Politisch heißes Mosaica Africana. Usuthu – Ruf nach Frieden, von Harald Stöber

Politisch heißes Mosaica Africana. Usuthu – Ruf nach Frieden, von Harald Stöber.

Politisch heißes Mosaica Africana. Usuthu – Ruf nach Frieden, von Harald Stöber.

Die nachhaltige Erfahrung, die der Reisejournalist Harald Stöber in Südafrika mit Medien, Diplomaten und Kirchen Ende der 1980er Jahre gemacht hat, spiegeln sich in seinem Buch ‚Politisch heißes Mosaica Africana. Usuthu – Ruf nach Frieden’ wider.

Harald Stöber  

Politische Stürme in Südafrika

Dieser Abschnitt sollte eigentlich gar nicht sein, denn vor uns lag die Tour nach Swasiland, QwaQwa und Lesotho - in die „Länder in den Wolken", aber die zum Teil live miterlebten politischen Ereignisse, die uns kaum Luft zum Atmen ließen, zwangen zum Umdisponieren. Südafrika befindet sich noch bis zum 6. September 1989 im Wahlkampf, der mit allen Mitteln geführt wird, wobei im Zentrum die Auseinandersetzungen der NP (Nationale Partei) mit der KP (Konservative Partei) stehen: Die NP propagiert auf der Grundlage ihres 5-Jahresprogrammes ein „neues Südafrika" - will also auf geordneten Wegen eine möglichst umfassende Öffnung, während die KP (aber nicht nur sie) vehement den eigenen Burenstaat fordert und zurück in die „gute alte Verwoerd-Zeit" drängt. Verwoerd gilt als Vater der gesetzlich verankerten Apartheid, und die KP will, dass dort fortgefahren werden müsse, wo einst Verwoerd aufhören musste; er wurde am 6. September 1966 von einem geistesgestörten Aushilfsboten im Parlament zu Kapstadt erstochen. Etwas abseits, aber allenthalben sichtbar, agiert die DP (Demokratische Partei), eine sich progressiv gebende neue Gruppierung linksliberaler Kräfte und finanziell angeblich abhängig vom Großindustriellen Oppenheimer. Stichpunkte, die ahnen lassen, wie dramatisch es bis dato zuging: PW Botha empfängt Nelson Mandela. Robert Mugabe „sieht Veränderungen" in Südafrika. Papst Paul II. wird für Mai 1990 avisiert. DP-Führer beim ANC in Lusaka. Bush gegenüber de Klerk positiv eingestellt. In Südwestafrika formiert sich die NPF. Südafrika streicht Milliarden für „Namibia". Kenneth Kanunda plaudert vorzeitig Treffen mit de Klerk aus. Schwere Krise zwischen Kabinett und PW Botha. Staatspräsident wirft nach dramatischer Zuspitzung das Handtuch. Wir sind bei der Vereidigung de Klerks zum Amtierenden Staatspräsidenten live dabei.

Medienmanipualtionen

Die Leser werden sich am Morgen des 13. Juli 1989 die Augen gerieben haben, denn in übergroßen Lettern meldeten die Zeitungen ein sensationelles Treffen, und zwar jenes zwischen Staatspräsident PW Botha und dem seit fünfundzwanzig Jahren wegen Sabotage einsitzenden Nelson Mandela, designierter Führer des ANC (African National Congress). Das Treffen fand ohne Vorankündigung bereits am 5. Juli im repräsentativen Tuynhuis statt, dem altehrwürdigen Kapstädter Sitz des südafrikanischen Staatsoberhauptes. Das Treffen verlief in Anwesenheit des Justizministers K. Coetsee, der danach folgende äußerst nüchterne Erklärung abgab:

„Präsident PW Botha traf am 5. Juli 1989 im Tuynhuis inoffiziell mit Nelson Mandela zusammen, als dieser dem Staatspräsidenten einen Höflichkeitsbesuch abstattete. Das Treffen dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Politische Themen wurden nicht erörtert, und es wurden keine Verhandlungen geführt. Präsident Botha und Mandela nutzten die Gelegenheit, um zu bestätigen, dass sie einer friedlichen Entwicklung in Südafrika ihre Unterstützung geben. Das Gespräch fand in einer angenehmen Atmosphäre statt. Die Möglichkeit weiterer Schritte oder Begegnungen wurde nicht erwähnt. Ich war bei dem Besuch anwesend."

Außenminister „Pik" Botha bezeichnete dieses Treffen als „das wahrscheinlich bedeutendste derzeitige Ereignis in der Geschichte Südafrikas", und Mandela selbst ließ verlauten, „dass er bei seinem seit 28 Jahren für richtig gehaltenen Standpunkt bleibe, dass der Dialog mit der breiten demokratischen Bewegung - insbesondere mit dem ANC - der einzige Weg sei, Gewalt zu beenden und Frieden für das Land zu schaffen. Er wolle mithelfen ein Klima zu schaffen, das den Friedensprozess in Südafrika beschleunige." Wer jedoch die politischen Bewegungen der letzten Jahre verfolgt hat weiß, dass die südafrikanische Regierung jenen Mandela unzählige Male aufgefordert hat, der Gewalt endlich abzuschwören, was der ANC-Führer jedoch genau so oft kategorisch abgelehnt hat!

Nun ist man sich also zumindest darüber einig, dass es nur den friedlichen Weg in die Zukunft gibt - eine politische Einsicht von tiefgreifender Bedeutung und wohl tatsächlich der Wendepunkt in der südafrikanischen Innenpolitik, der als hausgemacht gilt und nicht als etwa vom Ausland erzwungen. Die öffentlich bekanntgemachte Verpflichtung zum Frieden, insbesondere von Seiten Mandelas, dürfte den Weg zu seiner Freilassung ebnen, mit der ein entscheidendes Hindernis für Verhandlungen beseitigt werden wird. Die „Cape Times" schrieb hierzu am 10. Juli 1989: „Wir dürfen hoffen, daß dieses beiderseitige Bekenntnis einen Wendepunkt markiert: weg von der Gewalt und hin zu Frieden und Aussöhnung in Südafrika!" […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Politisch heißes Mosaica Africana. Usuthu – Ruf nach Frieden, von Harald Stöber.

Buchtitel: Politisch heißes Mosaica Africana
Untertitel: Usuthu – Ruf nach Frieden
Autor: Harald Stöber
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Leipzig, 2011
ISBN 9783862686261 / ISBN 978-3-86268-626-1
Broschur, 15x21 cm, 254 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Stöber, Harald im Namibiana-Buchangebot

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