Wer trifft wen? Besser? Jagdgeschichten und andere, von Marga Vaatz

Wer trifft wen? Besser? Jagdgeschichten und andere, von Marga Vaatz. Raunard Publications. Windhoek, Südwestafrika 1989. ISBN 0620116447 / ISBN 0-620-11644-7

Wer trifft wen? Besser? Jagdgeschichten und andere, von Marga Vaatz. Raunard Publications. Windhoek, Südwestafrika 1989. ISBN 0620116447 / ISBN 0-620-11644-7

Der Inhalt dreier Bücher von Marga Vaatz ist in diesem Sammelband - Wer trifft wen? Besser? Jagdgeschichten und andere - zusammengefaßt.

Marga Vaatz  

1957: Die europäische Brille

Die große Sorge der UNO ist zur Zeit das Geschick der schwarzen eingeborenen Bevölkerung Süd- und Südwestafrikas, und so dicht wie Hagelschauer fallen Worte, die finsteres Mittelalter heraufbeschwören: Unterdrückung, Versklavung, Ausbeutung. Auch der deutsche Bücher- und Zeitungsmarkt wird überschwemmt mit Berichten über unser Land und seine Bevölkerung, Onkel Toms Hütte geistert wieder durch die Köpfe, der Leser sieht den Farmer mit der Peitsche auf seine armen wehrlosen Eingeborenen einschlagen, er vergleicht die armseligen Hütten der Schwarzen mit den „Palästen" der Weißen, er empört sich, daß die „Neger" kein Stimmrecht haben und während sein Herz vor Mitgefühl überwältigt wird, dehnt sich in seiner Brust das behagliche Bewußtsein moralischer und sittlicher Überlegenheit über seine weißen Brüder in Südwestafrika. Die Bücher und Berichte der „rasenden Reporter", die während einer Stippvisite von einigen Wochen unser geliebtes hartes Land durch ihre europäische Brille betrachten und dann kurzsichtige Urteile fällen, werden sehr aufmerksam von der Südwester Bevölkerung gelesen und teils kopfschüttelnd, teils amüsiert, teils unwillig und oft entrüstet zur Kenntnis genommen. Nicht das schlechte Gewissen ließ uns bisher schweigen, sondern eher der Glauben, daß Lügen kurze Beine haben. Aber Vorurteil hakt sich an Vorurteil, das Netz der halben Wahrheiten, die weit schlimmer sind als faustdicke Lügen wird immer dichter. Die Zeit ist überreif, daß man Euch die europäische Brille und die damit verbundenen Maßstäbe zerbricht, damit Ihr Euch ein sachliches Urteil bilden könnt, losgelöst von solchen bombastischen Beschuldigungen wie Ausbeutung, Versklavung, Unterdrückung, frei auch von Mitleid und Überheblichkeit. Als Kind deutscher Eltern, aber auch als weißhäutige Eingeborene Südwestafrikas, d.h. hier geboren ist, aufgezogen und mit Land und Leuten tief verwachsen, möchte ich Euch unseren schwarzen Landsmann schildern, wie ich ihn kenne, aus Verhältnissen, wie sie auf den deutschen Farmen um Windhoek und - mit geringen Abweichungen - überall gelten. Unsere Einstellung zum Eingeborenen wird weder von Haß noch Verachtung getrübt, wie man in Europa annimmt. Zwar sind wir uns unserer geistigen und verstandesmäßigen und technischen Überlegenheit voll bewußt, aber werden weit von unserem schwarzen Landsmann überflügelt, was heitere Lebensbejahung angeht, seine stoische Gelassenheit allen Schmerzen und körperlichem Ungemach gegenüber, seine physische Ausdauer, sein Gefeitsein gegen die Verführung materiellen Besitzes und sein leichtes Lachen, das mit seinem Spott und seiner mimischen Begabung dem Leben auf der Lauer liegt. Es ist sehr sehr fraglich, ob irgendeiner unserer schwarzen Farmarbeiter sein Los mit dem eines durchschnittlichen Europäers tauschen möchte, wenn man ihm nicht nur das äußere glänzende Bild: die gute Kleidung, das Auto, das Radio und den Eisschrank schildern würde, sondern auch sein wirkliches Leben vom Tagesanbruch bis zur Nacht, seine innere Zerrissenheit, seine Hetze, seine Sorgen und Ängste, Steuern, Krankheit, Militärpflicht, Kriegsgefahr, Ernährung, Führung, Kleidung, Schule, die Jagd nach dem Geld und immer mehr Geld und materiellem Besitz, das Blendwerk des politischen Lebens, das Netz der Gesetze, das ihn von allen Seiten einengt. Er würde ob der Torheit einer Frage, wer nun von Euch glücklicher und freier lebe, nur den Kopf schütteln. Ja, es ist wahr, Nikodemus „wohnt" in einer für europäische Begriffe armseligen dunklen Hütte (Pontok) aus Reisig, Kuhdung und Blech, aber nicht die Armut zwingt ihn dazu, sondern seine eigene Bedürfnislosigkeit, die für griechische, indische und chinesische Philosophen der Weisheit höchster Schluß war. Und diese Bedürfnislosigkeit ist ein Geschenk unseres sonnigen warmen Klimas. Seine Hütte ist keine Wohnung, sondern von Menschenhand geschaffener wohltuender dunkler, tiefer, kühler Schatten, - in einem Land, auf das in jedem Jahr von 365 Tagen, 365 mal eine strahlende, blendende Sonne herniederstrahlt. In den wenigen Wochen kalter Winternächte sind diese Pontoks mollig und warm, im Sommer sind sie kühl und dunkel. Nimmt das Ungeziefer überhand, werden sie abgebrannt und in einem Tag steht der neue Pontok an einer anderen Stelle. Er kennt keine Möbel. Sein Lager besteht aus weichgegerbten Fellen, Decken und Kissen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Wer trifft wen? Besser? Jagdgeschichten und andere, von Marga Vaatz.

Buchtitel: Wer trifft wen? Besser?
Untertitel: Jagdgeschichten und andere
Autorin: Marga Vaatz
Verlag: Raunard Publications
Windhoek, Südwestafrika 1989
ISBN 0620116447 / ISBN 0-620-11644-7
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 404 Seiten, einige Fotos

Vaatz, Marga im Namibiana-Buchangebot

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