Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister, von Dagmar Galin

Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister: Erster Kontakt mit Europäern in der Überlieferung Ozeaniens, von Dagmar Galin. Verlag Clemens Zerling. Berlin, 1997. ISBN 3884680641 / ISBN 3-88468-064-1

Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister: Erster Kontakt mit Europäern in der Überlieferung Ozeaniens, von Dagmar Galin. Verlag Clemens Zerling. Berlin, 1997. ISBN 3884680641 / ISBN 3-88468-064-1

Mit ihrem Buch, Vaaloa: Die Ankunft der Weissen Geister, stellt die Ethnologin Dagmar Galin den uns bekannten Berichten der zeitgenössischen Entdecker Ozeaniens, die Überlieferungen und die Optik der Südseebewohner entgegen.

Dagmar Galin  

„Sie waren wild, falsch, hinterlistig, diebisch und grausam ... scheu und rachsüchtig von Charakter", so schrieb P. J. Hüskes, Missionar vom heiligsten Herzen Jesu über die Melanesien Von einer Totenfeier äußerte er: „Bis spät in die Nacht dauerte dieser heillose Unfug." - „Ich kann euch sagen, daß dies die einzige Gegend der Erde ist, wo Menschen ohne Laster, ohne Vorurteile, ohne Bedürfnisse, ohne Streitigkeiten leben", behauptete dagegen Commerson, der Begleiter Bougainvilles, von den Einwohnern Tahitis. Ob „Primitiver", „Wilder", „affenähnlich", „Barbar" oder zu rettender „Heide", ob „auch ein Mensch", wie 1536 durch eine päpstliche Bulle festgesetzt; ob „guter Wilder" im rousseauschen Sinne oder, laut Hegel, zu den „Kindervölkern" gehörend - immer wurde das Urteil des Weißen Mannes über die von ihnen „entdeckten" Kulturen und Menschen von einer verachtenden bis nachsichtigen Überheblichkeit geprägt. Eine Unfähigkeit aufweisend, europäisch-weiß, später auch amerikanisch-weiß, das Fremde als gleichwertig zu akzeptieren, anzuerkennen, zu tolerieren. Hegel (Philosophie der Weltgeschichte) folgert in dünkelhafter Logik, daß etwa die indianische Kultur sterben mußte, „sowie der Geist sich ihr näherte". Selbst Ethnologen folgten und folgen Hegels Fußspuren in ethnozentrisch-arroganter Betrachtungsweise mit einer gedankenlosen Einteilung der Welt in „Kultur- und Naturvölker", sich letzteren zuneigend wie einem archäologischen Modell.

