Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, von Karl Dove

Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, von Karl Dove. Allgemeiner Verein für deutsche Litteratur. Berlin, 1896. (Ganzleinenausgabe)

Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, von Karl Dove. Allgemeiner Verein für deutsche Litteratur. Berlin, 1896. (Ganzleinenausgabe)

Karl Doves Werk, Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, war eine populärwissenschaftliche Version seines eigentlichen wissenschaftlichen Berichts von einer zweijährigen Reise und seiner Arbeit in der deutschen Kolonie (1892-1984.)

Karl Dove  

Reise nach Rehoboth

[...] Duft und v. Bülow hatten Windhoek bald nach Mittag verlassen, und da mein gefälliger Begleiter durch seine Thätigkeit im Store verhindert war, das Haus so früh zu schließen, wurde es halb fünf Uhr, bis wir endlich zum Aufbruch gerüstet waren. Der Weg zweigte sich schon nach kurzer Zeit von der nach Rehoboth führenden Straße ab, um in südwestlicher Richtung dem hohen, aus dem Hügellande weit vorspringenden Berge von Ongeama entgegen zu ziehen. Er blieb noch eine Strecke weit in ebener, abwechselnd von Buschwald und Graswuchs bedeckter Fläche. Dann begann er sich langsam zu heben, und nach einer Stunde befanden wir uns in den Bergen. Je mehr die Straße sich in diesen emporwindet, um so freier öffnet sich die Aussicht auf die hintereinander aufsteigenden Ketten, die jetzt in der abendlichen Beleuchtung auffallend den Eingängen in den oberen Schwarzwald oder in die Vogesen glichen. Denn trotz der über die Bergrücken hervorragenden Felsspitzen ist das Vorgebirge nicht so schroff wie die meisten Bodenerhebungen des Damaralandes; die Höhenzüge erinnern in ihren geschwungenen Linien, ihren runderen Formen und den baumbestandenen Abhängen weit eher an ein mitteleuropäisches Landschaftsbild. Und wie um diesen Eindruck noch zu verstärken, wehte uns eine strenge, kühle Bergluft entgegen. Zuletzt begann der Weg beim Umbiegen um eine hohe Kuppe sich steil in ein kleines Thal hinab zu senken, in dem wir von der Höhe aus den Wagen tief unter uns halten sahen. Vorsichtig kletterten unsere Pferde an der Berglehne herab, bis wir nach Sonnenuntergang an der Raststelle eintrafen. Da wir am andern Morgen sehr früh aufzubrechen gedachten, verabschiedete sich Nitzsche gleich nach dem Abendessen, und unsere Diener traten mit Hacke und Schausel an, um eine kleine Fläche des weichen Bodens von Steinchen. Gras und Zweigen zu säubern und unsere Korkmatratzen und Schlafdecken auf derselben auszubreiten. Dann ward das Licht gelöscht, und bald lag das ganze musterhaft solide Lager in festem Schlummer zu einer Zeit, um welche zu Hause die kleinen Kinder zu Bett gebracht werden. Nur einmal wurde die diese Ruhe unterbrochen, als Duft, von einem lauten Geknurr in den Felsen, das er für die Stimme eines Leoparden hielt, geweckt, uns ebenfalls aus dem Schlafe aufstörte. Doch dergleichen Vorkommnissen wird hier keine besondere Wichtigkeit beigemessen, und so lagen wir denn nach zehn Minuten wieder aus der Seite und träumten von Berlin und seinen Annehmlichkeiten, bis uns im Schlummer der erste Pferdebahnwagen vorüberzufahren schien. Leider war es nur die Glocke, die den Hals eines der Ochsen zierte, welche man eben zum Einspannen antrieb. So wurde denn hastig der Kaffee getrunken, und dann bestiegen meine Genossen ihre Pferde, um mit ihren Dienern voranzureiten, und wenn das Glück ihnen günstig, eine Antilope für die Feldküche zu ergattern, während ich beim Wagen zurückblieb, um die Leute, die bei der Ausbesserung eines Rades länger als nötig zu verweilen schienen, ein wenig zur Eile zu mahnen. Es war eine bunte Gesellschaft, die da teils arbeitete, teils müßig um unseren Wagen herumlungerte, und es waren unter ihr zufällig alle in Südwestafrika vorkommenden Rassen der Eingeborenen vertreten. Der Treiber, Paulus Klaaßen, war ein Bastard, allerdings einer von der wenig ansprechenden Sorte der Hoachanasleute, der Leiter des Wagens dagegen ein innerlich ebenso reiner, wie äußerlich schmutziger Hottentotte von dem zersprengten Stamme des Jan Jonker Afrikander. Mein Diener Harakab und unser Ochsenwächter waren Bergdamaras, demnach Vollblutneger, und die Diener der beiden andern Herren, welche so friedlich nebeneinander ritten, gehörten den zwei tödlich verfeindeten Hauptvölkern des Schutzgebiets an; v. Bülows Augustin Saviongea war ein Herero und ein naher Verwandter des alten Kamaharero und Dufts Wilhelm ein Hottentotte vom Stamme Hendrik Witboois. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, von Karl Dove.

Untertitel: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie
Autor: Karl Dove
Verlag: Allgemeiner Verein für deutsche Litteratur
2. Auflage. Berlin, 1896
Original-Leineneinband mit goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel, 14 x 21 cm, 348 Seiten, 16 photographische Abbildungen auf Tafeln und 1 Faltkarte

Dove, Karl im Namibiana-Buchangebot

Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie

Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie

Karl Dove bereiste 1892-94 Südwest-Afrika zu meteorologischen und wirtschaftsgeographischen Studien und sammelte diese Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie.

Südwest-Afrika (Verlag Hermann Paetel)

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Gekürzte Ausgabe des seltenen Werks 'Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie' im Verlag Hermann Paetel.

Deutsch-Südwestafrika (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 5)

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Seltener 5. Band aus der Reihe Süsserotts Kolonialbibliothek: Landeskunde von Deutsch-Südwestafrika.