Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika 1904, von Werner Haak

Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika 1904, Werner Haak.  Peter's Antiques, Swakopmund 1994. ISBN 0620104988 / ISBN 0-620-10498-8

Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika 1904, Werner Haak. Peter's Antiques, Swakopmund 1994. ISBN 0620104988 / ISBN 0-620-10498-8

Seine Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika von 1904 wurden zwei Jahre, nachdem der Schutztruppenoffizier Werner Haak bei Kub im Gefecht gegen die Nama gefallen war, erstmals veröffentlicht.

Peter Haller  Werner Haak  

Okahandja, den 9. Oktober 1904

Seit dem 30. September sind wir nun schon hier; die acht Tage sind mir wie im Fluge vergangen. Die letzten Stationen, die wir auf unserer Fahrt passierten, zeigten alle Spuren der Kämpfe im Januar. Zerstörte Farmen, einfache Gräber der gefallenen Streckenarbeiter, die am Geleise beerdigt find, wo sie erschossen oder erschlagen aufgefunden wurden, und denen man nun ein Holzkreuz mit Namen und Datum gesetzt hat. Die Station Waldau, die letzte vor Okahandja, war noch mit Sandsäcken, Schießscharten usw. zur Verteidigung eingerichtet und vollkommen zerschossen und teilweise abgebrannt. Das verendete Vieh verbreitete einen pestilenzialischen Geruch, und auch hier, in nächster Umgebung des Lagers, trifft man alle Augenblick auf einen Ochsen- oder Pferdekadaver, die sich nachts die unzähligen verwilderten Hunde und Schakale streitig machen. Sie kommen bis dicht vor unsere Wohnung, und ihr heiseres Gebell hört man die ganze Nacht. Als wir Freitag abend gegen 7 Uhr hier ankamen, waren wir natürlich alle aufs äußerste gespannt, was man nun mit uns vorhatte. Von Trotha war ein nicht ganz verständliches Heliogramm gekommen, daß für die Batterien der Kolonnen Estorff und Deimling nach Otjimbinge und Epukiro sofort 80 Mann Verstärkung abgehen sollten; von Offizieren war nichts darin enthalten. Wir waren natürlich alle etwas deprimiert und hofften auf die alte Wahrheit, die, wenn je, hier in Afrika heimatberechtigt ist. daß es erstens anders kommt und zweitens, als man denkt. Am nächsten Tage bestimmte Major v. Redern, der Etappen-Kommandeur, auf eigene Verantwortung hin, daß je ein Offizier die Kolonnen begleiten sollte, und da natürlich ein jeder so schnell wie möglich nach vorn wollte, bestimmte Kleist, daß das Los entscheiden sollte, - es fiel auf Weinberger und Oberbeck, die sich nun, nachdem am Dienstag die Pferde zugeteilt waren, mit Freuden rüsteten. Donnerstag früh sollten sie auf „die pad" gehen. Als wir am Mittwoch abend noch einmal alle zusammensaßen und zur Feier des Abschiedes eine Flasche Rotwein aufgemacht war, und ich meine letzte Kiste heimatlicher Regenia [Anm: eine Zigarrensorte] herumgehen ließ, kam plötzlich gegen 10 Uhr abends der Befehl von der Etappen-Kommandantur „Transporte bleiben vorläufig hier, da in Owikokorero kein Hafer gefaßt werden kann". Dieser muß erst durch den Trakteur mit Automobilbetrieb heraufgeschafft werden. Die beiden Transporte bekommen nämlich keine Ochsenwagen mit, sondern müssen unterwegs Proviant und Rationen in den verschiedenen Magazinen ergänzen, die natürlich durch die vielen Nachschübe ganz ausgeplündert find. Namentlich Weinberger hat die schwierige Strecke nach Epukiro, unbekannte pad und unbekannte Wasserstellen. Gleichzeitig mit dieser Nachricht kam das Heliogramm über den vorläufigen Abschluß der kriegerischen Unternehmungen an der Ostgrenze, Flucht der Hereros in englisches Gebiet und Zurückverlegung des Hauptquartiers nach Okahandja. Doch blieb vorläufig der Befehl für die Batterie bestehen, und es war der Abmarsch für morgen festgesetzt, da bis dahin der Trakteur seine Arbeit verrichtet haben wird. Nun kam gestern von Leutwein aus Windhuk ein Telegramm, daß die Lage im Süden sehr ernst sei, das ganze Namaland im Aufstand, und daß er sämtliche Ersatzformationen nach Windhuk in Marsch zu setzen bitte. Redern hat darum gleichzeitig wieder das Hauptquartier angeblitzt, ob die Bestimmung für die Batterie bestehen bliebe oder sie nach Süden zu entsenden sei. Dies die Situation heute, Sonntag vormittag. Jedenfalls war es eine Lehre, abzuwarten und sich nicht zu ärgern, wie ich es schon tat, über die Aussicht, die anderen ziehen lassen zu müssen und vorläufig hier als „Ersatz-Batterie" zu figurieren. Es kann ja immer noch so kommen; aber auch dann habe ich mir fest vorgenommen, mich nicht zu ärgern; das bekommt einem hier nicht... Wir müssen eigentlich dankbar und zufrieden sein, daß wir uns in dieser Wartezeit erst etwas akklimatisieren und mit Pferd, Karabiner, Kleidung usw. eingewöhnen können. Die dünne Luft hier - wir find etwa in gleicher Höhe mit dem Brocken - hat bei manchem schon Nasenbluten hervorgerufen, und fast jeder hat bereits durch den Staub und die wahnsinnige Hitze - 33 Grad im Schatten und morgens nur 8 Grad - eine tüchtige Erkältung und Reizung der Atmungsorgane weg, mit aufgesprungenen Lippen und ähnlichen Begleiterscheinungen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch:Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika 1904, von Werner Haak.

Titel: Tagebuchblätter aus Südwest-Afrika 1904
Untertitel: Mitgeteilt von Wgm
Autor: Werner Haak
Original: Berlin: Boll u. Pickardt, 1906.
Verlag: Peter's Antiques
5. Auflage, Swakopmund 1994
ISBN 0620104988 / ISBN 0-620-10498-8
Broschur, 13x20 cm, 60 Seiten, 8 sw-Fotos, Schrift: Fraktur

Haak, Werner und Haller, Peter im Namibiana-Buchangebot

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Nachdruck der 1906 erschienenen Tagebuchblätter des Schutztruppenoffiziers Werner Haak, der 1904 im Gefecht bei Kub, Südwest-Afrika, fiel.

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Die Reihe Namibiana war eine Zeitschrift der Ethnologisch-Historischen Arbeitsgruppe der SWA/Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft.