Teilnachlaß Ernst Rudolf und Anneliese Scherz, von Dag Henrichsen

Teilnachlaß Ernst Rudolf und Anneliese Scherz, von Dag Henrichsen. Basler Afrika Bibliographien

Teilnachlaß Ernst Rudolf und Anneliese Scherz, von Dag Henrichsen. Basler Afrika Bibliographien

Von Bearbeiter Dr. Dag Henrichsen liegt die zweite Registratur als Teilnachlaß Ernst Rudolf Scherz und Anneliese Scherz vor, nachdem 1988 die erste Registratur zum Teilnachlass Fritz Gaerdes herausgegeben wurde.

Dag Henrichsen  

Dr. Ernst Rudolf Scherz und Anneliese Scherz sind durch ihre Forschungsbeiträge zur Frühgeschichte und Ethnographie Namibias über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Das gilt insbesondere für die bekannte Dokumentation der "Felsbilder in Südwest-Afrika" und die Photodokumentationen zur Ethnographie Nordnamibias. Daneben erschienen von ihnen zahlreiche populäre Beiträge zu verschiedenen landeskundlichen Themen. Ihre Arbeiten stehen in einer auf intimer Landeskenntnis gründenden namibischen Forschungstradition von 'Laien und Amateuren', eine Tradition, die zugleich spezifischer Ausdruck des kulturellen Selbstverständnisses insbesondere der Namibia-Deutschen war und ist. Der promovierte Chemiker Ernst Emil Rudolf Scherz, genannt Ernst-Rudolf, wurde am 20. Juni 1906 in Cliestow bei Frankfurt a. d. Oder geboren. Im November 1933 begleitete er die Familie Dr. Hermann Loening, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland emigrieren musste, nach Südwestafrika und entschied, im Lande zu bleiben. 1938 verheiratete er sich hier mit Anneliese Margarethe Mathilde Fuss-Hippel, von ihren Freunden Lie oder Füsschen genannt. Sie wurde am 30. September 1900 in Exin (Posen) geboren und betrieb seit 1927 in Frankfurt a. d. Oder ein Photoatelier. Das Ehepaar lebte fortan in Windhoek, wo Anneliese Scherz photographisch tätig war während ihr Mann zunächst Einkäufer, von 1947 bis 1963 schliesslich Geschäftsführer des Karakulzuchtvereins für Südwestafrika (KZV) war. Von 1963 an widmete das Ehepaar sich ganz dem vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln (BRD) getragenen Forschungsprojekt "Felsbilder in Südwest-Afrika. Längere Aufenthalte in Europa in den 70er Jahren im Zusammenhang mit der Redaktionsarbeit für die Veröffentlichung der Felsbilddokumentation führten 1979 zur Übersiedlung des Ehepaares nach Hildesheim (BRD).Hier starb Ernst Rudolf Scherz am 6. Januar 1981, Anneliese Scherz, nachdem sie 1982 nochmals Namibia besuchte, am 21. Dezember 1985. Die enzyklopädische Dokumentation "Felsbilder in Südwest-Afrika", die rund 40000 einzeln kopierte Zeichnungen und Gravierungen umfasst , ging über die lokale Amateurforschung und die in den 40er Jahren zusammen mit Ernst Rudolf Scherz durchgeführten Forschungsarbeiten des Abbe Breuil, dem Begründer der modernen Felsbildforschung, in vielfältiger Weise hinaus. Ziel des Forschungsprojektes war eine systematische und technisch ausgereifte Datenerhebung, um eine empirische Grundlage für die mit erheblichen Schwierigkeiten verbundene Analyse und Interpretation der Felsbilder zu schaffen. Das Ehepaar Scherz hat diese Prozesse aktiv mitgestaltet, einerseits durch die berufliche Tätigkeit von Ernst Rudolf Scherz in dem für die expandierende Farmwirtschaft bedeutsamen Karakulzuchtverein und andererseits durch seine Mitgliedschaft in der Kommission für Natur- und Denkmalschutz (1949-1959) und im Vorstand der SWA Wissenschaftlichen Gesellschaft (1958-1973). Ihre dokumentarischen Arbeiten hat das Ehepaar als Aufzeichnungen von "traditionellem" afrikanischen Kulturgut vor dem Hintergrund des raschen gesellschaftlichen Wandels der afrikanischen Bevölkerung begriffen und im Falle der Felsbilder im Hinblick auf die aufkommende, zerstörerische Tourismuskultur verteidigt. Die zwischenmenschlichen europäisch-afrikanischen Beziehungen, ohne welche diese Arbeiten nicht denkbar sind, schlugen sich in zahlreichen Reisebeschreibungen, Erzählungen und Photographien nieder. Ihre sozialen und politischen Rahmenbedingungen, welche sich in Folge der südafrikanischen Dekolonisationsprozesse in den 70er Jahren wandelten, hat Ernst Rudolf Scherz zunehmend skeptisch beurteilt. 1979 schrieb er im Hinblick auf die Übersiedlung des Ehepaares in die BRD: "Erst ein von SWAPO und Südafrika freies SWA könnte mich zurück locken." Dieser nach knapp 50jähr1gem Landesaufenthalt vollzogene persönliche Bruch mit der Zukunft Namibias ist ebenfalls Teil der Geschichte der afrikanisch-europäischen Beziehung in diesem Land.

Teilnachlaß Ernst Rudolf und Anneliese Scherz, von Dag Henrichsen.

Titel: Teilnachlaß Ernst Rudolf und Anneliese Scherz
Bearbeitung: Dag Henrichsen
Herausgeber: Basler Afrika Bibliographien
Basel, Schweiz 1990
Broschur, 15x21 cm, 38 Seiten, 1 sw-Abbildungen

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