Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914), von Horst Drechsler

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914), von Horst Drechsler. Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1996. ISBN 3515066896 / ISBN 3-515-06689-6

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914), von Horst Drechsler. Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1996. ISBN 3515066896 / ISBN 3-515-06689-6

Karte mit Verteilung der Konzessionsgebiete der grossen Land- und Minengesellschaften in Deutsch-Südwestafrika. (in: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2, von Horst Drechsler)

Karte mit Verteilung der Konzessionsgebiete der grossen Land- und Minengesellschaften in Deutsch-Südwestafrika. (in: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Band 2, von Horst Drechsler)

Aus der Reihe "Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte" betrachtet der zweite Band des Titels "Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft" die grossen Land- und Minengesellschaften der deutschen Kolonie in der Zeit von 1885 bis 1914.

Horst Drechsler  

DAS MONOPOL DER DEUTSCHEN KOLONIALGESELLSCHAFT FÜR SÜDWESTAFRIKA (1885-1892)
DIE DEUTSCHE KOLONIALGESELLSCHAFT FÜR SWA (1885-1892) WAHRT IHREN BESITZSTAND

Das Deutsche Reich trat mit dem berühmten Telegramm Bismarcks vom 24. April 1884, wodurch er Angra Pequena in SWA unter deutschen Schutz stellte, offiziell in die Reihe der Kolonialmächte ein. Angra Pequena sowie ein Küstenstreifen vom Oranjefluß bis zum 26. Grad in 20 Meilen Breite war 1883 von dem Bremer Kaufmann F.A.E. Lüderitz erworben wurden. Lüderitz hoffte, in seinem Gebiet Diamanten zu finden. Bismarck, der keine staatliche Kolonialpolitik treiben wollte, ging davon aus, daß Lüderitz kurz über lang eine Charter erbitten würde, um sein Gebiet selbständig zu verwalten. Das ging eindeutig aus dem umfangreichen „Promemoria betr. Angra Pequena" hervor, das Heinrich von Kusserow, der im Auswärtigen Amt koloniale Angelegenheiten bearbeitete, für und im Auftrag von Bismarck verfaßt hatte.1 Da sich Lüderitz' Erwartungen auf rasche Gold- und /oder Diamanten-funde jedoch nicht realisierten, verschlechterte sich seine finanzielle Lage zusehends. Es war unverkennbar, daß sein Unternehmen in SWA die Finanzkraft eines einzelnen bei weitem überschritt. Als er schließlich noch die Nachricht vom Totalverlust seiner Brigg „Tilly" erhielt, die vollbeladen vor Angra Pequena untergegangen war, war der Punkt erreicht, an dem Lüderitz handeln mußte. Im Februar 1885 wandte er sich an den bekannten Industriellen und nationalliberalen Politiker Friedrich Hammacher, der zugleich Vizepräsident des Deutschen Kolonialvereins (DKV) war, mit der Bitte um Hilfe. Bereits am 23. Februar 1885 fand in Berlin eine Sitzung des Vorstands des DKV statt, auf der der Präsident des DKV, Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, bei „absoluter Vertraulichkeit" darlegte, „wie der Besitzer von Angra Pequena durch das Festlegen seiner gänzlichen Mittel in diesem vor der Hand unproduktiven Unternehmen außer Stande sei, die Metallschätze des Landes zu exploitieren. Sein Vermögen reiche nicht mehr hin, weitere Verträge mit den Eingeborenen abzuschließen ... ebenso wie überhaupt das ganze für Deutschland so bedeutungsvolle Unternehmen zu fruktifizieren. Lüderitz' Wunsch sei daher, daß der DKV ein Konsortium ins Leben rufe, das ihm die nötigen Mittel an die Hand gebe." In der anschließenden Debatte empfanden alle, „daß die Angelegenheit die nationale Ehre berühre, daß diese Seite, nicht die wirtschaftliche", die entscheidende sei. Der Vorstand beauftragte hierauf das Präsidium, diesbezügliche Verhandlungen einzuleiten. Friedrich Hammacher, zusammen mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Johannes von Miquel, ebenfalls Vizepräsident des DKV, sondierten zunächst die Lage im Auswärtigen Amt. Dort wurde ihnen volle Unterstützung für ihre Pläne zugesichert. Als wesentlich schwieriger stellte es sich dann aber heraus, von Lüderitz aussagekräftige Unterlagen über seine finanzielle Lage zu erhalten. Nur recht zögerlich bequemte sich Lüderitz schließlich, in einer großen Denkschrift vom 25. Februar bis 5. März 1885 die Karten auf den Tisch zu legen. In dieser Denkschrift im Umfang von 12 handschriftlich engbeschriebenen Seiten gab Lüderitz einen Überblick über seine Erwerbungen und stellte optimistische Überlegungen über deren wirtschaftliche Verwertbarkeit an. Er bezifferte seine Gesamtausgaben für Angra Pequena ziemlich global auf ca. 925 000-930 000 Mark und forderte für den Verkauf seines Gebietes 600 000 Mark (400 000 Mark in bar und 200 000 Mark in Anteilscheinen der zu gründenden Gesellschaft). In einem kurzen Begleitschreiben an Dr. Hammacher vom 5. März 1885 erklärte Lüderitz, daß er sich an sein Angebot bis zum 1. April d.J. gebunden fühle. Das bedeutete im Klartext, daß Lüderitz von Hammacher eine Entscheidung innerhalb eines knappen Monats erwartete. Die Kontaktaufnahme von Lüderitz mit Hammacher/Miquel aber war nur eine und nicht einmal die wichtigste Seite der Medaille. Parallel dazu nahm Bismarck die Sache selbst in die Hand. In ausführlichen Verhandlungen mit Hammacher und Miquel erläuterte er diesen die schwierige Lage, in die DSWA durch den drohenden Zusammenbruch von Lüderitz kommen würde. Da Bismarck die Kolonie nicht fallen lassen wollte und konnte, beschwor er die beiden Herren vom DKV, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, eine „potente Gesellschaft" zu gründen, welche Lüderitz' Ansprüche übernehmen sollte. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem zweiten Band von Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914), von Horst Drechsler.

Titel: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft
Untertitel: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914)
Autor: Horst Drechsler
Reihe: Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Band 63
Verlag: Franz Steiner Verlag
Stuttgart, 1996
ISBN 3515066896 / ISBN 3-515-06689-6
Originalbroschur, 15 x 23 cm, 360 Seiten, 1 Faltkarte

Drechsler, Horst im Namibiana-Buchangebot

Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft: Die grossen Land- und Minengesellschaften (1885-1914)

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