Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922, von Kurt Dinter

Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922, von Kurt Dinter. Repertorium specierum novarum regni vegetabilis, Band XXIII (23); Verlag des Repertoriums; Dahlem bei Berlin 1923

Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922, von Kurt Dinter. Repertorium specierum novarum regni vegetabilis, Band XXIII (23); Verlag des Repertoriums; Dahlem bei Berlin 1923

Mit zahlreichen Orts- und Personenbezügen berichtet der Botaniker Kurt Dinter über den ersten Teil seiner erneuten Sammelreisen in Südwestafrika im Jahr 1922, der unter dem Titel "Succulentenforschung in Südwestafrika" erschien. Neben den fachlichen Ergebnissen erfährt der Leser viel über Dinters Erlebnisse in der früheren deutschen Kolonie.

Kurt Dinter  

Die Unmöglichkeit, ohne meine südwestafrikanischen Succulentenlieblinge auf die Dauer zu leben, mit denen ich mich in den letzten Jahren meiner Amtstätigkeit in Okahandja umgehen hatte, veranlaßten mich, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Ziel, noch einmal als Privatmann in Südwestafrika längere Zeit und abgesehen von den limitierten Reisegeldern, hemmungslos botanischem Forschen und Sammeln obliegen zu können, doch noch zu erreichen. Dieses Ziel ist erreicht, nach Überwindung recht erheblicher Schwierigkeiten allerdings, über die sich zu verbreiten nicht hierher gehört. Am 20. Februar [1922] verließ ich mit dem herrlichen neuen Ostafrikadampfer Ussukuma im Eisgang der Elbe Hamburg, stieg am 23. März am Strande der verlorenen zweiten Heimat [Südwestafrika] aus, verhandelte von der Farm Lichtenstein in den Auasbergen, 6. Wochen lang mit der heutigen Regierung wegen Unterstützung meines Reisezweckes durch frachtfreie Beförderung meines Ochsenwagens und meiner 10 Treckochsen von Rehoboth bis nach Aus, sowie wegen zur Verfügungstellung eines Güterwagens für die Dauer von 5-6 Monaten als Wohn- und Arbeitswagen für mich und meine 3 Hereros und kostenlose Beförderung in diesem nach jeder von mir gewünschten Station. Dies wurde gewährt gegen das Versprechen, nach Kapstadt, Pretoria und Canada-Junktion im Transvaal, sowie nach Windhoek lebende von mir gesammelte Pflanzen zu liefern, eine zwar sehr lästige, mir viel Arbeit aufbürdende, aber doch etwa 1570 Shilling mir ersparende Bedingung. Der andern Partei kostet's die Wagenschmiere. Meinen guten Ochsenwagen und die 10 Ochsen, für die ich in Okahandja 140000 M. bezahlt hatte, ließ ich, als ich mich von Aus nach Westen, also der Wüste zuwandte, in Aus, 130 km östlich Lüderitzbucht in sehr guter Weide zurück, um sich von den Strapazen der Arbeit um Aus zu erholen und für die Anstrengungen der Pad von Aus bis in die Südost-Ecke des Landes am Oranje und das Umfahren der Großen Karasberge brauchbar zu werden. In der Regel wird der Ochsenwagen leer meinen Eisenbahnwagen von Station zu Station begleiten, so daß ich in den Stand gesetzt bin, von jeder Station als Zentrum größere Sammeltouren zu unternehmen. Eine idealere Form des Sammelreisens kann für Südwestafrika kaum gedacht werden. Zumal, wenn der Eisenbahnwagen so schöne runde Räder wie mein Ochsenwagen hätte. Sapienti sat! Ich will im folgenden über meine succulenten Funde seit meiner Ankunft im Lande berichten. Walfischbay mit seiner versalzenen glatten Küstenfläche bietet überhaupt kein Pflanzenwachstum. Die berühmte und vielbesprochene Nara = Acanthosicyos hórrida kommt über 5 km Entfernung von der Küste nicht westwärts vor. Dieses höchst merkwürdige blattlose, gefährlich dornige, aufrechtwachsende, Flugsand zu Dünen häufende; Kürbisgewächs, dessen gut faustgroße Stachelfrüchte von herrlichem Aroma und wundervoll süß sind, ist hier grundwasseranzeigende Brakpflanze und kann nur als alkaligene oder Pseudosucculente bezeichnet werden. Dasselbe gilt von der nördlich an der Bahn nach Swakopmund massenhaft bis 2 m hohe Dünen bildenden Salsola aphylla und der weißfilzig behaarten Salsola Zeyheri. Ebenfalls dünenbildend ist das Brak-Mesembrianthemum M. salicornioides, das zwischen Walfischbay und Swakopmund von der Bahn aus viel zu sehen ist. Diese wenigen Brakpflanzen bestreiten den größten Teil des landschaftlichen Reizes auf dieser öden 30 km langen Strecke. Dicht vor Swakopmund quert man das breite Swakopbett und freut sich über große schön grüne Flecke darin, die von der mächtig wasseraufgedunsenen Chenopodiacee Arthrocnemum glaucum gebildet werden. Alles, was man sonst im Swakopbett sieht, ist mit Ausnahme eines massenhaften einjährigen Mesembrianthemum (identisch oder verwandt mit M. crystallinum.) kosmopolitisch, wie die Papaveracee Argemove mexicana und der bis 3 m hohe gelbblühende Tabak Nicotiana glauca oder Produkt des pflanzenreichen Hinterlandes, aus dem die Samen bei jedem Abkommen des Swakop hier zur Ruhe und Keimung gelangen. […]

Dies ist ein Auszug aus: Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922, von Kurt Dinter.

Titel: Succulentenforschung in Südwestafrika (1. Teil)
Untertitel: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922
Autor: Kurt Dinter
Reihe: Repertorium specierum novarum regni vegetabilis, Band XXIII (23)
Verlag: Verlag des Repertoriums
Fabeckstraße 49, Dahlem bei Berlin 1923
Originalbroschur, 16 x 23 cm, 80 Seiten

Dinter, Kurt im Namibiana-Buchangebot

Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922

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