Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985, von Udo Heiland

Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985, von Udo Heiland.

Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985, von Udo Heiland.

Der Verwaltungsangestellte Udo Heiland lebte von 1979 bis 1985 unter Moçambicanern und beschreibt aus dieser Zeit seine Arbeit, das Leben und zahlreiche Abenteuer, die er als DDR-Berater dort erlebte.

Udo Heiland  

Maputo (Dezember 1979 bis Mai 1980)

Vorbereitung: Irgendwann im Sommer des Jahres 1978 begann man sich in den Bezirken und Kreisen der damals noch existierenden DDR nach Reisekadern für Entwicklungsländer umzusehen. Während einer internationalen Statistikertagung in Indien hatte der Leiter der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik seine Dienststelle und deren Erfolge wohl etwas zu sehr gelobt, nun sollte er den Beweis auf internationaler Arena antreten ... Ich kannte jemanden, der bereit war, außerhalb unserer sicheren Grenzen zu arbeiten, da brauchte ich nicht weit zu schauen: Aber ich hatte Zweifel, ob eine Bewerbung überhaupt Sinn habe, weil ich erst seit kurzem in der Statistik tätig war. Noch befand ich mich im Unklaren mit mir selbst, als ich in meiner Luckauer Dienststelle Besuch aus der Berliner Zentrale erhielt. Neben anderen Problemen wurde auch die Frage eines Auslandseinsatzes besprochen. „Versuche es doch!" wurde ich ermuntert. „Eins ist klar: wenn Du dich nicht bewirbst, wirst Du nie rauskommen." - Die Entscheidung meinerseits und der ganzen Familie war damit gefallen, und wir fragten nicht, ob der Einsatz in Kuba, Angola, im Jemen oder in Äthiopien sein solle - Hauptsache, ein Stück von der Welt sehen. Eines Sonnabends im November - wir mußten wieder einmal eine unbezahlte Sonderschicht leisten - wurde mir von der Bezirks stelle in Cottbus telefonisch mitgeteilt, daß mich Berlin als Reisekader bestätigt habe, und zwar für einen zweijährigen Einsatz in Angola. Und nun sollte die Ausreise gleich Hals über Kopf erfolgen, aber wie das im Leben so ist, sie zog sich schließlich noch über einen längeren Zeitraum hinaus. Deshalb konnte ich zunächst bis Juni 1979 in Berlin an einem Lehrgang der portugiesischen Sprache teilnehmen. Da ich kein besonderes Sprachgenie bin, mußte ich mich beim Vokabellernen ganz schön abrackern - doch mit einem Ziel vor Augen fiel der Kurs leichter als gedacht. Es war beruhigend, daß es den meisten meiner Mitstreiter nicht besser ging. Im Sommer des gleichen Jahres veränderte sich das Zielland in Mocambique.

Im November, als wir bereits auf gepackten Koffern saßen, widerrief der Cottbusser Tropenarzt die Tropentauglichkeit für meine Frau Christine. Einsprüche gegen die ärztliche Entscheidung blieben erfolglos, weshalb ich - nach Beratung mit der Familie - zum Alleinreisenden bestimmt wurde. Auf die letzte Unsicherheit, ob mich der mocambicanische Partner als Berater für Handels- und Landwirtschafts Statistik überhaupt akzeptieren würde, bekam ich Anfang Dezember durch ein Telegramm Antwort. Der Ausreise stand endgültig nichts mehr im Wege. Ich verabschiedete mich von meinen Kolleginnen der Kreisstelle, denen ich angesichts ihrer Tränen und im Bewußtsein, nur einen Zweijahresvertrag zu haben, die Rückkehr in ihre kleine Runde ehrlichen Herzens zusagte. Weniger herzlich verlief die Verabschiedung beim Vorsitzenden des Rates des Kreises. „Wenn es nach mir gegangen wäre", so seine Worte, „dann würdest Du nicht ausreisen, hier gibt es schließlich auch genug zu tun." - Es ging aber nicht nach ihm. Am 15. Dezember 1979 um 23.50 Uhr erfolgte der Abflug mit einer IL 62 vom Flughafen Berlin-Schönefeld. Ach, wie fiel er mir schwer: Ich ließ die Familie mit zahlreichen ungeklärten Problemen zurück, und was mich erwarten und wie ich zurecht kommen würde, wußte ich nicht.

Ja, der Abschied fiel mir schwer, doch bereute ich ihn nicht - Afrika hatte gerufen! Das Ticket war ursprünglich auf den 3. Dezember ausgestellt worden. Viermal wurde der Flug allerdings kurzfristig verschoben. Während der ganzen Zeit saß ich auf gepackten Koffern. Die Nervosität der Familie war von Tag zu Tag gewachsen, so daß ich ein Angebot, die Abreise ins neue Jahr zu verschieben, ablehnte. An Bord der bis auf den letzten Platz belegten Maschine traf ich viele Kameraden vom Sprachlehrgang wieder, fast alle machten eine derart weite Reise zum erstenmal, für viele, nicht nur für mich, war es überhaupt die erste Flugreise. Dementsprechend groß war unsere Nervosität. Nach Zwischenlandungen in Lagos und Luanda landeten wir am folgenden Tag exakt 16.30 Uhr Ortszeit auf dem Internationalen Mavalane-Flughafen von Maputo. Im Laufe der Jahre bin ich dann, wenn auch auf verschiedenen Routen, insgesamt achtmal in Maputo gelandet. Während dieser Reisen lernte ich die Flughäfen von Lagos, Luanda und Daressalam, Sofia, Kopenhagen und Athen, Lissabon, Johannesburg und „Charles de Gaulle" in Paris kennen. Etwa 175 Stunden befand ich mich in der Luft und legte dabei rund 200.000 Kilometer zurück. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985, von Udo Heiland.

Buchtitel: Unter Moçambicanern
Untertitel: Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985
Autoren: Udo Heiland
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Leipzig, 2011
ISBN 9783862686223 / ISBN 978-3-86268-622-3
Klappenbroschur, 15x21 cm, 369 Seiten, einige sw- und Farbfotos

Heiland, Udo im Namibiana-Buchangebot

Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985

Unter Moçambicanern. Arbeit – Leben – Abenteuer 1979 bis 1985

Udo Heiland lebte von 1979 bis 1985 unter Moçambicanern und beschreibt aus dieser Zeit seine Arbeit, das Leben und zahlreiche Abenteuer.

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