Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter, von A. W. Steffan et al.

Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter. Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte 2. Jg; Band 3. Windhoek; Wuppertal, 2002

Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter. Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte 2. Jg; Band 3. Windhoek; Wuppertal, 2002

Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter, von A. W. Steffan et al. ist eine zeitkritische Sammlung von Beiträgen zum deutschen Schuldkomplex. Der folgende Auszug stammt aus der Feder von Professor Dr. phil. Ernst Dammann (1904-2003).

Ernst Dammann  

Ostafrika war bis in das 19. Jahrhundert für die meisten Europäer ein unbekanntes Gebiet. Als einzige hatten sich etwa seit dem Jahre 1500 die Portugiesen an einigen Plätzen im heutigen Kenya (Malindi, Mombasa, Insel Pate) niedergelassen. Aber im 18. Jahrhundert mußten sie sich dort überall vor den Arabern zurückziehen. Diese waren schon an manchen Plätzen Ostafrikas, wie das griechische Buch "Periplaus des Erythrae-ischen Meeres" aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zeigt, ansässig geworden. Die Portugiesen mußten sich fortan auf ihren Besitz in Mocambique beschränken. Es sind m.E. zwei Tatsachen, die das Augenmerk vieler Europäer auf Ostafrika richteten. Eine war die Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1870, wodurch die Schiff-Fahrt vom Mittelmeer und von der Türkei nach Ostafrika erheblich verkürzt und gefördert wurde. Auch manches deutsche Schiff fuhr von Italien nach Ostafrika. Der andere Grund war, daß sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Interesse des Sultans von Oman (Südarabien) stark auf Ostafrika richtete. Bis dahin standen die arabischen Besitzungen an der ostafrikanischen Küste nominell unter der auf Pate herrschenden Nabhan Dynastie. Diese wurde unter dem Sultan von Oman, SAYYID SAID, immer mehr verdrängt. Die Residenz des Sultans wurde 1840 von Oman nach Sansibar verlegt. Schließlich mußte sich der Vertreter der Nabhan auf das kleine Witu im Norden des jetzigen Kenya am Tana zurückziehen. Sansibar, schon vorher ein Zentrum arabisch-afrikanischen Handels, gewann wirtschaftlich und politisch erheblich an Bedeutung. Dies wirkte sich auch auf das Sansibar gegenüber liegende ostafrikanische Küstengebiet aus, So wurde z.B. der größere Anteil der in anderen Ländern geschätzten Gewürznelken auf Sansibar und der dazu gehörigen Insel Pemba angebaut. In der Stadt Sansibar eröffneten bereits in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Hamburger Finnen Hansing & Oswald Filialen. Zu Deutsch-Ostafrika gehörten auch die beiden Länder Ruanda und Burundi. Sie wurden durch den sogenannten Versailler Vertrag im Jahre 1919 als Mandatsgebiet an Belgien übergeben und 1964 zu selbständigen Staaten. In beiden Gebieten wurde bereits in der deutschen Zeit mit der Missionsarbeit begonnen. Auf der Insel Sansibar begannen 1863 die Väter vom Heiligen Geist, eine katholische Organisation, mit der Missionsarbeit. Ihnen folgten 1864 Anglikaner von der Universitäten-Mission (UMCS). Sie errichteten auf dem ehemaligen Sklavenmarkt die ansehnliche Kathedrale. Von den Anglikanern ist besonders Bischof E. STEERE bekannt geworden, der sich als Bibelübersetzer und Afrikanist einen Namen erworben hat. Von deutschen Missionen arbeitete nur die Bethel-Mission 1886/87 kurze Zeit auf Sansibar. Wahrscheinlich waren deutsche Politiker sogar erfreut, daß sich außer diesem kurzen Versuch der Bethel-Mission keine andere deutsche Missionsgesellschaft auf Sansibar betätigte. Auf die Weise konnte man auch darauf hinweisen, daß Deutschland, wie später im Helgolandvertrag ausdrücklich erklärt wurde, kein Interesse an Besitz oder Einfluß an Sansibar habe. An der Küste nördlich des Rovuma und auf den vorgelagerten Inseln gab es keine Christen aus der portugiesischen Zeit. Der erste Missionar, der sich mit den ostafrikanischen Küstenländern beschäftigte, war der deutsche Missionar J. L. KRAPF (1810-81). In Basel ausgebildet, war er zunächst im Dienst der Britischen Kirchenmission (CMS) in Äthiopien tätig. Dortige Schwierigkeiten veranlaßten ihn, 1844 nach Ostafrika zu gehen, um dort unter den Galla (Oromo) zu arbeiten. Erstaunlicherweise erlaubte ihm der zuständige muslimische Sultan von Sansibar, SAYYID SAID, in der Nähe von Mombasa seine Missionsarbeit zu beginnen. So wirkte er zwar nicht unter Galla, sondern unter Kamba und Suaheli. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte hat er ein umfangreiches Schrifttum in afrikanischen Sprachen geschaffen. Bereits 1850 erschien seine Grammatik des Suaheli.  Aber schon früh ging sein Blick über seine Wirkungsstätte im heutigen Kenya hinaus. Im Jahre 1849 machte sein Mitarbeiter REBMANN eine Forschungsreise an den Kilima-Ndscharo, wobei er im Mai 1849 als erster Europäer den schneebedeckten Kibo erblickte und dafür auch bei manchen Geographen ungläubiges Kopfschütteln erregte. KRAPF selbst besuchte m.W. auch als erster Europäer die Landschaft Usambara und besuchte deren König in Wuga. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter, von A. W. Steffan et al.

Titel: Verantwortung und Verurteilung der im Geiste der Kolonialzeit begangenen Taten und Untaten der Urgroßväter
Herausgeber: Prof. Dr. A. W. Steffan
Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte 2. Jg; Band 3/2002
Windhoek; Wuppertal, 2002
Originalbroschur, 16 x 23 cm, 95 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen und Fotos

Steffan, A. W. und Kirschnereit, Kurt und Jäger-Lümmen, Anne und Dammann, Ernst und Haupt, Walter und Matzat, Wilhelm und Apitzsch, Wolfgang und Apelt, Werner im Namibiana-Buchangebot

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