Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer, von Karl Hans Röttcher

Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer, von Karl Hans Röttcher. Karl Hans Röttcher. Edition Jägerleben. Verlag J. Neumann-Neudamm AG. Melsungen, 2015. ISBN 9783788817091 / ISBN 978-3-7888-1709-1

Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer, von Karl Hans Röttcher. Karl Hans Röttcher. Edition Jägerleben. Verlag J. Neumann-Neudamm AG. Melsungen, 2015. ISBN 9783788817091 / ISBN 978-3-7888-1709-1

Karl Hans Röttchers ostafrikanisches Jagdtagebuch schildert Erlebnisse aus den 1960er bis 1980er Jahren, in denen der in Kenia und Tansania arbeitende Mediziner seine Safaris mit einem Zelt und einem Volkswagen-Käfer unternahm.

Karl Hans Röttcher  

Ankunft in Kenia

Januar 1968. Drei Tage zuvor bin ich aus Frankfurt mit einer VC 10 der BOAC in Nairobi gelandet. Im Flugzeug stand mein vom Vater geerbter Krieghoff Drilling neben mir, die Patronen befanden sich im Koffer. Heute völlig unvorstellbar. Den Wintermantel, in dem ich ankam, konnte ich wegen der Hitze sofort ausziehen. Ich würde ihn nie mehr benutzen. Ein Taxi fuhr mich in die Stadt. Nicht weit vom Airport lag ein toter Mann auf der Straße, sein abgefahrenes Bein neben ihm. Das Taxi fuhr einfach vorbei. Mir kamen Zweifel über mein Ostafrika-Abenteuer. In der Tasche hatte ich einen Einjahresvertrag als Chirurg mit dem Flying Doctor Service in Kenia. Mein zukünftiger Arbeitgeber wollte erst einmal nichts von mir wissen, es war ein verlängertes Wochenende. Alles schien wesentlich gelassener zuzugehen als zu Hause. So lud mich mein Bruder Dieter, der seit zwei Jahren in Nairobi arbeitet, zu einer dreitägigen Jagdsafari ins Masailand ein. Ein baumlanger amerikanischer Veterinär ist mit zur Jagd und Dieters Koch Mwangi wird im Lager helfen. Nach einer stundenlangen Rüttelfahrt in einem Land Rover, den ich zur Eingewöhnung auch fahren darf, zelten wir am Spätnachmittag unter großen Schirmakazien am Rand eines Trockenflusses. Wir sitzen beim Schein eines flackernden Feuers, essen zu Abend und trinken ein Kenia-Bier. Ich bin beeindruckt und überwältigt. Über uns der riesengroße, klare Sternenhimmel, der Feuerschein erhellt die gelben Stämme der Akazien mit ihren kuppelartigen Ästen. Fremde Gerüche und unbekannte Tierstimmen um uns, alles ist neu und aufregend. Beim Herfahren habe ich große, eckig wirkende, braune Kongoni, auch Hartebeest genannt, flüchten sehen. Kleinere weiß-braune Grant-Gazellen mit bogenförmig aufragenden Gehörnen waren häufig. Sogar eine Hyäne habe ich dicht am Lager gehört. Vor Aufregung schlafe ich wenig. Zu Hause habe ich Afrikageschichten von Hemingway, Ruark und Schilling verschlungen, jetzt bin ich selber mittendrin in Ostafrika in der Masaisteppe. Früh stehen wir auf, es beginnt gerade zu dämmern. Mwangi hat ein Feuer entfacht, Tee dampft und wärmt uns. In der Ferne höre ich eigenartige, bellende Laute. „Zebras", klärt mich Dieter auf. Im Halbdunkel können wir gerade die schwache Fahrspur ausmachen. In zwei Autos brechen wir in verschiedene Richtungen auf. Offene Flächen mit kurzem gelben Gras wechseln mit Akazienwäldchen. Eine riesige Ebene ist schwarzgrau - frisch abgebrannt. Der Wind wirbelt feine graue Asche und verkohlte Grasreste auf. Neben einer in Büschen verstreuten Herde Kongoni halten wir an. Sie tragen sehr unterschiedliche Hörner. Jüngere Tiere vermag ich leicht an fast geraden Spießen oder leicht nach innen gewinkelten Hornspitzen zu erkennen. Zu entscheiden, was mit Sicherheit ein Bulle, noch dazu ein älterer, guter ist, fällt mir schwer. Sie sind immer in Bewegung, ziehen durcheinander und von uns fort. Die Gehörne der männlichen Grant-Gazellen sehen für mich alle groß aus. Man muss sie möglichst oft sehen und vergleichen, um sie richtig einschätzen zu können. Hornlänge, Dicke und Auslage, alles spielt eine Rolle. Bei den kleineren, lebhafter gefärbten Thomson-Gazellen ist es einfacher, denn hier kann die Hornlänge gut mit der Lauscherhöhe verglichen werden. Parallel zu uns flüchtet eine Fleckenhyäne mit wie behindert wirkenden Sprüngen durch die Büsche. Ein Sekretär, schwarzweiß mit langen, fächerförmigen Kopffedern und unendlich langen Beinen stolziert würdevoll durchs Gras. Wir steigen aus und pirschen an einem Trockenflüsschen entlang. So unterschiedliche Fährten und Losung habe ich noch nie gesehen. Es riecht nach Tieren und unbekannten Pflanzen. Gute zwei Stunden pirschen wir durch die immer heißer werdende Steppe. Staubig und durstig kommen wir zurück ins Lager. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer, von Karl Hans Röttcher.

Titel: Ostafrikanisches Jagdtagebuch
Untertitel: Safari mit Zelt und Käfer
Autor: Karl Hans Röttcher
Reihe: Edition Jägerleben
Genre: Jagderinnerungen
Verlag: J. Neumann-Neudamm AG
Melsungen, 2015
ISBN 9783788817091 / ISBN 978-3-7888-1709-1
Kartoneinband, 15 x 21 cm, 224 Seiten, etliche Fotos

Röttcher, Karl Hans im Namibiana-Buchangebot

Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer

Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Safari mit Zelt und Käfer

Ostafrikanisches Jagdtagebuch: Jagderlebnisse des Autoren auf Safari mit Zelt und VW-Käfer in Kenia und Tansania.