Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts, von Reinhart Bindseil

Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts, von Reinhart Bindseil. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1988. ISBN 3496009837 / ISBN 3-496-00983-7

Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts, von Reinhart Bindseil. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1988. ISBN 3496009837 / ISBN 3-496-00983-7

Das kolonialhistorische und biographische Werk Reinhart Bindseils, Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts, entstand mit Unterstützung der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes, der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz und von Inter Nationes.

Reinhart Bindseil  

IV. Richard Kandt als Stabsarzt im Ersten Weltkrieg (1914-1918)

Anfang 1914 befand sich Richard Kandt im Heimaturlaub in Deutschland und ließ sich in Haffkrug an der Ostsee nieder. Mit dem Wasser war er seit seiner Schülerzeit in Kolberg verbunden. Als privater Afrikaforscher hatte er schließlich durch seine Karawane den Titel »Kanayoge«, der immer Badende, erhalten, weil er jede Gelegenheit nutzte, in Flüssen zu schwimmen. Unter diesem Namen ist er noch heute in Ruanda bekannt. Im Sommer 1914 an der Ostsee badete er aber nicht nur. Sein Verleger hatte ihn gebeten, sein Werk »Caput Nili« wieder durchzusehen und eine dritte, ergänzende Neuauflage vorzubereiten. Er strich nur wenig in seinen alten Texten und setzte stattdessen ergänzende Passagen hinzu, da er ehrlich zu eigenen, auch überholten Meinungen stehen wollte. So räumte er per Ergänzung z. B. ein, daß er bei seiner ersten Ankunft in Dar-es-Salaam geglaubt habe, der Zauber Afrikas bestehe stark aus einem gut bemessenen Gehalt, schönen Pensionsaussichten und besseren Diners als in der Heimat. Nun wisse er, daß es einen afrikanischen Zauber und eine Anziehungskraft des Kontinenten auch ohne Gehalt, Pensionen und Diners gebe und daß er selbst eigentlich schon wieder Heimweh nach Afrika habe. Gleichzeitig bekannte er, daß er sein Buch seit 10 Jahren zum ersten Mal wieder durchsehe und fühle, wie seine Jugend dahingegangen sei. Kandt spürte melancholisch, daß er den Zenit seines Lebens überschritten hatte. In den Tagen vom 28. Juli bis 04. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Kandt empfand es als schweren Schlag, vom Kriege im Heimaturlaub überrascht zu werden und nicht in Ruanda auf Posten sein zu können. In Deutschland könnt er lediglich aus der Ferne die Ereignisse in Ruanda verfolgen. Sein Vertreter in Kigali, Hauptmann Max Wintgens, übernahm das Kommando der wenigen deutschen Truppen. Bei Beginn des Krieges wurde auf Befehl des Oberkommandierenden in Dar-es-Salaam, des Oberstleutnants Paul von Lettow-Vorbeck, der größte Teil der in Ruanda stationierten 11. Kompanie abgezogen, um in einer anderen Region Deutsch-Ostafnkas dringend eingesetzt zu werden. Hauptmann Wintgens bewies sogleich große Fähigkeiten darin, in Eile die in Ruanda verbliebenen afrikanischen Polizeikräfte militärisch auszubilden, um mit ihnen eine Truppe aufzubauen. In der protestantischen Mission von Rubengera wurde ein bescheidenes Lazarett eingerichtet. 1915 wurde dorthin und sogar bis Kissenji vom Tanganyikasee aus die erste Telefonleitung Ruandas bastlerisch installiert. Auch der ruandische König gewährte durch eine Zahl Krieger militärische Unterstützung. Mit Hilfe der Requirierung eines Motorbootes der evangelischen Mission in Rubengera am Kivusee, das mit einer kleinen Kanone ausgestattet wurde, eroberte Wintgens 1914 die Insel Idjwi und hielt »die Seeherrschaft auf dem Kivu-See« bis 1916. In Deutschland wurde es als die persönliche Leistung Kandts gewertet, daß während des Krieges König Musinga zu Deutschland hielt uns amtierenden Residenten Hauptmann Wintgens handelte. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts, von Reinhart Bindseil.

Titel: Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts
Untertitel: Begegnungen und gemeinsame Wegstrecken. Historischer Abriß der deutsch-ruandischen Beziehungen mit einer biographischen Würdigung des einstigen deutschen kaiserlichen Residenten
Autor: Reinhart Bindseil
Verlag: Dietrich Reimer
Berlin, 1988
ISBN 3496009837 / ISBN 3-496-00983-7
ISBN 9783496009832 / ISBN 978-3-496-00983-2
Originalbroschur, 17 x 24 cm, 290 Seiten, 11 Fotos und 5 Karten, Text: Deutsch; Französisch

Bindseil, Reinhart im Namibiana-Buchangebot

Ruanda und Deutschland seit den Tagen Richard Kandts

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Historischer Abriß der Beziehungen Deutschlands zu Ruanda mit einer Biographie des einstigen kaiserlichen Residenten, Richard Kandt.

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