Südwestafrika (Schwarz-Bildbücher), von Hans Joachim Rust

Südwestafrika (Schwarz-Bildbücher), von Hans Joachim Rust. Hans Schwarz Verlag, Bayreuth ca. 1960.

Südwestafrika (Schwarz-Bildbücher), von Hans Joachim Rust. Hans Schwarz Verlag, Bayreuth ca. 1960.

In den frühen 1960er Jahren erschien dieses reizende Fotobändchen Südwestafrika aus der Reihe Schwarz-Bildbücher. Der Text stammt von Hans Joachim Rust.

Hans-Joachim Rust  

Die Portugiesen entdeckten Südwests Küste 1484. Ihr entlang zieht sich in wechselnd breitem Streifen die Vollwüste die Namib. Dahinter türmt sich eine Mauer mächtiger Gebirge. Ihre Felsen sind nackt, ihre tiefgeschnittenen Täler unwegsam. Die Mauer trennt Küstenvorland und inneres Hochland. Dies krönt ein Massiv uralter Gebirge (über 2000 m). Von ihm senkt sich das Hochland nach Ost bis auf 1400 m in das Kalaharibecken. nach Nord und Süd bis zu den immer Wasser führenden Grenzflüssen des Kunene und Okavango resp. des Oranje. Das Hochland erfüllen endlose, einsame Steppen, von Bergkuppen überragt, von Flüssen iRivierenj zersägt. Aber sie sind trocken. In der Regenzeit (Süd-Sommer) können sie reißende Ströme werden. Aber oft fällt durch Jahre zu wenig oder gar kein Regen. Kein Gras wächst. Das letzte Wasser verdunstet. Die sandigen, steinigen Flächen glühen in der Sonne. Die blattlosen Bäume und Büsche tragen nur Dornen. Aber auch in guten Regenjahren verlieren der S und W Ibis zu 250 mm) nicht den Charakter der Halbwüste; erst im Nordost (über 350 mm Jahresdurchschnitt) zaubert der Regen grasreiche Steppen und wasserreiche Quellen. Mit Ausbreitung der Weißen vom Kap aus trat Südwest ins Licht der Geschichte. Im Süden rührten (wie im Kapland) gelbe Hottentotten ihr Nomadenleben und streiften braune Buschmannshorten durch das ganze Land. Meist in Gebirgsstöckcn wohnten die schwarzen Bergdama. Sie sprachen wie Hottentotten, aber sahen den Bantuvölkern im N ähnlich: den Hackbau treibenden Ambo und den Vieh züchtenden Herero, die sich seit etwa 1700 aus dem Kaokoveld auf der Wanderung nach SO und S befanden und ihre Herden hundert Jahre später bis Gibeon hin weideten. Zur selben Zeit wanderten aber neue Hottentottenstämme aus dem Kapland in Südwest ein, dort der Ausbreitung der Weißen auszuweichen, hier neue Weidegründe zu suchen. Sie jagten die Herero über den Swakop zurück. Hier und um das Zentralmassiv tobte der Krieg mit allen Schrecken durch Jahrzehnte. Mit den Hottentotten kamen Missionare ins Land. 1842 dehnten sie ihre Tätigkeit auf die Herero aus und legten den Grund für die zivilisatorische Entwicklung. Ihr Mittelpunkt wurde Otjimbingwe im Grenz- und Kampfraum zwischen Herero und Hottentotten. Hier trafen sich Reisende und Forscher, Jäger und Händler aus vielen Ländern. Die Missionare erzielten 1870 eine zehnjährige Kriegspause. In sie fällt die Niederlassung der Bastards bei Rehoboth, der letzten nichtweißen Einwanderer aus dem Kapland. Damals auch begann Englands Werben um die Gunst der Südwester Häuptlinge; 1878 besetzte es die Walfischbucht; als es doch sein Désintéressement im Hinterland erklärte, stellte Bismarck die Erwerbungen von Lüderitz unter deutschen Schutz (1884). Die Grenzen gegen Südafrika, Beschuanaland und Angola wurden in späteren Verträgen geregelt. Windhoek, im zentralen Massiv, wurde Hauptstadt (1890); ihre strategische Lage begünstigte die Beendigung der Eingeborenenkriege untereinander (1894) und die Befriedung der Aufständischen (1904/08). Nun begannen europäische Staatsführung und Wirtschaftsordnung sich auszuwirken. Im Geist des Schutzgedankens entstanden erste Versuche der Eingeborenen-Reservate; die Nomaden wurden seßhaft. Die Farmwirtschaft verlangte neue Wege der Wasserversorgung (Bohrlöcher, Dämme); alte Missionsstationen wurden vielfach Ansatzpunkte städtischer Entwicklung, Schul-und Sanitätswesen geordnet. Außer Siedlern kamen Kaufleute, Handwerker. Das Eisenbahnnetz erschloß und faßte das Land zusammen. Der Bergbau (Tsumeb-Erz) wurde seit Auffindung der Diamanten bei Lüderitzbucht ein wesentlicher Faktor der Südwester Wirtschaft. Durch den Versailler Vertrag (1919) erhielt die Südafrikanische Republik das Recht der integralen Verwaltung Südwestafrikas. Seither wurde die Karakulzucht ein bedeutender Faktor der Farmwirtschaft (Persianerfelle); im besser beregneten Nordosten blüht die Rinderzucht. Auf den Bewässerungsflächen des Har-dapdammes entstehen die ersten bäuerlichen Siedlungen. Neben dem weiter entwickelten Bergbau (Diamanten, Kupfer, Zinn) wurde nach dem 2. Weltkrieg die Fischindustrie wichtigster Industriezweig. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Südwestafrika (Schwarz-Bildbücher), von Hans Joachim Rust.

Buchtitel: Südwest Afrika
Text: Hans Joachim Rust
Fotografen: Collins; Ernst Rudolf Scherz; Federau
Hans Schwarz Verlag
Bayreuth, o. J. (ca. 1960)
Original-Broschur, 12x16 cm, 40 Bildtafeln, 1 Karte

Rust, Hans-Joachim im Namibiana-Buchangebot

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