhalb des Bergbausektors dominieren zwei Produkte: Uran und Diamanten. Das Ende Ende des Bergbaus in Namibia in den nächsten Jahrzehnten ist jedoch schon absehbar.

Der AZ-Beitrag in der Ausgabe vom 23. Dezember 2013 hat zunächst den Uranabbau untersucht. Dieser Artikel analysiert nun den übrigen Bergbau in Namibia, von Diamanten über Gold, Zink und Kupfer bis zu Fluorit und Salzgewinnung. Auch diese Ergebnisse wurden im Rahmen eines studentischen Projektes des Instituts für Geographie der Universität Gießen erarbeitet. Die Karte ausgewählter Minen zeigt, dass sich abbauwürdige Vorkommen auf bestimmte Regionen beschränken. Der äußerste Südwesten des Landes ist das Zentrum der Diamantenförderung (off- und on-shore) sowie des Abbaus von Zink und Blei. Im Landeszentrum und im zentralen Norden Namibias konzentrieren sich Gold- und Kupferförderung und im Urandreieck Walvis Bay - Henties Bay - Arandis die bestehenden und geplanten Uranminen (letztere aus Maßstabsgründen in der Karte nicht darstellbar). Im Nordwesten und zentralen Süden sowie in der gesamten Osthälfte Namibias gibt es hingegen keine größeren Bergbauaktivitäten. Der primäre Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sowie Bergbau) trug im Jahr 2012 rund 25% zum BIP (Bruttoinlandsprodukt) Namibias bei, der sekundäre Sektor (verarbeitendes Gewerbe und Bauwirtschaft) 36% und der tertiäre Sektor (Dienstleistungen und Verwaltung) 39%. Innerhalb des primären Sektors dominiert der Bergbau deutlich (Abbildung 1) und diese Dominanz hat sich zwischen 2004 und 2012 tendenziell noch verstärkt. 2012 machte der Bergbau 60% der Wertschöpfung des primären Sektors aus. DER BIP-Anteil von Landwirtschaft und Fischerei variiert von Jahr zu Jahr. Ein Blick auf die Tabelle der wichtigsten Minenkonzerne in Namibia (die Farben entsprechen der Farbe der jeweiligen Säule in den Abbildungen 2-5) zeigt, dass ein Großteil der Minen nur noch eine relative kurze Restlaufzeit hat. Hier stellt sich die Frage, was z.B. aus Rosh Pinah wird, wenn die Skorpion Mine und die Rosh Pinah-Mine in wenigen Jahren schließen. Aber auch die Kupfer- und Goldminen weden schon bald erschöpft sein. Lediglich die Diamanten reichen noch für längere Zeit. Die On-Shore-Diamantenreserven sind zwar inzwischen weitgehend erschöpft, aber die Off-Shore-Reserven reichen noch bis etwa 2050. Die Namdeb Diamond Corporation behauptet eine sektorbeherrrschende Stellung. Sowohl bei der Anzahl der Arbeitsplätze als auch bei den Löhnen und Gehältern dem Umsatz und schließlich auch ganz besonders deutlich bei den Ausgaben (Royalties) ist Namdeb - von hier nicht berücksichtigten Uranminen Rössing und Langer Heinrich mal abgesehen - größer und wichtiger als alle anderen Minen zusammengenommen. Verglichen mit Namdeb trägt der gesamte sonstige Minensektor Namibias nur die sprichwörtlichen „Peanuts” zur Wertschöpfung bei und ist für die Rückflüsse an den Staat fast irrelevant. Die bereits jetzt dominierende Stellung von Namdeb wird sich mit der demnächst anstehenden Schließung der Zinkminen bei Rosh Pinah noch weiter verstärken. „Diamonds are girl's best friend” sang Marylin Monroe 1953 in dem Filmklassiker „Gentlemen Prefer Blondes.” Ganz ähnlich geht es auch dem Bergbausektor Namibias, auch hier sind Diamanten der “Best Friend”. Abgesehen von der Salzförderung bietet gegenwärtig allein der Diamantenabbau noch eine deutlich über 2020 hinausreichende Perspektive. Alle anderen zurzeit produzierenden Nicht-Uran-Minen werden in nur acht bis zehn Jahren bereits den Betrieb eingestellt haben. Auch die meisten Uranminen (inklusive der zurzeit in Planung befindlichen Minen) werden bis ca. 2030 schon wieder geschlossen sein. Nach gegenwärtigem Informationsstand werden lediglich die zurzeit im Aufbau befindliche Husab-Mine und das Omahola-Vorkommen über 2035 hinaus noch Uran produzieren und auch diese Vorkommen werden - wie auch die On-Shore-Diamantenreserven - etwa im Jahr 2050 erschöpft sein. Es stellt sich die Frage: „Was dann Namibia?” Was kann das Land in 10, in 20 oder in 30 Jahren noch exportieren, um seine beständig zunehmenden Importe zu finanzieren? Selbst wenn noch einige neue abbauwürdige Vorkommen entdeckt werden, wird es allmählich eng! Namibia muss sich dringend aus der Abhängigkeit vom Bergbau lösen. Das Land lebt noch immer im erheblichen Umfang von seinen nicht-erneuerbaren Ressourcen und damit auf Kosten der kommenden Generationen. Bei der Frage nach wirtschaftlichen Alternativen für die Zukunft wird in Namibia stets mantra-artig auf Namibias „Vision 2030” verwiesen. Aber wie realistisch sind dort die aufgeführten Ziele? Angesichts der Entwicklung der namibischen Wirtschaft seit Auflegung der Vision 2030 im Jahre 2004 bleiben ganz erhebliche Zweifel, ob der angestrebte Umbau der Wirtschaft in ein Industrieland und eine Wissensgesellschaft noch rechtzeitig gelingen kann.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Ende des Bergbaus in Namibia absehbar.
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