Sturm über Südwest, von Walter Nuhn

Sturm über Südwest. Ein düsteres Kapitel der deutschen kolonialen Vergangenheit Namibias, von Walter Nuhn. Bernard & Graefe. Bonn 1997.  ISBN 3763758526 / ISBN 3-7637-5852-6

Sturm über Südwest. Ein düsteres Kapitel der deutschen kolonialen Vergangenheit Namibias, von Walter Nuhn. Bernard & Graefe. Bonn 1997. ISBN 3763758526 / ISBN 3-7637-5852-6

In seinem Werk Sturm über Südwest schreibt Walter Nuhn über Gründe die den Hereroaufstand begünstigten, wie die Kreditverordnung der Reichsregierung und deren Folgen.

Walter Nuhn  

Mit der Zunahme der Spannungen zwischen Schwarz und Weiß zu Beginn dieses Jahrhunderts sahen sich der Gouverneur und seine Beamten vor wachsende Schwierigkeiten gestellt: Auf der einen Seite mußten sie die Wellen der Erregung unter den Herero, vor allem in den konservativen Kräften unter Assa Riarua, glätten, die unablässig von der Gouvernementsregierung forderten, sie solle dem Treiben der weißen Händler im Hereroland Einhalt gebieten, die Gleichbehandlung der Schwarzen vor Gericht erwirken und das weitere Hereindrängen weißer Siedler in das Hereroland unterbinden. Auf der anderen Seite galt es, den Klagen der weißen Ansiedler entgegenzuwirken, die in der deutschen Presse immer wieder behaupteten, der Gouverneur bevorzuge die Eingeborenen und verweigere den Neusiedlern geeignetes Siedlungsland. Gleichzeitig sollten aber auch die Forderungen der Kolonialpolitiker und der Unternehmer in der Heimat, die hinter den mit der Vergabe von Siedlungsland geizenden Konzessionsgesellschaften standen, erfüllt werden. Diese verschiedenartigen und konträren Vorstellungen und Interessen miteinander in Einklang zu bringen, war ein schier unmögliches Unterfangen, an dem letzten Endes jeder Gouverneur scheitern mußte. Um die bestehenden Spannungen zu mildern und ein friedliches Zusammenleben zwischen Schwarz und Weiß trotz allem zu gewährleisten, war Gouverneur Theodor Leutwein bestrebt, zwei Grundprobleme anzupacken: Zunächst mußte die hohe Verschuldung der Eingeborenen abgebaut werden. Dies wollte Leutwein erreichen, indem statt des Kaufes auf »Schuld«, d. h. auf Kredit, der Kauf ausschließlich auf das Prinzip der Barzahlung zurückgeführt werden sollte. Zu diesem Zweck plante er eine Verordnung, die ein glattes Verbot jeder Kreditgewährung an Eingeborene und jeder Einklagbarkeit solcher Kredite und eine Tilgung bereits gewährter Kredite innerhalb von zwei Jahren vorsah. Wegen dieser Verordnung kam es zu langwierigen Verhandlungen mit der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin und mit dem Kolonialrat, einem Sachverständigen-Gremium. Dieser Kolonialrat, in dem auch Vertreter des Großkapitals saßen, meldete Bedenken an, da nach seiner Ansicht durch die Einschränkung der Kreditvergabe an Eingeborene das Interesse weniger bemittelter Weißer an einer Ansiedlung in Südwestafrika nachlassen würde, so daß es zu einer Verlangsamung der weißen Einwanderung und zu einer Beeinträchtigung der Interessen der Großunternehmer käme. Am Ende stand ein unglücklicher Kompromiß: Die Forderung Leutweins, den gesamten Eingeborenenhandel auf das Prinzip der Barzahlung zu stellen, wurde - mit Rücksicht auf die Händler - als zu weitgehend angesehen und statt dessen in einer in Norderney am 23. Juli 1903 erlassenen Verordnung festgelegt, daß bisher gewährte und neue Kredite an Eingeborene binnen Jahresfrist für ungültig erklärt werden. Was in gutgemeinter Absicht am »grünen Tisch« ersonnen worden war, sollte sich jedoch in der Realität binnen kurzem als verhängnisvoll erweisen und das genaue Gegenteil hervorrufen: Die Händler, um ihre Außenstände bei den Eingeborenen bangend, fühlten sich nun unter Zeitdruck und ließen jetzt erst recht jede Rücksichtnahme beim Eintreiben der Schulden fallen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Sturm über Südwest, von Walter Nuhn.

Buchtitel: Sturm über Südwest
Untertitel:  Ein düsteres Kapitel der deutschen kolonialen Vergangenheit Namibias
Autor: Walter Nuhn
Verlag: Bernard & Graefe
4. Auflage, Bonn 1997
ISBN 3763758526 / ISBN 3-7637-5852-6
Originalkartoneinband mit Schutzumschlag, 16x24 cm, 396 Seiten, mit fotografischen Abbildungen auf Tafeln und im Text

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