Von der alten in die neue Zeit, von Berthold von Deimling

Von der alten in die neue Zeit. Lebenserinnerungen von Berthold von Deimling. Ullstein-Verlg, Berlin 1930.

Von der alten in die neue Zeit. Lebenserinnerungen von Berthold von Deimling. Ullstein-Verlg, Berlin 1930.

In seinen Lebenserinnerungen Von der alten in die neue Zeit beschreibt Generalmajor Berthold von Deimling alle Stationen seines Lebens einschließlich der Zeit die Deutsch-Südwestafrika.

Berthold von Deimling  

[...] Seit Jahrzehnten herrschte der Krieg zwischen Hereros und Hottentotten als Dauerzustand, die beide als Eroberer die Urbevölkerung von Buschleuten und Bergdamaras dezimiert oder unterworfen hatten. Als sich Bismarck gegenüber englischen Ansprüchen hinter den Kaufmann Lüderitz stellte und dessen Niederlassungen als unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehend erklärte, war es vorauszusehen, daß eine friedliche Kolonisation gegenüber den kriegerischen Stämmen nicht möglich sein würde. Schon anfangs der 90er Jahre hatte der damalige Reichskommissar Major Curt von Francois mit seinen wenigen hundert Mann schwere Kämpfe gegen die Hottentotten zu bestehen, die in der Person ihres klugen Kapitäns Hendrik Witboi ihren Freiheitshelden gefunden hatten. Francois' Nachfolger Theodor Leutwein gelang es 1894, diese ersten Kämpfe zu einem guten Ende zu bringen. Er verstand es meisterhaft, durch kluge Politik lange Jahre hindurch Hottentotten und Hereros in Schach zu halten. Der Wille dieser beiden ihre Selbständigkeit über alles liebenden Völker, sich bei erster Gelegenheit gegen die weißen Eindringlinge zu erheben, konnte aber durch kein Mittel der Politik ertötet werden. Was schließlich den glimmenden Funken zur hellodernden Flamme entfacht hat, mag dahingestellt bleiben. Die geringe Stärke der deutschen Schutztruppe versprach raschen Erfolg. Die zunehmende Verschuldung der Eingeborenen, die als unlautere Konkurrenz empfundene Tätigkeit der Farmer, Übergriffe und rücksichtslose Gewinnsucht einzelner deutscher Händler mögen zu dem unheilvollen Entschluß zusammengewirkt haben. Anfang November 1903 nahmen die Unruhen im Süden mit der Erhebung der Bondelzwarts um Warmbad ihren Anfang. Der Gouverneur Leutwein sah sich gezwungen, das Hererogebiet fast ganz von Truppen zu entblößen, um genügende Kräfte im Süden einsetzen zu können. Am 12. Januar 1904, als die Schutztruppe aus ihrem Gebiet abmarschiert war, schlugen die Hereros mit der Ermordung der Farmer los. Die auf dem Marsch nach Süden befindliche Kompagnie Franke erreichte bei Gibeon der Befehl, sofort umzukehren und die schon von Hereros eingeschlossenen Standorte Windhuk, Okahandja und Omaruru zu entsetzen. In vier Tagen legte Hauptmann Franke mit seinen Leuten die 300 km betragende Strecke Gibeon-Windhuk zurück und schlug in schweren Gefechten die feindliche Übermacht bei Okahandja und Omaruru zurück. Ende Januar gelang es Leutwein, mit den Bondelzwarts Frieden zu schließen. Sämtliche Truppen wurden nach Norden in Marsch gesetzt, um mit den Hereros abzurechnen. Inzwischen waren auch die ersten Verstärkungen aus der Heimat unter den Ludwig von Estorff und von Glasenapp eingetroffen. Im Verein mit der alten Schutztruppe konnten diese Kräfte im April 1904 die Hereros in mehreren ernsten Zusammenstößen, besonders in den Onjatibergen, zurückdrängen. Unsere Verluste in diesen Gefechten waren aber verhältnismäßig schwer, besonders an Offizieren. Fast das ganze Volk der Hereros zog sich dann am Waterberg auf engem Raum zusammen. So war die militärische Lage, als ich mit den ersten Transporten meines Regiments in Südwest eintraf. Der neue Oberkommadierende, Generalleutnant von Trotha, faßte den Entschluß, die Hereros mit allen Kräften anzugreifen. Es wurden sechs gemischte Abteilungen aus berittener Infanterie und Artillerie gebildet und zu einer konzentrischen Operation gegen den Waterberg bereitgestellt. Mein Detachement hatte von Südwesten aus vorzustoßen. Am 11. August früh begann der allgemeine Angriff. Die von Süden heranrückende Abteilung Mühlenfels stieß bei Hamakari auf die Hauptmasse der Orlogleute. In den hier entbrennenden schweren Kampf wurde auch das Hauptquartier verwickelt. Die aus Südost vorstoßende Abteilung Heyde wurde in dichtem Busch überfallen und zeitweise in dem unübersichtlichen Gelände, in dem die Hereros von den Bäumen Herabschossen, hart bedrängt. Auch die Abteilung Estorff stieß östlich von der Station Waterberg der Otawibahn auf heftigen Widerstand, während meine Abteilung an der Station Waterberg selbst in Kampf geriet gegen Hereros, die sich am Südabhang des Waterbergs geschickt in den Klippen eingenistet hatten. So wurde an vier räumlich weit auseinanderliegenden Stellen zum Teil bis in die Nacht hinein heftig gekämpft. Besonders ausgezeichnet hat sich dabei die Heliographenstation des Leutnants Auer von Herrenkirchen, die sich auf einer vorspringenden Klippe am Südrand des Waterberges eingenistet hatte und alle feindlichen Angriffe abwehrte. [...]

Dies ist ein Auszug aus den Lebenserinnerungen: Von der alten in die neue Zeit, von Berthold von Deimling.

Titel: Von der alten in die neue Zeit
Autor: Berthold von Deimling
Verlag: Ullstein
Berlin, 1930
Original-Leinenband, 15x22 cm, 281 Seiten, 2 sw-Fotos, einige Kartenskizzen

von Deimling, Berthold im Namibiana-Buchangebot

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