Um der Gerechtigkeit willen, von Wessel Ebersohn

Um der Gerechtigkeit willen, von Wessel Ebersohn. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. Reinbek (Hamburg) 1983. ISBN 3499426226 / ISBN 3-499-42622-6

Um der Gerechtigkeit willen, von Wessel Ebersohn. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. Reinbek (Hamburg) 1983. ISBN 3499426226 / ISBN 3-499-42622-6

Wessel Ebersohns Südafrika-Roman "Um der Gerechtigkeit willen" ist dem Andenken an die Menschen von Sophiatown und dem ehemaligen Cato Manor gewidmet. Es ist auch all denen gewidmet, die Schmerzen und Demütigungen durch die Sicherheitspolizei erlitten haben und bereit waren, darüber zu sprechen. Sam Bhengu und alle anderen Personen in diesem Buch sind erfunden außer den historischen Persönlichkeiten wie Nelson Mandela und Beyers Naude.

Wessel Ebersohn  

Sam Bhengu wußte, daß er starb. Er hatte es von dem Moment an gewußt, als die Schmerzen aufgehört hatten. Aber die Realität hatte ihn noch nicht voll erreicht. Sie hatten ihn getötet, und es war nur noch eine Frage des Wartens. Es war für ihn aber nur eine verschwommene, fast abstrakte Erkenntnis. Warrant Officer Fourie saß, wie beinahe schon die ganze Nacht über, nahe der Tür. Er drückte mit der Rechten die Seiten eines aufgeschlagenen Taschenbuchs glatt, las aber nicht. Um nicht Bhengu oder den anderen Polizisten ansehen zu müssen, hatte er den Kopf dem dunklen Fenster zugewandt. Sein Haar, normalerweise sorgfältig gekämmt, hing ihm in die Stirn. Es war das einzige Zeichen des Kampfes in der Nacht, das Bhengu entdecken konnte. Hätte Bhengu den Kopf ein wenig weiter gedreht, hätte er auch den anderen Polizisten sehen können. Am Rande seines Blickfeldes hatte er einen undeutlichen Eindruck des Mannes, wie er auf dem stählernen Bürostuhl langsam vor- und zurückwippte. Bei jedem Schwung berührten seine Schultern die Wand. Es war Bhengu nicht möglich, ihn direkt anzuschauen. Er wurde von der Erinnerung überfallen, wie das Gesicht des Mannes vor wenigen Stunden ausgesehen hatte, aber er schob sie von sich. Er war überrascht, wie klar er sehen konnte. Jede Furche und jeder Schatten in Fouries Gesicht waren deutlich erkennbar. Der Tisch, an dem er saß, das Fenster dahinter und der Schreibtisch an der Tür, sie waren alle wie neu, ihre Umrisse schärfer und ihre Farben intensiver. Er versuchte, seine gefesselten Hände zu heben, aber seine Arme reagierten nicht. Sie blieben unbeweglich und hingen, durch das Zwischenglied der Handschellen zusammengehalten, schlaff über seinem Bauch. Er fragte sich, wie lange es gedauert haben mochte. Dieser Teil war ausgelöscht. Er konnte sich an das erinnern, was geschehen war, aber selbst da war er sich der Einzelheiten nicht sicher. Die Wanduhr über der Tür zeigte fünf Uhr. Er schätzte, daß Brown seit sieben Stunden fort war, fünf Stunden länger, als er beabsichtigt hatte. Er sah zu dem Fenster hinüber, an dem Fourie saß, und glaubte, ein Schwächerwerden der Dunkelheit zu erkennen, die mehr war als nur der Widerschein der Lichter der Stadt. Bhengu überlegte, wann die Schmerzen aufgehört hatten. Alles war jetzt so klar und so leicht zu verstehen, aber trotzdem lag er im Sterben, und er hatte keine Schmerzen. Sie müssen den Teil im Gehirn zerstört haben, mit dem man Schmerzen empfindet, dachte er. Der kleine Sack, nicht viel größer als eine Männerfaust, lag neben der Pritsche auf dem Boden. Wären seine Hände frei gewesen und hätte er sie bewegen können, hätte er danach greifen und ihn aufheben können. Er war umgefallen, und ein wenig Seesand war ausgelaufen. Jetzt sah er so unschuldig aus wie ein Kinderspielzeug, benutzt und beiseite geworfen. Er wandte den Kopf ab. Er konnte den Sack genausowenig ansehen wie den Polizisten. In seiner Vorstellung waren sie eins; der Polizist war der Sack, und der Sack war der Polizist. Es war ihm unmöglich, sie voneinander zu trennen. Er versuchte, sich auf die Seite zu rollen. Diesmal reagierten seine Muskeln ein wenig - ein kleines Zittern der Anstrengung -, aber die Bewegung war zu schwach, und seine Füße wurden durch Stahlfesseln gehalten. Er hob den Kopf, um seine Füße anzusehen. Die Knöchel waren geschwollen. An dem einen Fuß war außerdem die Haut zwei oder drei Zentimeter breit aufgeplatzt. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Südafrika-Roman Um der Gerechtigkeit willen, von Wessel Ebersohn.

Titel: Um der Gerechtigkeit willen
Autor: Wessel Ebersohn
Genre: Südafrika-Roman
Übersetzung: Karin Schulz-Meil
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH
Reinbek (Hamburg) 1983
ISBN 3499426226 / ISBN 3-499-42622-6
Originalbroschur, 11 x 19 cm, 201 Seiten

Ebersohn, Wessel im Namibiana-Buchangebot

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Der Südafrika-Roman "Um der Gerechtigkeit willen" erschien 1980 unter dem englischen Originaltitel "Store Up the Anger".

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