Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika, von Eugen Fehr

Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika, von Eugen Fehr. Laetare-Verlag. Nürnberg, 1973. ISBN 3783900468 / ISBN 3-7839-0046-8

Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika, von Eugen Fehr. Laetare-Verlag. Nürnberg, 1973. ISBN 3783900468 / ISBN 3-7839-0046-8

Eine der zahlreichen eurozentrischen Namibia-Denkschriften der 1970er Jahre, über den 'Befreiungskampf' und den gesellschaftlichen Wandel in Südwestafrika.

Eugen Fehr  

Der Ruf nach Freiheit und Menschenwürde

»Ich behaupte nicht, daß es für Menschen verschiedener Rassen leicht ist, in Frieden miteinander zu leben. In meiner Jugend habe ich das nicht erlebt, und so hat es mich zuerst überrascht, daß Menschen verschiedener Rassen friedlich zusammenleben konnten. Aber heute weiß ich, daß es möglich ist, und daß es etwas ist, worum wir ringen müssen. Ich habe gelernt, daß unser Volk den Fortschritt von niemandem als Geschenk erwarten kann, weder von den Vereinten Nationen noch von Südafrika. Der Fortschritt ist etwas, wofür wir kämpfen und arbeiten müssen. Wir erwarten nicht, daß mit der Unabhängigkeit all unsere Nöte ein Ende haben werden; doch wir glauben, daß unser Volk, wie alle Völker, das Recht hat, sich selbst zu regieren. Es geht im Grunde gar nicht darum, ob Südafrika uns gut oder schlecht behandelt, sondern darum, daß Südwestafrika unser Land ist und wir unsere eigenen Herren sein wollen.« Diese Worte sprach einer der geistigen Führer des südwestafrikanischen Widerstandes, Toivo ja Toivo, vor dem südafrikanischen Gericht in Pretoria, das ihn im Februar 1968 wegen »Terrorismus« zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilte, und der heute noch im Gefängnis sitzt. In dieser Aussage finden sich drei Grundelemente, die den Freiheitskampf Namibias kennzeichnen: Sehnsucht nach einer Gesellschaft, in der verschiedene Rassen friedlich nebeneinander leben und die Sklaverei der Rassendiskriminierung aufgehoben ist; das Bewußtsein, den Kampf für die Freiheit selbst in die Hand nehmen zu müssen, und schließlich der Wille zu Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, trotz der klaren Erkenntnis, daß die Herrschaft Südafrikas rein wirtschaftlich erhebliche Vorteile für das Land bringt. Über die Ziele des Freiheitskampfes in Namibia sagte der Präsident der SWAPO (South West Africa People's Organisation), Sam Nujoma: »Es gibt in Namibia genügend Platz für alle seine Bewohner; alle können miteinander leben, miteinander am Aufbau arbeiten und die Reichtümer des weiten Landes auf der Grundlage der Gleichheit untereinander teilen. Nach Ansicht der SWAPO betreffen Befreiung und Unabhängigkeit das ganze Volk von Namibia. Unabhängigkeit ist die Entfaltung des ganzen Menschen, die gegenseitige Achtung und die Akzeptierung der anderen Menschen als gleichwertig. Unabhängigkeit verlangt, daß sich jeder gegenüber dem andern so verhält, wie er wünscht, daß sich der andere ihm gegenüber benimmt, und daß jeder nach seinen Kräften am Wohle des Landes und Volkes mitarbeitet und sich in all seinen Tätigkeiten als verantwortliches menschliches Wesen fühlt. Unabhängigkeit ist die Bildung einer neuen menschlichen Persönlichkeit, deren Geist, Gefühle, Ausdruck, Arbeiten und Taten durch ihr Bewußtsein der Verantwortung gegenüber der gesamten Menschheit motiviert sind, und zwar gegenüber einer Menschheit, in der Haß, Diskriminierung, Unterdrückung anderer, Gewalt, soziale und wirtschaftliche Ausbeutung für immer begraben sind. Dies sind die Ecksteine der SWAPO-Politik sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene.« Derartige Erklärungen sind in ihrem ganzen Gewicht nur auf dem Hintergrund der tatsächlichen Lage in Südwestafrika zu verstehen. Die farbige und schwarze Mehrheit der in Namibia lebenden Menschen sieht sich, seit der weiße Mann in ihre Geschichte eingetreten ist, einer Politik gegenüber, die in ihrem Grundsatz alle Menschen nicht-weißer Hautfarbe als minderwertig betrachtet. Diese Haltung wird tagtäglich im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben durch konkrete Maßnahmen bestätigt; das ganze Herrschaftssystem baut von Jahr zu Jahr in vollkommenerer Weise auf dem Prinzip auf, einen Stamm gegen den andern, ein Volk gegen das andere, eine Rasse gegen die andere auszuspielen. Je mehr die politisch bewußten Widerstands- und Befreiungskämpfer dieses Herrschaftsprinzip durchschauen, desto größer und intensiver wird ihr Wille, diese immer feingliedriger und enger werdenden Zwänge der Trennung von Stämmen, Völkern und Rassen zu sprengen. Sie wollen eine neue Gesellschaft der Freiheit aufbauen, in der Menschen verschiedener Rassen zusammen- und miteinander leben können. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika, von Eugen Fehr.

Titel: Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika
Autor: Eugen Fehr
Verlag: Laetare-Verlag
Nürnberg, 1973
ISBN 3783900468 / ISBN 3-7839-0046-8
Originalbroschur, 12 x 19 cm, 193 Seiten, antiquarischer Artikel

Fehr, Eugen im Namibiana-Buchangebot

Namibia. Befreiungskampf in Südwestafrika

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Eine Sicht der Geschichte des Befreiungskampfs in Südwestafrika / Namibia.

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