Mercure de France, November 1769

Auch nicht der entfernteste Flecken unserer Welt entging in den letzten Jahrhunderten dem, was der französische Ethnologe Robert Jaulin als „negative okzidentale Welt" oder, noch schärfer, als die „Kriminalität der weißen Zivilisation" bezeichnete. Wo überall der weiße Christ auftauchte, unter welchem Vorwand auch immer - auf der Suche nach neuen Handelswegen oder nach der mysteriösen Terra Australis Incognita, Suche nach Gold, nach strategischen Zielen, aus wissenschaftlichen Interessen oder um die Welt zu christianisieren -, er teilte das Land unter sich auf, verwandelte es in eine unangreifbare Kolonialwelt und zerstörte, was ihm im Wege stand: die ihm begegnenden Kulturen, Lebensräume und damit auch die Menschen selbst. Hatte dem „Wilden" wenig zu bieten außer der Einführung des Alkohols, außer Versklavung, Verbreitung neuer Krankheiten; außer Landraub und Massakern beim geringsten Widerstand. Die Überlegenheit des Weißen Mannes baute äußerlich auf all die ihm zur Verfügung stehenden Erfindungen im Schiffsverkehr, in der Waffentechnik (Feuerwaffe) und Werkzeugtechnik (Besitz des Eisens). Doch die psychologische Wirkung seines unerwarteten Erscheinens war ebenso ausschlaggebend. Und daraus entwickelte er seit dem Mittelalter ein maßloses Selbstbewußtsein, verbunden mit einer Kreuzfahrermentalität. Wie die Ethnologin Ruth Benedict dazu betonte, habe die weltweite Ausbreitung unserer Kultur uns in einem in der Geschichte nie dagewesenen Ausmaße davor bewahrt, uns mit den Kulturen anderer Völker ernsthaft befassen zu müssen, und habe ihr eine schwerwiegende Universalität verliehen, die wir als notwendig, unumgänglich und selbstverständlich ansähen: „Wir halten daran fest, daß alle uns vertrauten Beweggründe zwingend seien, und wir versuchen stets, unser Verhalten mit dem Verhalten schlechthin, unsere eigene Beschaffenheit mit der Beschaffenheit des Menschen zu identifizieren." Dies trifft heute mehr denn je zu. Kaum hatte Columbus seinen Fuß auf die Erde der „Neuen Welt" gesetzt, so ergriff er davon Besitz mittels einer Proklamation und mit entfaltetem königlichen Banner. Schlicht kommentierte er diesen Akt: „Und mir wurde nicht widersprochen." So oder ähnlich geschah es auch in den riesigen Weiten jenes Ozeans, der seinen irreführenden Namen einer langen Windstille verdankte, auf die der Portugiese Fernão de Magalhães auf seiner ersten Weltumsegelung 1521 dort stieß: der Stille oder Pazifische Ozean. Hier tauchte, soweit wir es wissen, der Weiße Mann mit seinen stolzen Segelschiffen zuerst im 16. Jahrhundert auf: Spanier und Portugiesen, gefolgt im 17. Jahrhundert durch Holländer, im 18. durch Engländer. Die politischen, wirtschaftlichen, auch wissenschaftlichen Motivationen wechselten, immer jedoch befanden sich Missionare verschiedenster Schattierungen im Gefolge. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister, von Dagmar Galin.

Titel: Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister
Untertitel: Erster Kontakt mit Europäern in der Überlieferung Ozeaniens
Autorin: Dagmar Galin
Verlag Clemens Zerling
Berlin, 1997
ISBN 3884680641 / ISBN 3-88468-064-1
Originalbroschur, 11 x 18 cm, 188 Seiten

Galin, Dagmar im Namibiana-Buchangebot

Vaaloa. Die Ankunft der Weißen Geister

Vaaloa. Die Ankunft der Weißen Geister

Vaaloa. Die Ankunft der Weissen Geister: Erster Kontakt mit Europäern in der Überlieferung Ozeaniens.

Weitere Buchempfehlungen

Südsee und die deutsche Seepost

Südsee und die deutsche Seepost

Atlas, Handbuch und Katalog der postalischen Entwertungen

Die Postgeschichte der Marianen 1899-1914

Die Postgeschichte der Marianen 1899-1914

Die Postgeschichte der Marianen 1899-1914. Eine umfassende Information zu einem kleinen kolonialen Sammelgebiet.

Der Cormoran

Der Cormoran

Der Cormoran: der Autor dieses Buches war Korvettenkapitän und berichtet aus dem Bereich der deutschen Südsee und China.

Missionsgeschichte, Kirchengeschichte, Weltgeschichte

Missionsgeschichte, Kirchengeschichte, Weltgeschichte

Christliche Missionen im Kontext nationaler Entwicklungen in Afrika, Asien und Ozeanien

Die Rheinische Missionsgesellschaft und der Missionshandel im 19. Jahrhundert

Die Rheinische Missionsgesellschaft und der Missionshandel im 19. Jahrhundert

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen die Auswirkungen der Handelsaktivitäten der Rheinischen Missionsgesellschaft im 19. Jahrhundert.

Kolonialkriegerdank-Kalender 1916

Kolonialkriegerdank-Kalender 1916

Antiquarischer Artikel

Deutsch-Neuguinea

Deutsch-Neuguinea

Aus der Schriftenreihe des Reichskolonialbundes: Deutsche Kolonialpolitik in Deutsch-Neuguinea.