Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia, von Peter Sulzer

Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia, von Peter Sulzer. Basler Afrika Bibliographien, Basel 1981.

Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia, von Peter Sulzer. Basler Afrika Bibliographien, Basel 1981.

Der Schweizer Dr. Peter Sulzer übersetzte von der katholischen Mission in Südwestafrika / Namibia gesammelte Preisgedichte und Verse der Herero, Dama, Kavango, Tswana, Nama und Baster.

Peter Sulzer  

Die Sammlung gliedert sich in Preisgedichte einerseits und eine Gruppe von Versen verschiedenen Inhalts anderseits. Unter den Preisgedichtei nehmen die Hymnen auf Örtlichkeiten den ersten Rang ein; ihnen folgen Preisgedichte auf Personen. Die Herkunft der Gedichte spiegelt sich im Stand der gepriesenen Personen wider: sie betreffen fast ausschliesslich Geistliche, Bischöfe, Missionare, die ihre Lebenskraft in Südwest eingesetzt und verbraucht haben. Sie sind sprechende Zeugnisse für die Wertschätzung der katholischen Mission in Namibia wie auch für die Opferbereitschaft der Priester selbst. Es ist kein Zufall, dass diese zu den ersten Anzeichen eines literarischen Schaffens in Südwestafrika-Namibia zählende kleine Sammlung von Preisgedichten und Versen aus der christlichen Mission hervorgegangen ist und dass sie dadurch ein weitgehend christliches Gepräge hat. Überall in Afrika bis zurück zu ihren Anfängen in Süd- und Westafrika um 1800 ist geschriebene afrikanische Literatur, sind selbst Sammlungen von afrikanischer Oraldichtung im Schosse von Missionen entstanden. Und SWA-Namibia befindet sich heute literarisch gesehen im Anfangsstadium — eine Feststellung, die im Blick auf den geographisch fast einmaligen Charakter dieses riesigen, dürren, kaum bevölkerten Landes keinerlei Vorwurf an die Adresse der derzeitigen Verwalter zum Ausdruck bringen soll. Ist, muss man sich vielmehr fragen, Schreiben und Dichten in einer von elementaren Mächten bestimmten Wüsten- und Halbwüstenregion eine Lebensnotwendigkeit, eine Existenzfrage? Dass heute geschrieben wird, zeugt vom Erwachen der so verschieden gearteten Völker Namibias, einem Erwachen, das von Erfolg gekrönt sein wird, wenn Vernunft und Klugheit mit ihm Schritt halten. Die Abhängigkeit dieser ersten dichterischen Versuche von der Mission, von europäischen Vorbildern, zeigt sich abgesehen vom Inhalt, den Priesterhymnen und den christlichen Gedankengängen, formal in der Vorliebe für den gereimten Vers, der ja der afrikanischen Volksdichtung fernliegt. Aber wie in der anderswo in Afrika von Missionen geförderten Literatur ist auch hier neben der Abhängigkeit von Vorbildern ein gutes Stück afrikanische Eigenständigkeit zu verspüren: etwa formal in der Neigung zur Zwiesprache; manche Gedichte versteht man nur, wenn man sie sich als Dialog vorstellt. Afrikanisch sind vor allem auch die Preishymnen mit ihren Anspielungen auf Orte, Personen, Begebenheiten, mit den vielfältigen Rätseln also, die sie uns aufgeben. Dem Afrikaner genügt ein Name, und schon sind die Assoziationen wachgerufen, die in ihm Begeisterung auslösen, weil sie ihm das Verständnis für den uns verborgenen Zusammenhang ermöglichen. Um im Sinne des Ethnologen diese Preisgedichte wirklich «verstehen» zu können, müsste man sie mit einem ausgiebigen Kommentar versehen, der den Rahmen dieser Publikation vollkommen sprengen würde. [...]

OKAWANGO, Preisgedicht von Karl Peter Shija Shijaka

Muttersprache: Nyangana; KAVANGO (Dirigostamm); März 1965

Okawango, o mein Fluss,
Wo üppig wuchert Schilf und Busch.
Bei dir gab's Fische noch zu fangen,
Wenn unsere alten Lieder klangen.

Okawango, mein Rivier,
Du Lebensader von Mensch und Tier,
Das Krokodil sonnt sich im Sand
Mit Augen rund wie Brillenrand.

Okawango, sag mir dreist:
Warum ist deine Zucht so feist?
S'gibt Wasser hier und Gras genug
Und anderes mehr, wirst schon noch klug.

Gumma-Höhe, meine Freude,
Meiner Jugend grünste Weide,
Ein Tummelplatz der Kinderwelt,
Und Böcklein tanzen über das Veld.

Zimmermann, suchst etwa Holz?
So reich mir Salz, sei nicht zu stolz.
Ich zeig dir dann, wo für den Schragen
Du füllen kannst den Ochsenwagen.

Da gibt es Holz von allen Sorten,
Woran's gebricht an andern Orten.
Da gibt es kräftige Shivibäume
Nicht weniger als Rotholzbäume.

Die Zunge ist mir trocken worden,
Da ich dich pries, du Strom von Norden.
Wie preis ich Dich, lass es mich wissen,
Ich will stets Deine Flagge hissen.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia, von Peter Sulzer.

Titel: Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia
Herausgeber und Übersetzer: Peter Sulzer
Sammlung: Horst Ueberall
Reihe: Beiträge zur Afrikakunde, Band 3
Basler Afrika Bibliographien
Basel, 1981
Originalbroschur, 15x21 cm, 46 Seiten

Sulzer, Peter und Ueberall, Horst im Namibiana-Buchangebot

Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia

Preisgedichte und Verse aus Südwestafrika-Namibia

Die hier präsentierte Sammlung von ins Deutsche übersetzten Preisgedichten und Versen aus Südwestafrika-Namibia wurden von Pater Horst Ueberall gesammelt.

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