Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman, von Fritz Spiesser

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman, von Fritz Spiesser. Original-Kartoneinband, Verlag Eher Nachfahren, München 1939.

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman, von Fritz Spiesser. Original-Kartoneinband, Verlag Eher Nachfahren, München 1939.

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman. Autor: Fritz Spiesser. Original-Halbleineneinband, Verlag Eher Nachfahren, München 1942.

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman. Autor: Fritz Spiesser. Original-Halbleineneinband, Verlag Eher Nachfahren, München 1942.

Schicksal Afrika (Fritz Spießer). Original-Halbleineneinband; Eher Nachfahren, München 1939.

Schicksal Afrika (Fritz Spießer). Original-Halbleineneinband; Eher Nachfahren, München 1939.

Der in Südafrika aufgewachsene Intelektuelle Fritz Spiesser bindet Kindheitserinnerungen, Jugendepisoden und erste Liebeleien in seinem Roman Schicksal Afrika ein. Ein Kolonialroman ist das wirklich lesenswerte Buch beileibe nicht.

Fritz Spiesser  

[...] Wenn wir so auf unsere Jugend zurückblicken, dann ist es, als ob sich der Strom verenge zu einem Fluß; die Ufer treten heran; von hier und heute aus gesehen sind die Ufer so ferne, desto prägnanter tritt nun das wirklich bedeutsame, das Profilverleihende heraus. Aus dem Fluß wird ein Bach, ein Rinnsal schließlich, und wieder sind die Ufer so entlegen ferne, daß wir alles nur noch verschwimmend sehen. Endlich schneidet der Strich des Horizontes in dieses Bild ein. Den Quellbach zu erblicken, ist uns verwehrt. Ich stehe und luge scharf zurück und erblicke diesen Strich des Vergessens. Ich erkenne nicht mehr, was dahinter liegt. Manchmal, wenn ich auf den Zehen stehe, dann rückt dieser Strich ein winziges hinaus, und ich ahne mehr, als ich erkenne, dahinter viel Sonne, Sonne und wieder Sonne. Eine Viehtränke auf dem Ausspannplatz zu Windhuk greift aus dem Nichts der Vergessenheit über den Strich, und sie ist das erste, was ich, mit aufgelösten Konturen, ausmachen kann. Dann, deutlicher schon, aber noch in flimmernder Horizontnähe, ist es ein Ochsenwagen auf einer Farm und ein schwarzer Treiber davor mit pfeifender Swipp. Ah, unser erster Jungentraum: einmal Ochsentreiber zu werden, die baumhohe Bambusswipp mit dem Zehn-Meter-Riemen zu schwingen, schrill und kehlig zu brüllen: „He, Donner, Holland, Lekman, Plaat, heii, hopp, rei!" Ja, jetzt erkenne ich die Leitochsen deutlicher. Sie brechen aus dem trägen Staubchaos hervor. Ächzen und Stöhnen und dazu das Knarren des schweren, ungefügen Wagens dringen klar zu mir. Und da bist du, Vater, ganz deutlich, die erste Gestalt, die ich ungetrübt erkenne. Du stehst auf dem Windhuker Ausspannplatz und erklärst mir, wie man einen „Knall" macht, weißt du noch? Du schwingst die schwere Swipp, und mit meiner kleinen Spielzeugswipp versuche ich, deinen gewaltigen, gedehnten Peitschenbässen durch helle, eilige Stakkati zu folgen. Vater, du stehst am Horizonte und winkst noch einmal? Ach, Vater, ich habe inzwischen gelernt, die große Swipp zu schwingen. Ach, es ist nichts Besonderes dabei. Prinzip der Sirene, Schwingungen der Luft, wie ich später in Deutschland lernte, Schallwellen mit dreihundertunddreißig Meter Geschwindigkeit. Kein Geheimnis mehr, Vater; keine Zauberei mehr, Vater! Aber wenn du die große Swipp noch einmal schwingen wolltest, ich weiß, Vater, deine Arme sind müde und ungelenk von dreißig Jahren harter Arbeit für Südwest, ich glaube, ich wäre doch wieder der kleine Junge, der dir bewundernd lauschte! Vater und Mutter sind also die ersten, an die sich deutliche Erinnerungen knüpfen. Sie sind Knotenpunkte der Zeit, die spärliches Netzwerk von Begebenheiten für uns festhalten. Erst mit der Schule, diesem Elementarereignis des jungen Lebens und seiner ständigen Bedrohung während vieler Jahre, setzt dann die kontinuierliche Erinnerung ein, welche die sporadische nun ablöst. Jezt beginnt das Kind langsam die Zeit als Ablauf und Folge zu erleben, nicht mehr als Idylle und Kreislauf, aber dieses Bewußtsein wächst ganz zart und tastend. Und nun sehe ich sie vor mir, meine scheu verehrten oder grimmig gehaßten Lehrer. Ich sehe euch, meine Kameraden, wie wir uns am ersten Schultage in bewaffneter Neutralität musterten; wir kannten uns zwar in Windhuk oder Swakopmund schon alle vorher, denn die Welt dort in ihrer Grenzenlosigkeit des Raumes ist klein in der Zahl ihrer Menschen; aber wenn wir uns auch kannten, der neue Schulranzen und die ungewohnte Örtlichkeit machten uns verlegen, selbst fremd voreinander. Wir schämten uns wohl auch des unbehaglichen Aufzugs, der uns lächerlich dünkte: wir hatten neue Anzüge an, sogar Schuhe, Schuhe, die wir zwischen sechs und vierzehn Jahren nur noch neunmal anziehen sollten. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman, von Fritz Spiesser.

Titel: Schicksal Afrika
Unterttitel: Ein Kolonialroman
Autor: Fritz Spiesser
Zentralverlag der NSDAP Eher Nachfahren
München, 1942
Originalkarton, 13x19 cm, 382 Seiten

Spiesser, Fritz im Namibiana-Buchangebot

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman

Schicksal Afrika. Ein Kolonialroman

Im den sehr lesenswerten Roman 'Schicksal Afrika' hat der Autor zahlreiche Erinnerungen und Episoden seiner Jugend in Südwestafrika einfließen lassen.

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