Was Afrika mir gab und nahm, von Margarethe von Eckenbrecher

Was Afrika mir gab und nahm, von Margarethe von Eckenbrecher. Nachdruck aus dem Jahr 2000.

Was Afrika mir gab und nahm, von Margarethe von Eckenbrecher. Nachdruck aus dem Jahr 2000.

Aus den legendären Memoiren Was Afrika mir gab und nahm von Margarethe von Eckenbrecher, beschreibt dieser Auszug den Einmarsch der Südafrikaner in Windhuk im Jahr 1906.

[...] Große Aufregung herrschte, ehe ich fortging. Die Kinder hingen sich an mich, die treue Anna hatte Tränen in den Augen, und die schwarze Anna, unser Waschweib, umklammerte mich von rückwärts. Es war, als sei dieser Weg nach Windhuk aufs nun feindliche Bezirksamt ein Weg zur Hinrichtung, Sie dachten sich alle die fürchterlichsten Gefahren aus denen ich entgegenging. Die ritterlich angebotene Begleitung meines Elfjährigen lehnte ich zu seinem Kummer entschieden ab. Von der Kirche war die weiße Fahne verschwunden, dafür war auf dem Rathaus der Union-Jack gehißt, der auch über der Roten-Kreuz-Fahne über dem Lazarett und dem Katholischen Krankenhaus wehte. Nun war es also Wahrheit geworden, was wir längst fürchten mußten und immer wieder von uns wiesen, eine fremde Flagge blähte sich stolz über unserer Hauptstadt. In der Vormittagssonne kam ich zum Bezirksamt. Davor standen unruhige Menschen in größeren und kleinen Gruppen beieinander. Sehr viele Frauen. Zum ersten Male sah ich die englischen Offiziersuniformen, sandfarben, sehr guter Sitz und Schnitt. Die englischen Soldaten hatten fürwahr nicht nötig, ihren von Sonne und Regen und Wind ausgeblichenen Kordrock in Kaffee oder Tee zu stecken und zu färben, damit er nicht so weithin sichtbar war. In den beiden ineinandergehenden Zimmern des Bezirksamtes sah es wüst aus. Regale, zum Teil leer, zum Teil mit durcheinandergewühlten Akten, zerknäulte Papiere, aufgebrochene Kisten, von der Decke hängende zerschnittene Telephondrähte. Ein langer Tisch stand quer im Zimmer, davor saßen zwei Offiziere, An den Türeingängen, in den Zimmern und draußen standen englische Soldaten, mit geschulterten Gewehren. Es war heiß und staubig und roch nach Schweiß. In die leeren Fächer wurden die uns abgenommenen, fein säuberlich registrierten Waffen gepackt. Ein Verständigen war schwer, denn damals konnte kaum ein Angehöriger der Okupationsarmee deutsch, und wenig Deutsche hier verstanden englisch. Mir war es geläufig. Ich hörte Mißverständnisse und fürchtete sich daraus ergebende unnötige Schwierigkeiten für einige meiner Landsleute. So trat ich an den Tisch und bot meine Hilfe zu Dolmetscherzwecken an, die sofort sehr höflich angenommen wurde. Von da ab habe ich manches Mal mündlich und schriftlich helfen dürfen, Frauen, die allein weit außerhalb Windhuks wohnten, beantragten die Rückgabe ihrer Waffen, Milchlieferanten wollten vor 7 Uhr früh in die Stadt, eine Hebamme erbat einen Erlaubnisschein, nachts ihr Haus verlassen zu dürfen usw. Besorgungshalber und auch, um Neues zu hören, ging ich ohne die Kinder am nächsten Nachmittage in die Stadt zu Fräulein Kindt, deren Brüder die Truppe als Berichterstatter nach dem Norden begleiteten. Was ich da vernahm, war empörend. Bereits am Vormittag des Einzuges der Unionstruppen waren deutsche Frauen schamlos genug gewesen, beim Feinde Anschluß zu suchen und zu finden. Eine, es waren sogar welche unter ihnen, die sich zur Gesellschaft zählen wollten, hatte einen weitläufigen Vetter entdeckt, eine andere einen Freund, eine dritte einen Dampferbekannten usw. Da fuhren sie stolz in den feindlichen Kraftwagen durch die Stadt spazieren und ihre Männer standen im Felde. Sie luden die Feinde zu sich ein und ließen sich einladen. Diese Liebenswürdigkeit dem Feinde gegenüber war reichlich voreilig. Sie hätten warten können, man hätte sie sicherlich gefunden, denn ein fahnenflüchtiger Gefreiter der Landwehr hatte es sich angelegen sein lassen, dem Feinde eine Liste gefälliger Frauen gleich bei der Besetzung vorzulegen. Ja, er tat noch mehr. Er führte namentlich eine ganze Reihe angesehener deutscher Männer auf, die er zum Abtransport in die Union vorschlug. Diesem Vorschlag soll stattgegeben worden sein. Des Feindes Dank blieb aus. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Was Afrika mir gab und nahm, von Margarethe von Eckenbrecher.

Titel: Was Afrika mir gab und nahm
Untertitel: Erlebnisse einer deutschen Frau in Südwestafrika 1902-1936
Autorin: Margarethe von Eckenbrecher
Orignial: Mittler und Sohn, Berlin 1936
Verlag: Peter's Antiques
Neuauflage, Swakopmund, 2000
Broschur, 14x20 cm, 323 Seiten, etliche sw-Fotos, 1 Karte

von Eckenbrecher, Margarethe im Namibiana-Buchangebot

Was Afrika mir gab und nahm

Was Afrika mir gab und nahm

Was Afrika mir gab und nahm beschreibt die Erlebnisse der legendären Margarethe von Eckenbrecher in Südwestafrika 1902-1936.